Alle Blicke auf Götze

Er hat jetzt doch endlich seine ersten Spielminuten für den neuen Arbeitgeber Eintracht Frankfurt abgerissen, der große Hoffnungsträger in weißen Tretern. Zur zweiten Halbzeit stand Zugang Mario Götze auf dem Feld im oberösterreichischen Pasching, Testpartie gegen den Linzer ASK, die ersten beiden Freundschaftsspiele hatte der hochdekorierte Fußballer aus dem Allgäu ja noch verpasst.
Eine halbe Stunde durfte er mitmachen, und Super-Mario (30) machte einen guten Job.
Sehr ballsicher präsentierte er sich, was man bei einem Spieler seiner Klasse erwarten konnte, aber auch spritzig und agil und mit ein paar Geistesblitzen: Innerhalb von 150 Sekunden schickte er zweimal den flinken Außenstürmer Faride Alidou steil, perfekt temperierte Pässe in die Tiefe, doch Alidou verhaspelte einmal und stand danach hauchzart im Abseits. Das sah aber grundsätzlich verheißungsvoll aus. Klar, Aktionen dieser Art haben in einem Vorbereitungsspiel, das sinnigerweise 0:0 endete, nicht besonders viel Aussagekraft, Bundesliga ist eine andere Kragenweite, von Champions League mal ganz zu schweigen, aber es ist ja nicht so, dass Götze seine Befähigung nicht dort auch schon unter Beweis gestellt hätte. »Mario ist ein unglaublicher Fußballer«, sagt Mitspieler Christopher Lenz: »Das sieht man in jedem Training.«
Der frühere Dortmunder agierte sogar eine Spur defensiver, »als wir ihn sehen«, wie Coach Oliver Glasner nach der Nullnummer bemerkte, doch man wollte den Techniker auch mal auf dieser Position testen, wenn er gegen massiv verteidigende Gegner quasi das Spielfeld vor sich hat, die Linzer lieferten die Blaupause. »Er hat fußballerische Qualität, Ruhe am Ball, kann die Pässe in die Tiefe spielen, so wie wir es vielleicht auch in der Liga machen wollen«, bekundete Glasner. »Er hat es sehr gut gemacht. Ich bin zufrieden mit seinen ersten 30 Minuten.« Götze, zuvor mit leichten muskulären Problemen unpässlich, soll nun sukzessive an die Vollbelastung herangeführt werden.
Glasner schickte im Privatspiel gegen seinen Ex-Verein bis auf den geschonten Kapitän Sebastian Rode exakt die Mannschaft ins Rennen, die am 18. Mai den Europa-League-Titel von Sevilla nach Frankfurt geholt hatte: Kein einziger Neuzugang fand sich in der Anfangself wieder. Kein Wunder, dass das im ersten Abschnitt alles flüssiger und runder aussah, selbst wenn noch viele Ungenauigkeiten im Spiel waren. »Defensiv hat mir das gut gefallen«, sagte Glasner. Offensiv war Luft nach oben. Bis auf einen Pfostenkracher von Filip Kostic erspielte sich die Eintracht keine nennenswerte Chance - der Kontrahent auch nicht.
Im zweiten Durchgang ruckelte es dafür umso mehr, schließlich tummelten sich gleich sieben Neuankömmlinge auf dem Feld. »Wir hatten Abstimmungsprobleme, was aber nicht so überraschend ist«, relativierte der Coach. »Wir müssen uns da erst finden, das werden wir in den nächsten Wochen abarbeiten«. Die Frage wird sein, »wie wollen wir uns durchsetzen, wie wollen wir hinter die Kette des Gegners kommen«. Einmal hätte Kolo Muani es fast geschafft, da wäre der Siegtreffer drin gewesen, doch er wurde noch abgeblockt. »Da hat man seine Qualität gesehen«, lobte Glasner den Stürmer, der bisher zu den auffälligsten Spielern zählt. INGO DURSTEWITZ