Walldorfs Matthias Born: »Vereine verlieren immer schneller die Nerven«

Matthias Born, seit 2014 Trainer von Astoria Walldorf, ist der dienstälteste Trainer in der Fußball-Regionalliga Südwest. Hier spricht er über die kurze Halbwertszeit von Trainern im Fußball.
(sno). Der heutige Auftakt-Kontrahent des FC Gießen geht in seine achte Regionalliga-Saison in Folge. »Wir sind so etwas wie der Dino der Regionalliga Südwest«, sagt der Trainer des FC Astoria Walldorf, Matthias Born mit einem Lachen.
»Und das«, weiß der Coach, »mit unserem Konzept als Amateure in einer Profiliga. Wir stehen für den regionalen Charakter und suchen Spieler in Fahrtnähe.«
Der 49-Jährige selbst ist seit Juli 2014 im Amt und damit dienstältester Trainer der Südwest-Staffel. Vor dem Kader des FC Gießen hat Matthias Born Respekt.
Herr Born, wie betrachten Sie den FC Gießen vor dem Start in die Saison 2021/22?
Wenn der FC Gießen aus dem Vollen schöpfen kann, ist er ein starker, erfahrener Regionalligist. Im Team sind viele Haudegen, die es dem Gegner schwer machen. Ich denke da an Frederic Löhe, Michael Fink, Ali Ibrahimaj oder Guiseppe Burgio.
Astoria Walldorf schied am vergangenen Wochenende im Landespokal beim Sechstligisten VfR Mannheim mit 0:1 aus. Wie bewerten Sie die Niederlage?
Ärgerlich, aber abgehakt.
Sie haben zehn Abgänge und zwölf Neuzugänge zu verzeichnen. Kann von einem Umbruch gesprochen werden?
Das ist übertrieben, das Gros der Mannschaft ist zusammengeblieben.
In welchem Stadium befindet sich die Mannschaft?
Wir haben fünf Wochen Vorbereitung hinter uns und die waren weiterhin verrückt. Wir dachten, dass wir die Querelen rund um Corona hinter uns haben, aber dem war nicht so. Zwei unserer Testspiele wurden aufgrund von Corona-Fällen bzw. einem Verdacht beim Gegner jeweils kurzfristig abgesagt: Gegen die Spvgg. Neckarsulm und den VFB Stuttgart II. Die Vorbereitung war also schon durch Corona geprägt, das ist einfach schade. Aber ansonsten sind wir gut durchgekommen.
Gießens Trainer Daniyel Cimen nannte es »in schnelllebigen Zeiten eine schöne Geschichte«, dass Sie seit 2014 Trainer in Walldorf sind.
Es ist schon skurill, wieviele Trainer ich in dieser Zeit in der Regionalliga auf der Gegenseite begrüßt habe. Die Vereine verlieren immer schneller die Nerven. Du bekommst als Trainer weniger Zeit. Dabei sage ich: Selbst zwei Jahre sind für einen Trainer ein kurzer Zeitraum, um einen Verein zu verändern.
Wie meinen Sie das?
Fluktuation tut keinem Verein gut. Natürlich geht es zuerst um den Kader - wenn du deine Vorstellungen von Wechselperiode zu Wechselperiode mehr umsetzen kannst und dein Team vor allem auch in puncto Charakter formen kannst, ist das der wichtigste Schritt.
Aber du musst ja auch den Verein im Gesamten im Blick haben, wegkommen vom kurzfristigen Erfolg. Da geht’s um banale Dinge wie: Ist der Trainingsplatz gemäht und die Linien abgezeichnet? Das mag lustig klingen, aber mit diesen Dingen müssen sich auch Regionalliga-Trainer beschäftigen.
Woran machen Sie es fest, dass die Halbwertszeit von Trainern geringer wird?
Viele Entscheidungsträger sind nicht vom Fach. Ich sehe es so: Wenn ich einen Trainer, von dem ich überzeugt bin, verpflichte und ihn nach einem halben Jahr entlasse, habe ich als Vereinsführung einen Fehler gemacht. FOTO: DPA