SC Waldgirmes vor Start: »Kann alles passieren«

Punkte vom sensationellen Vorjahr kann der SC Waldgirmes nicht mitnehmen in die neue Fußball-Hessenliga-Spielzeit. Der Check vor dem Saisonstart.
Wenn du nicht aufsteigen kannst, sieh zu, dass du nicht absteigst.« Mit diesem simplen Motto geht Trainer Daniyel Bulut in seine zweite Hessenligasaison mit dem SC Waldgirmes. Der Vorjahresfünfte war die Überraschung der letzten Spielzeit und wird von vielen Hessenligatrainern gelobt. Bulut weiß aber: »Wir nehmen keine Punkte aus der letzten Saison mit in die neue.«
Das Vertrauen in die vorhandene Teamqualität, sinnvolle Kaderergänzungen und die Gelassenheit des Trainers sorgen dafür, dass man von einer Saison im Mittelfeld ausgehen könnte. Die höhere Leistungsdichte in der Hessenliga und die andere Wahrnehmung von Waldgirmes, das finanziell überschaubare Mittel aufweist, sorgen andererseits dafür, dass auch der Abstiegskampf nicht ausgeschlossen ist.
»Es kann alles passieren, ich bin vorbereitet«, sagt Bulut, der mit dem SCW am Samstag (15 Uhr) im Waldstadion beim FC Gießen beginnt. Die Vorbereitung lief für die Lahnauer insofern gut, als dass sich kein Leistungsträger schwer verletzte. Tests gegen die Regionalligisten wurden allesamt verloren (Erndtebrück, Stadtallendorf, Dreieich), dafür wurden u.a. Dietkirchen und Siegen deutlich geschlagen.
Nach dem Sensationsjahr liege die Herausforderung für den SC Waldgirmes nun darin, »sich nicht selbst zu überschätzen«, weiß der Coach. »Letztes Jahr waren die Spiele auch nicht einfach. Wir haben gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten SV Steinbach einmal 2:2 gespielt und beim Rückspiel mit dem Schlusspfiff 2:1 gewonnen. Wenn du bei dieser Leistungsdichte nachlässt, kannst du auch in den Abstiegskampf geraten.«
Bei der Teampräsentation im Juli äußerte der Vorstand das Ziel einstelliger Tabellenplatz. Daran will sich Bulut nur begrenzt orientieren. »Es gibt keine Fernsehgelder oder eine Qualifikation für’s internationale Geschäft wie in der Bundesliga. Ob wir am Ende Dritter, Fünfter, Neunter oder Elfter sind ist nicht so wichtig für mich. Es geht in erster Linie darum, dass die Zuschauer nach dem Spiel mit uns zufrieden sind. Wenn das passiert, kommen die Tabellenplätze von selbst.« Sein größtes Ziel sei es, dass die Leute nach Waldgirmes kommen, »weil sie schönen Fußball sehen wollen«.
Um den zu bieten, wurden mit Kouami Eden D’Almeida (28, SV Gonsenheim), Marvin Helm (23, Kinzenbach) und Tobias Schmitt (26, TSF Heuchelheim) drei Offensivspieler verpflichtet. Von D’Almeida erhoffen sich die Lahnauer mehr Tempo in die Tiefe, von Schmitt Robustheit rund um den Sechzehnmeterraum. Zusammen mit dem flexiblen Lucas Hartmann habe man so drei »völlig verschiedene Stürmertypen. Das macht uns schwerer auszurechnen.«
Bedient werden sollen sie nicht nur vom talentierten Tolga Duran (23), der in der Vorsaison 16 Treffer erzielte, sondern auch vom in der Region bekannten Marvin Helm. Der offensive Mittelfeldspieler könnte genauso wie Schmitt dem Weg von Nico Strack folgen, der aus der Gruppenliga kam und sich im Hessenliga-Team des SCW festsetzte. »Beide haben die Mannschaft menschlich weitergebracht und müssen nun noch den nächsten Schritt gehen, indem sie sich an das Tempo gewöhnen. Die Qualität dazu haben sie«, sagt Bulut.
Defensiv baut Waldgirmes auf die Stütze rund um den spielenden Co-Trainer Oliver Schmidt, Kapitän Dennis Lang und Anführer Kian Golafra. In der Vorsaison agierte man häufig aus einer Fünferkette heraus, gerade zu Saisonbeginn, wenn es zum offensivstarken Topfavoriten FC Gießen geht, darf erneut damit gerechnet werden.
Qualität also besitzt das Team – die Frage, wie ausgeprägt Teamgeist und Wille in diesem Jahr sind, entscheidet darüber, ob es eine ähnliche Saison wird. Klar ist für den Trainer: »Die Liga ist stärker geworden. Aber das ist eine geile Hessenliga mit all den interessanten Teams. Wenn du da nicht motiviert bist, dann bist du fehl am Platz.«