Applaus gibt’s nur für Titel

(sid). Die vergangene Saison ist gefühlt gerade erst vorbei, das EM-Finale haben viele noch in den Köpfen, doch im DFB-Pokal rollte schon wieder der Ball. Und am Freitag geht sie bereits los, die 59. Bundesliga-Spielzeit. Wir haben zum Liga-Auftakt elf Thesen formuliert.
1Bayern München kann sich nur selbst schlagen.
14. Mai 2022: Dortmund und Leipzig sind punktgleich mit den Bayern - die Entscheidung um den Meistertitel fällt am letzten Spieltag. Ein Wunschtraum? Wahrscheinlich. Auch wenn Stützen wie David Alaba und Jerome Boateng die Münchner verließen, haben sie den besten Kader. Findet sich das Star-Ensemble unter Neu-Trainer Julian Nagelsmann ohne Störgeräusche, steht am Ende die zehnte Meisterschaft in Folge.
2Nagelsmann überzeugt, aber das Triple bleibt ein Traum.
Von ihm wird eine Weltkarriere nach dem Vorbild Jürgen Klopps erwartet, da wird sich Julian Nagelsmann keine Illusionen machen. In Hoffenheim und Leipzig bewies er, wie gut er darin ist, Spieler und Teams zu entwickeln. Es ist dem Fußball-Denker Nagelsmann zuzutrauen, auch die Bayern-Stars noch besser zu machen. Applaus dafür wird er aber nur bekommen, wenn er auch Pokale holt. Es dürfte ihm gelingen - zumindest national.
3Die Zuschauer sind wieder da, doch Corona ist nicht besiegt.
Die Fans strömen zu Tausenden zurück in die Stadien, so viel ist klar. Obwohl Geisterspiele aktuell kein Thema sind, wird das Coronavirus jedoch auch in der kommenden Saison Einfluss haben. Wer darf ins Stadion? Nur Geimpfte und Genesene? Und fallen Spiele aus? Die für Sonntag geplante Partie der Mainzer gegen Leipzig ist aufgrund eines massiven Corona-Ausbruchs bei den Rheinhessen bereits akut gefährdet (siehe Artikel auf Seite 13).
4Marken wie Schalke 04, Werder Bremen oder HSV fehlen der Liga.
Der Segen der 2. Liga ist der Fluch des Oberhauses. Mit den Abstiegen der Schalker und Bremer verlor die Bundesliga traditionsreiche Publikumsmagnete, der Hamburger SV hängt seit Jahren in der Zweitklassigkeit fest. Es wird schwer für die Aufsteiger VfL Bochum und SpVgg Greuther Fürth, diese Fußstapfen zu füllen.
5Für Mega-Transfers ist nicht die Zeit in der Bundesliga.
Das Geld sitzt in der Pandemie nicht mehr so locker. Dayot Upamecano, den die Bayern für 42,5 Millionen Euro aus Leipzig holten, ist aktuell der teuerste Bundesliga-Zugang. Dahinter folgen Donyell Malen (Dortmund/30 Millionen) und Andre Silva (Leipzig/23 Millionen). Kein Vergleich zu den 118 Millionen Euro, die beispielsweise Manchester City für Jack Grealish ausgab. Da kann die Bundesliga nicht mithalten.
6Haaland fordert Lewandowski heraus.
14 Tore hinter Robert Lewandowski will Erling Haaland diesmal sicher nicht ins Ziel kommen. Die 27 Treffer des Torjägers von Borussia Dortmund aus der Vorsaison sind der Richtwert, aber da geht noch mehr. Sämtliche Top-Klubs der Welt werden zuschauen, wenn sich der Norweger anschickt, Bayerns 41-Tore-Mann zu überflügeln. Es könnte klappen. Im Pokal hat Haaland schon mal einen Dreierpack erzielt.
7Der Abstiegskampf ist der Liga größtes Pfund.
In Ermangelung eines spannenden Meisterrennens war der Kampf um das nackte Überleben in den Vorjahren durchaus unterhaltsam. Das könnte es wieder werden. Bochum, Fürth, der FSV Mainz 05, der 1. FC Köln und auch Arminia Bielefeld werden allesamt nur auf den rettenden Platz 15 schauen. Dazu rutscht für gewöhnlich der ein oder andere Verein unerwartet unten hinein. Ein Krimi bis zum Schluss scheint garantiert.
8Ein Fußball-Overload droht (wieder einmal).
Eng getaktete Fußball-Wochen sind die Fans aufgrund der Coronakrise gewohnt - und es wird so weitergehen. Neben der Bundesliga von Freitag bis Sonntag und der Champions League am Dienstag und Mittwoch (ab 14. September) macht die neue Conference League der Europa League am Donnerstag Konkurrenz. Bis Jahresende gibt es Fußball satt und die Bundesliga-Rückrunde beginnt bereits am 7. Januar. Die Saison muss früh beendet werden, damit der Start der darauffolgenden Saison wegen der Katar-WM im Winter 2022 vorgezogen werden kann.
9International sind der Bundesliga andere voraus.
Manchester City, der FC Chelsea und vor allem Paris St. Germain rüsten brutal auf. Um den Champions-League-Titel mitzuspielen, wird folglich selbst für die Bayern schwer. Vergangene Saison reichte es für sie und den BVB für das Viertelfinale. Wichtig für das Ansehen der Bundesliga wäre ein Erfolg von Eintracht Frankfurt oder Bayer Leverkusen in der Europa League. Dort stand zuletzt im Jahr 2009 mit Werder Bremen ein deutscher Vertreter im Finale - da hieß der Wettbewerb noch UEFA Cup.
10 Die neuen Trainer müssen liefern.
Die Top sechs der abgelaufenen Saison haben neue Trainer und zwei von ihnen stehen gleich unter Druck. Während sich Oliver Glasner mit Eintracht Frankfurt in der ersten Pokalrunde beim Drittligisten Waldhof Mannheim blamierte, kam Mark van Bommel mit dem VfL Wolfsburg bei Preußen Münster zwar sportlich weiter. Doch der Niederländer leistete sich einen Wechselfehler, der nun das Aus bedeuten könnte. Für Jesse Marsch (Leipzig), Marco Rose (Dortmund) und Gerardo Seoane (Leverkusen) muss derweil die Champions-League-Qualifikation das Ziel sein.
11 Ein Team wird wieder überraschen. Nur welches?
Wer wird das neue Union Berlin? Möglicherweise Union Berlin. Die Köpenicker hatten sich als Abstiegskandidat mit Platz sieben in der Vorsaison für die Conference League qualifiziert. Läuft alles zusammen, ist ein einstelliger Rang wieder drin. Doch auch Stuttgart, Hoffenheim, Freiburg oder Hertha werden auf eine Überraschung schielen.