Barca im Kopf, Fürth vor der Brust

Vor dem Spiel der Spiele gegen den ruhmreichen FC Barcelona wartet ein krasses Kontrastprogramm auf Eintracht Frankfurt: In der Fußball-Bundesliga geht es am Samstag gegen Greuther Fürth.
Oliver Glasner hat dann gar nicht erst versucht, dieses bevorstehende Jahrhundertspiel gegen den FC Barcelona kleinzureden oder totzuschweigen. »Das ist hier in der Stadt allgegenwärtig«, sagt der Trainer der Frankfurter Eintracht. »Wir wollen das gar nicht wegschieben, es ist ein Highlight.« Das größte Spiel seit 62 Jahren, um genau zu sein.
Unglücklicherweise steht vor dem Festakt in der Europa League am Donnerstag noch ein Bundesligaspiel an, und da könnte der Kontrast größer nicht sein: Gegner am Samstag (15.30 Uhr/Sky) im Waldstadion ist die Spielvereinigung Greuther Fürth, der abgeschlagene Letzte aus Franken, der in seiner Geschichte erst zum zweiten Mal überhaupt in der Eliteklasse antritt und von insgesamt 61 Partien 39 verloren hat. Viel mehr Zwerg geht nicht - zumindest im Vergleich zum FC Barcelona, einen der ruhmreichsten und glorreichsten Vereine auf diesem Planeten. Aber vor Barca kommt Fürth. So ist es halt. Ob es Glasner also gelingen wird, den Fokus bei seinen Profis umzulenken, weg von dem Spiel der Spiele hin zum Alltag in der Bundesliga gegen den designierten Absteiger? Vieles, man weiß das, spielt sich Unterbewussten ab. Das ist ein Balanceakt, ein schmaler Grat. Findet der Coach aber gar nicht: »Das ist nicht schwierig.« Seine Spieler hätten gar nicht so viel Zeit, um sich mit der übernächsten Aufgabe zu befassen, was nicht so ganz stimmt. Denn Freizeit haben die Fußballer genügend, und es gibt in der Stadt tatsächlich nur noch ein Gesprächsthema: Barca.
Hasebe für Hinteregger
»Das Beste, was wir im Hinblick auf Barcelona tun können, ist gegen Fürth zu gewinnen«, bekundet der 47-Jährige und erinnert an das Europa-League-Hinspiel bei Betis Sevilla. Unmittelbar vor dem Auftritt in Spanien hatte sich die Eintracht Selbstvertrauen geholt beim 4:1-Erfolg in der Kapitale gegen Hertha BSC. »Auch da war der Sieg das Beste, was wir vor dem Sevilla-Spiel tun konnten.« Ergo: Warmspielen, Zeichen setzen, Glauben stärken.
Was die Sache etwas vereinfachen könnte, ist, dass die Arena erstmals nach mehr als zwei Jahren (2:0 im Pokal gegen Bremen am 4. März 2020) wieder ausverkauft sein könnte, es gibt nur noch wenige Restkarten zu erstehen. Ein solcher Zuspruch ist nach zwei Jahren Corona erstaunlich. Glasner, der das Stadion erst einmal als Coach des VfL Wolfsburg annähernd voll gesehen hat, freut sich über die Rückkehr der Fans: »Gerade wenn das Spiel nicht so läuft, man zu hadern und nachzudenken beginnt, kann dir der Support und die Energie von außen helfen.«
Der Österreicher wirkt generell voller Vorfreude auf die letzten sechs Wochen. »Jetzt kommt der Endspurt, jetzt beginnt die schönste Zeit des Jahres, da kannst du ernten, was du gesät hast und dich belohnen.« Oder halt alles verspielen. Doch daran denkt Glasner, Typ »Glas halbvoll«, nicht mal im Ansatz. »Negativszenarien helfen nicht. Am Ende stehen wir auf dem Platz, den wir uns verdient haben.« Ein Sieg gegen das Kleeblatt ist Pflicht, will man die europäischen Ambitionen am Leben halten.
Klar ist, dass Großmeister Makoto Hasebe den gesperrten Martin Hinteregger in der Abwehr ersetzen wird. Und auch Daichi Kamada sollte zur Verfügung stehen, der Japaner war zwar im Training umgeknickt und setzte am Donnerstag aus. »Aber es ist nicht so schlimm«, entwarnte Glasner. Schonung für Barcelona soll es sowieso nicht geben.