Bayern-Jäger in Topform

Das Topspiel der Bayern-Jäger ist für RB Leipzigs Trainer Marco Rose eine Rückkehr zu Borussia Dortmund. Es geht um eine Titelchance.
Als Marco Rose von Borussia Dortmund entlassen wurde, hielt Julian Brandt dies »für einen Scherz des Satiremagazins ›Postillon‹«. Zehn Minuten lang habe er im Mai 2022 »in Schockstarre« verharrt. Zehn Monate später aber stellt sich Rose mit dem vor Kraft strotzenden Herausforderer RB Leipzig zum Duell der Bayern-Jäger beim BVB vor, und die Borussia bricht mit einem Brandt in Galaform Rekorde: Am Ende hat sich die Trennung für alle Seiten ausgezahlt.
»Ich freue mich auf eine Menge Leute in Dortmund, habe die Woche auch schon ein, zwei Telefonate geführt«, berichtete Rose vor dem Wiedersehen am heutigen Freitag (20.30 Uhr/live DAZN). Auch sei er »dort ja nicht zerlegt worden«. Er habe bei der Dortmunder Borussia durchaus einige Prozesse angeschoben, letztlich fügten sich dann »ein paar Dinge so, dass ich da nicht mehr Trainer bin«.
Sondern: bei RB Leipzig. Vom Traditionsverein ab ins Reagenzglas. Daher ahnt Rose, dass die Dortmunder gelbe Wand noch einmal einige Dezibel lauter sein wird, wenn sich das verhasste »Konstrukt« die Ehre gibt. Doch egal: »Vor allem will ich ein Fußballspiel gewinnen.« Nicht nur der BVB mit seinen neun Pflichtspielsiegen in Serie, ein Vereinsrekord, auch seine neue Mannschaft sei schließlich »ganz gut drauf«.
So gut, dass das Duell mit der »Ex« ein Wegweiser sein wird. Entweder können die Leipziger eine sehr ordentliche Saison spielen und wieder um die Champions League kämpfen - oder sie können tatsächlich erstmals Meister werden. RB wäre bei einem Sieg noch einen Punkt hinter dem BVB und maximal vier Zähler von der Spitze entfernt. Christopher Nkunku könnte am Freitag wieder in der Startelf stehen.
In Dortmund haben sie sich 2022 schnell für Edin Terzic als Nachfolger entschieden, der während Roses Zeit quasi auf der Warmhalteplatte saß. »Er ist ein ganz feiner Mensch und toller Trainer«, lobte der RB-Coach, zudem scheint Terzic den Borussen die ewigen Mentalitätsprobleme auszutreiben. Ein Sieg wäre der achte in der Bundesliga in Folge - auch das: Vereinsrekord für die Dortmunder.
»Beide Mannschaften werden komplett auf Sieg gehen«, vermutet Terzic, »das ist eine herausragende Möglichkeit für uns, so laut zu sein wie noch nie.« Wie stark allerdings der Gegner sein könne, habe der BVB bei der 0:3-Niederlage im Hinspiel selbst gespürt, es war Roses RB-Debüt. Seit diesem sechsten Bundesliga-Spieltag hat keine andere Mannschaft im Oberhaus mehr Punkte geholt als die Leipziger (37).
Das größte Kopfzerbrechen bereiten dem BVB dennoch nicht Aufstellung und Taktik, sondern der Warnstreik der Gewerkschaft Verdi im Nahverkehr. Befürchtet wird ein riesiges Verkehrschaos, Dortmund bittet mit der Polizei um äußerst rechtzeitige Anreise und warnte vor im Notfall »sehr unpopulären Entscheidungen«.