1. Gießener Allgemeine
  2. Sport
  3. Lokalsport

Zwei Titel für HSG Hungen/Lich

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Daniela Pieth

Kommentare

Lich_070722_4c
Meister in der Bezirksoberliga der Frauen: die HSG Hungen/Lich mit (hintere Reihe, von links): Torwart-Trainer Peter Beuschel, Madeleine Nathes, Doro Blasig, Steffi Dickel, Carmelina Mulch, Leonie Blümig, Lina Richter, Rika Schneider, Laura Spieker, Nele Liebich, Gretha Nau, Livia Gleim und Marien Truckenmüller; (mittlere Reihe, von links) Lena Staub, Rabea Wehrum, Lena Kötter, Kassandra Rink, Kune Jetishi (davor kniiend), Larissa Schön, Aimée Mitzkat, Lucia Schneider, Mia Kreß und Annalena Knoblauch; (liegend, von links): Trainer Brian Whisnant und Trainer Tim Straßheim. Es fehlen: Chiara Schneider und Anna-Lena Menne. © Red

(pie). Im Sommer 2021 wusste niemand so richtig, wo die Reise im hessischen Handball hingehen würde. Die Corona-Maßnahmen schwebten wie ein Damoklesschwert über allem. Die Vereine mussten viel und oft improvisieren, um zum Rundenstart, wie auch immer der aussehen sollte, gut vorbereitet zu sein.

Mittendrin war auch Tim Straßheim, der bei der HSG Hungen/Lich gleich zwei Teams als Trainer betreute. Die weibliche A-Jugend führte er in die dritte Saison, die erste Damenmannschaft in seine erste. Am Ende standen zwei Meisterschaften, die zwar erhofft, aber dennoch in ihrer Entstehung außergewöhnlich waren. »Das haben wir alle gut überstanden - und ich hatte dann auch den Eindruck, dass alle unendlich froh und dankbar waren, dass es wieder losgeht«, erklärte Straßheim.

Vor allem bei der A-Jugend waren die Auswirkungen der Corona-Maßnahmen deutlich zu spüren, das Mannschaftsgefüge hatte sich in jener Zeit verändert. »In der B-Jugend waren die Mädels immer ein Knäuel«, erinnert sich der Coach zurück. »Nun war es so, dass Spielerinnen ein Doppelspielrecht bei Drittligisten hatten und auch dort ins Training gegangen sind. Eine hat ganz aufgehört. Da waren Lösungen gefragt.«

Das Trainerteam, bestehend aus Rabea Wehrum, Aimée Mitzkat und Straßheim, Peter Beuschel stieß im April 2022 als Torwarttrainer hinzu, machte sich an die Arbeit, doch die Vorbereitung verlief holprig. Erst im Trainingslager in Greiz im Oktober 2021 wuchs die Mannschaft merklich zusammen. Auch wenn man um das Leistungsvermögen der Truppe wusste, setzte man sich bescheidene Ziele. »Wir wussten nie, wo wir stehen. Das finde ich beim Jugendhandball noch krasser als bei den Frauen«, so Straßheim. In eineinhalb Jahren verändern sich junge Menschen in diesem Alter erheblich. Es stellen sich die Fragen, ob Talent am Ende nicht mehr reicht, man mehr hätte investieren müssen und ob andere einen größeren Schritt nach vorne gemacht haben.

Dennoch wurde das Finale um die Hessenmeisterschaft als ehrgeiziges Ziel gesetzt. In der Hessenliga dominierte die Truppe und qualifizierte sich ungeschlagen für die Oberliga. »Da war vom Gefühl her alles möglich. Beide Gruppen waren sehr ausgeglichen«, erklärt Straßheim. Zwei Kreuzbandrisse innerhalb kurzer Zeit trübten die Hoffnungen, weckten aber auch den Kampfgeist.

Die verdiente Niederlage bei der HSG Bachgau und das anschließende Unentschieden gegen den TV Idstein waren zwei zusätzliche Dämpfer, die am Ende vielleicht den Ausschlag gaben. »Damit waren wir eigentlich schon weg vom Fenster, das Finale war geplatzt.« Doch Hungen/Lich schlug Tabellenführer HSG Twistetal, sicherte sich damit zwei Entscheidungsspiele gegen Idstein und zog mit zwei Siegen ins Finalturnier ein.

