Woiwod ergänzt junges Gerüst

Veränderung ja, Umbruch nein: Der FSV Fernwald kann vor der neuen Saison 2022/23 in der Fußball- Hessenliga auf viel Vertrautes bauen, hofft auf deutlich weniger Torwart- Chaos und das Einschlagen eines heimischen Rückkehrers aus Erfurt.
Schon am zweiten Spieltag wartet in einer englischen Woche das Derby im Gießener Waldstadion (3. August, 19 Uhr) auf den FSV Fernwald, der zum Auftakt am Samstag (15 Uhr) im Heimspiel den SV Steinbach erwartet. Der personelle Umbruch bei der Elf von Trainer Daniyel Bulut hat sich in Grenzen gehalten, sodass die Elf um Spielführer Erdinc Solak zuversichtlich in die neue Spielzeit der Fußball-Hessenliga gehen kann.
Aktuelle Situation: Aufgrund der Corona-Pandemie fand in den vergangenen zweieinhalb Jahren keine »normale« Runde mehr statt. Nach zwei Saisonabbrüchen, bei denen der FSV Fernwald in der Spielzeit 2019/2020 mit dem unverhofften Klassenerhalt partizipieren konnte, brachte der letztjährig durchgeführte Modus mit Qualifikations- sowie Auf- und Abstiegsrunde ein neues Spielsystem zu Tage, bei dem sich die Fernwälder bereits zu Beginn der Winterpause den Klassenerhalt sichern konnten.
Die auf 20 Mannschaften angewachsene Liga wird mit 38 Spieltagen für alle Vereine herausfordernd. »Wir gehen die neue Saison optimistisch und selbstbewusst, aber auch mit dem nötigen Respekt an. Durch die größere Anzahl von Spielen auf regionaler Ebene gegen Teams aus Stadtallendorf, Gießen, Waldgirmes und Friedberg können sich die Zuschauer auf interessante Partien freuen. Auch die U23 von Eintracht Frankfurt wird die Liga aufwerten«, sagt Bulut.
Kommen/Gehen: Nach dem Einsatz von sieben verschiedenen Torhütern in der vergangenen Saison freut sich der FSV-Trainer, mit Pierre Kleinheider seinen letztjährigen Wunschkeeper nach überstandenem Kreuzbandriss zwischen den Pfosten zu wissen. Mit Sascha Fünfsinn ist zudem ein Torwart zum FSV gestoßen, der viel Erfahrung in der Verbandsliga Mitte vorzuweisen hat. »Er ist keine Nummer zwei, sondern unsere Nummer ›1b‹«, freut sich Bulut auf den leistungsfördernden Konkurrenzkampf.
Den Verlust von Samuel Sesay, der seinen Traum vom Medizinstudium seit April in Berlin verwirklicht, soll Elmir Muhic kompensieren. Der Innenverteidiger überzeugt durch seine körperliche Präsenz, seine Ruhe am Ball und seine gute Spieleröffnung. Tom Woiwod soll derweil Tim Richter ersetzen, der aufgrund seiner beruflichen Selbständigkeit kürzertreten muss.
»Tom Woiwod hat in den verschiedenen Leistungszentren schon viel Erfahrung gesammelt und ist trotz seiner erst 21 Jahre schon sehr gereift. Neben seiner Torgefahr bringt er auch die Fähigkeit mit, einen Ball in der Spitze zu halten, und geht gut in die Tiefe«, freut sich Trainer Bulut über den letztjährigen Top-Torjäger von Rot-Weiß Erfurt.
Den Abgang von Mirco Freese sowie den längeren Ausfall von Kevin Göbel, der sich in einem Test einen Kreuzband-, Außenband-, Meniskus- und Sehnenabriss zugezogen hat, werden durch die bereits im Winter vollzogene Verpflichtung von Johannes Hofmann, die vorliegende Spielberechtigung von Jun Okada und das Comeback nach zweijähriger Verletzungspause von Agon Dervishi kompensiert. Zuletzt kam zudem der Gießener David Siebert als Verstärkung von der zweiten Mannschaft des 1. FC Nürnberg zum FSV Fernwald.
