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2022 spielt keine Rolle mehr

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Am Mittwoch startet die Eintracht ins Trainingslager nach Dubai, Daichi Kamada kommt aus Japan nachgereist, während Mario Götze (r.) beim öffentlichen Trainingsauftakt am heutigen Dienstag um 10 Uhr in Frankfurt dabei ist. © Imago Sportfotodienst GmbH

Wer viel isst, noch dazu in recht kurzer Zeit, der wird schnell satt, und wird sich womöglich gar noch eine Weile mit einem unangenehmen Völlegefühl rumschlagen müssen. Also lieber nicht zu hastig futtern, Vorsicht ist geboten. Beim Essen wie beim Fußball.

Ja, der Fußball, auch er vereint eine Menge hungriger Menschen, nicht nur wahrhaftig am Gabentisch, auch im übertragenen Sinne. Markus Krösche, der Sportvorstand des Bundesligisten Eintracht Frankfurt, ist so einer. Er sagt: »Wir müssen weiterhin hungrig sein.« Er meint: Die Frankfurter Fußballer müssen weiterhin nach dem für sie maximal möglichen Erfolg streben.

Sich nicht ausruhen auf dem Erreichten, dem Europapokaltitel etwa, oder dem Champions-League-Achtelfinaleinzug, nicht mal auf Bundesliga-Platz vier. Es gilt, den zeitweise gewiss gestillten Hunger, der an mancher Stelle vermutlich gar einer Übersättigung gleichkam ob dieses historischen Jahres 2022 in der Klubgeschichte, wieder zu entwickeln, wieder zuzubeißen ins köstliche Mahl namens Erfolg.

»Natürlich war 2022 ein besonderes Jahr. Aber was geschehen ist, ist Geschichte«, sagt Manager Krösche in einem auf der Vereinshomepage veröffentlichten und daher natürlich auf jede Formulierungsfeinheit geprüften Interview: »2022 interessiert mich nicht mehr. Ich möchte, dass wir alle im Klub und im Team ab jetzt den Fuß wieder aufs Gaspedal treten. Und zwar so, dass wir ab sofort wieder Vollgas haben.«

Die Worte des 42-Jährigen sind an Deutlichkeit kaum zu übertreffen, unmissverständlich, da will einer der Mannschaft vor dem Trainingsauftakt an diesem Dienstag eine klare Botschaft senden. Motto: Auf geht’s Freunde, packen wir’s an. Bei Krösche klingt das so: »Die Zeit der Lobhudelei ist jetzt vorbei. Im Fußball kann man sich keine großen Pausen gönnen.« Man habe sich im ersten Saisonhalbjahr sehr gute Voraussetzungen erspielt, diese »wollen wir toppen«. Gerade das Kerngeschäft, die Bundesliga, ist für Krösche trotz der nahenden Sternstundenspiele in der Königsklasse gegen den SSC Neapel dabei von enormer Wichtigkeit. »Wir wollen unsere Position halten.« Würde bedeuten: erneute Qualifikation für die Champions League, erstmals in der Geschichte über die Liga, hehre Ziele, unmöglich ist das Erreichen aber sicher nicht.

In den Gedanken des Managers schwingt stets auch die einzige unschöne Erinnerung ans vergangene Jahr mit, an die versemmelte Liga-Rückrunde, Platz 15, imaginärer Fast-Abstieg, was natürlich völlig an Bedeutung verlor aufgrund des Triumphs in Europa. Doch Krösche nervte dieser Absturz, er fuchste ihn gewaltig, schließlich hätte in Sevilla ja auch alles anders ausgehen können. Und was wäre dann passiert?

Die Mannschaft um ihren stets sehr motivierten Trainer Oliver Glaser startet an diesem Dienstag (10 Uhr) mit einer öffentlichen Einheit ins Jahr, mit Ausnahme von Daichi Kamada sollen alle Spieler im Stadtwald auflaufen. Der Japaner reist direkt aus seiner Heimat einen Tag später ins Trainingslager nach Dubai an, ergibt beim Blick auf dessen Reiseroute Sinn.

In Dubai, wo das Team am 13. Januar ein Testspiel gegen Lech Posen aus Polen absolvieren wird, sei alles auf den Sport ausgerichtet, heißt es von der Eintracht - im Gegensatz zum Japan-Trip Anfang November. Kein Sightseeing, keine PR-Termine, kein Marketingfirlefanz. »Wir können keine Zufälle gebrauchen, es geht ausschließlich um Fußball«, sagt Krösche. Um eine weitere Entwicklung. »Wo haben wir das größte Verbesserungspotenzial? In unserem Defensivverhalten. Also arbeiten wir daran, und zwar gewissenhaft«, sagte Glasner unlängst.

Das Wüstencamp soll dabei eine zentrale Rolle einnehmen, es soll in den zehn Tagen optimal hinführen auf den Pflichtspielstart ins Jahr am 21. Januar daheim gegen Schalke 04. »Ich glaube, wir sind auf einem sehr guten Weg, aber wir dürfen im Erfolg nicht nachlassen«, sagte Glasner. Oder anders formuliert: Lieber nicht zu hastig sein mit dem kostbaren Mahl, der Hunger will bestenfalls noch eine Weile anhalten. DANIEL SCHMITT

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