»Ich bin noch nie so entspannt zu einem Spiel gefahren«, schmunzelt Straßheim, denn das Spiel um Platz drei konnte der Mannschaft niemand mehr nehmen. Das Saisonziel war erreicht. Bei der TG Kastel lieferten sich seine Mädels einen Krimi, den es so im Jugendhandball nur selten gibt. Mit zweimaliger Verlängerung über zehn Minuten und Siebenmeterwerfen zog die HSG ins Finale gegen Twistetal ein. Mit einem Bus und über 50 Schlachtenbummlern ging es zum Finale nach Mainz-Kostheim, wo man die Nordhessinnen ein zweites Mal bezwingen konnte. Der Jubel kannte keine Grenzen, »aber danach war ich mental müde«, gesteht Straßheim ein.

»Bei den Frauen war alles einen Tick einfacher. Die Mannschaft hat sich sehr gut selbst organisiert, da brauchst du dich als Trainer nur aufs Sportliche konzentrieren. Da musste ich bei der A-Jugend mehr investieren.« Trotz einiger Hindernisse absolvierte die Truppe eine sehr gute Vorbereitung, in deren Verlauf mehrere Landesligisten geschlagen wurden. Das waren die ersten Hinweise, wo die Reise hingehen konnte. »Es war für uns als Trainerteam nicht einfach, weil überall gesagt wurde: ›Ihr werdet Meister, ihr habt den Druck‹. Das haben wir zusammen angenommen und vor der Saison klar formuliert: Wir wollen Meister werden und aufsteigen. Was anderes hätte uns auch keiner abgenommen. Die Mädels waren richtig hungrig auf die Saison und so hatten wir bereits in der Vorbereitung ein gutes Gefühl.«

Zusammen mit Co-Trainer Brian Whisnant, der laut Straßheim »einen überragenden Job gemacht und mir auf eine unglaubliche Art den Rücken freigehalten hat«, führte er die Damen von Sieg zu Sieg und so war schon nach den Hinspielen der Aufstiegsrunde alles in trockenen Tüchern. Einen Tag nach der Hessenmeisterschaft mit der A-Jugend wurden die Damen, quasi auf dem Sofa, Meister in der Bezirksoberliga. »Wir hatten ein spielfreies Wochenende und ich saß gerade im Büro, als der Anruf kam. Die HSG Fernwald hatte überraschend gegen die HSG Wettertal verloren und plötzlich waren wir ohne unser Zutun Meister«, erinnert sich Straßheim.

Seine Damen waren über diese Entwicklung eher enttäuscht, da sie die Entscheidung viel lieber selbst herbeigeführt hätten. Drei Partien waren zu diesem Zeitpunkt noch zu spielen, auch diese absolvierte Hungen/Lich sehr seriös. So stieg man am Ende ungeschlagen in die Landesliga auf.

Mit dem Hessenmeister-Titel ist für Straßheim ein Traum in Erfüllung gegangen. »Ich bin dem Ziel, mal mit der Jugend Hessenmeister zu werden, fast schon hinterhergerannt«, sagt er. »Hinterhergerannt ist vielleicht das falsche Wort, aber das war immer ein großes Ziel, seit ich Trainer geworden bin. Einen schöneren Abschluss kann man sich nicht vorstellen.« Sein Amt bei der Jugendmannschaft hat Straßheim abgegeben und will sich voll auf die neue Aufgabe mit seinen Frauen konzentrieren. »Wir möchten zeigen, dass wir in der Landesliga mithalten können.«

IMG-20220514-WA0018_0707_4c_2
Hessenmeister ist die weibliche Jugend A der HSG Hungen/Lich mit (hintere Reihe, von links): Gretha Nau, Larissa Padberg, Liska Steinruck, Lina Richter, Rika Bohn, Madeleine Nathes, davor kniiend Rika Schneider, Anna-Lena Menne, Jil Jackl, Co-Trainerin Rabea Wehrum, Co-Trainerin Aimée Mitzkat und Torwart-Trainer Peter Beuschel; (knieend, von links) Nele Liebich, Marie Truckenmüller, Meileen Schäfer, Emma Niebergall, Selina Lotz, Livia Gleim und Lilli David; (vorne liegend) Trainer Tim Straßheim. Es fehlen Rhea Happel und Celine Thiel sowie Torwart-Trainer Max Krieg. © Red

Auch interessant

Kommentare