Der FSV Fernwald strebt einen
einstelligen
Tabellenplatz in der 20er-Liga an
Stärken/Schwächen: »Wir haben eine noch sehr junge Mannschaft, die erst kurz zusammenspielt. Wir haben daher noch Potenzial in Sachen Zusammengehörigkeitsgefühl und Teamgeist. Dies muss sich wie in einer guten Ehe im Laufe der Zeit entwickeln, damit man mit den Macken des anderen leben und sich in schwierigen Situationen gegenseitig motivieren kann«, sagt Bulut.
Auch die durchschnittlichen zwei Gegentore der vergangenen Saison sind dem FSV-Trainer ein Dorn im Auge. »Wir müssen in der Defensive stabiler werden, denn auf Dauer ist es zu anstrengend, drei Tore schießen zu müssen, um ein Spiel zu gewinnen«, mahnt Bulut. Der 41-Jährige wünscht sich zudem, dass seine Elf als Team torgefährlicher wird. »Wir wollen nicht von dem einen Knipser leben, sondern müssen auf vielen Positionen Torgefahr ausstrahlen.«
Umfeld/Trainer: »Was die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer beim FSV auf die Beine stellen, ist überragend«, lobt der Coach. »Mit dem Stab, bei dem der Sportvorstand um Günter Hühn und Lutz Becker für die Entscheidungen verantwortlich sind, bin ich sehr zufrieden. Marco Semlitsch kümmert sich als Sportlicher Leiter um die organisatorischen Dinge rund um die Mannschaft. Mit Oliver Wiegel haben wir einen Betreuer gewinnen können, der mit Herz und Seele bei der Sache ist und mich als Trainer entlastet.«
Zum Trainerstab gehören neben den beiden Torwart-Trainern Pierre Kleinheider und Tim Balser auch der neue Co-Trainer André Pauly. Kevin Kaguah, der aufgrund seiner Fitness noch weiter als Spieler tätig sein möchte, wird weiterhin als verlängerter Arm auf dem Platz fungieren. Nastasia Lich als Athletik-Trainerin sowie Thorsten Stark, der als Zeugwart und Stadionsprecher fungiert, runden das Team hinter dem Team ab.
Der 41-jährige Bulut geht in sein drittes Jahr beim FSV und hat klare Vorstellungen bei seiner Spielidee. »Ohne die Basis einer stabilen Defensive wirst du keine Spiele gewinnen. Wir wollen den Zuschauern aber nicht ständig ein 0:0 zeigen und werden erfrischenden, offensiven Fußball anbieten. Oberstes Ziel muss es aber sein, die Klasse zu halten, denn der Verein investiert viel Kraft in diese Projekt.«
Prognose: Nach dem siebten Rang in der Vorsaison strebt die Bulut-Elf erneut einen einstelligen Tabellenplatz an. »Wir haben bewiesen, dass wir mit den guten Teams mithalten können. Man muss aber abwarten, ob die Spieler gesund bleiben und wie man als Verein in die Runde reinkommt. Am Anfang weiß keiner, wo er genau steht.«
Die Ausarbeitung des Spielplans sei sehr gut, da es kaum englische Wochen gebe. »Bei möglichen sieben Absteigern ist der Saisonstart wichtig. Gießen, Frankfurt, Stadtallendorf und Alzenau sind für mich erste Anwärter auf den Aufstieg. Unbekannte Größen sind die Aufsteiger aus Unter-Flockenbach und Weidenhausen, die allerdings souverän aufgestiegen sind und nicht unterschätzt werden dürfen.«
Zugänge: Tom Woiwod (FC Rot-Weiß Erfurt), Falco Schelenz (JFV Mittelhessen), Sascha Fünfsinn (TSV Bicken), Elmir Muhic (Viktoria Aschaffenburg), David Siebert (1. FC Nürnberg U23).
Abgänge: Tim Richter (SG Obbornhofen/Bellersheim), Mirco Freese (VfB Marburg), Malte Simon (TSF Heuchelheim), Mithat Sahin (Türk/Ataspor Wetzlar), Tom Sinkel (Eintracht Lollar), Samuel Sesay (pausiert wegen Studium), Deniz Vural (FC Gießen).

