Von Obbornhofen in die 2. Liga

Clemens Riedel hat das geschafft, wovon viele Fußballer ihr Leben lang träumen. Der 18-Jährige Innenverteidiger wurde diesen Sommer von Zweitligist Darmstadt 98 mit einem Profivertrag bis 2024 ausgestattet. Für den gebürtigen Wohnbacher, der im Fußballkreis Gießen groß geworden ist, beginnt damit ein neuer Lebensabschnitt, in dem er bereits erste Bundesliga-Luft schnuppern durfte.
Der Fußball liegt bei Familie Riedel im Blut. Bereits Clemens‘ Großvater ist dem runden Leder in Obbornhofen hinterhergejagt. Sowieso bezeichnet sich Riedels Familie als »fußballverrückt«. Wohl auch aus diesem Grund hat Clemens bereits mit vier Jahren mit dem Fußball begonnen. Damals noch in der Jugend von Obbornhofen. Als er neun Jahre alt war, hat ihn sein damaliger Trainer Torsten Fiala zusammen mit seinem Mitspieler Jan Schröder zu einem Probetraining zu Eintracht Frankfurt mitgenommen. Prompt kam auch das Angebot, bei der Eintracht spielen zu können. Doch Riedel lehnte ab, fühlte sich noch nicht bereit. Ein Jahr später kam der erneute Anruf aus der Mainmetropole. Und dieses Mal sagte Riedel zu. Bis 2017 trug er für die Eintracht-Jugend das Trikot. Danach wechselte er wieder zurück in den Gießener Fußballkreis und schloss sich der TSG Wieseck, wo sein Bruder Moritz bereits spielte. »Hier habe ich unter Deniz Solmaz unglaublich viel gelernt und bin menschlich sehr gewachsen«, erklärt Riedel.
2019 erfolgte der Transfer zur U 17-Mannschaft von Darmstadt 98. Dort führte er sein Team in der B-Junioren-Bundesliga, bis zum coronabedingten Saisonabbruch, als Kapitän aufs Feld. Und diesen Sommer wurde er schließlich mit einem Profivertrag bis 2024 ausgestattet. Gleich im ersten Zweitligaspiel gegen den SSV Jahn Regensburg (0:2) wechselte Coach Torsten Lieberknecht Riedel in der 83. Minute ein. »Das war ein unbeschreibliches Gefühl. Ich hätte niemals gedacht, dass es so schnell geht. Ich wusste gar nicht, wohin mit den Emotionen. Das war einfach richtig schön, auf dem Platz zu stehen, auch vor den Zuschauern. Auch wenn es im Vergleich zur Jugend eine Umstellung ist, man sich an die Härte und Schnelligkeit auf dem Platz erst noch gewöhnen muss, macht es einfach sehr viel Spaß«, erklärt er.
An den Spieltagen zwei bis vier stand er sogar in der Startaufstellung. »Torsten Lieberknecht ist einfach ein richtig guter Trainer, der die jungen Spieler fördern will. Er und sein Trainerteam reden sehr viel mit uns, geben uns Tipps und tuen mir einfach sehr, sehr gut.«
In Darmstadt wohnt Riedel zusammen mit neun anderen Jungs in seinem Alter im Internat der 98er. Neben den Trainingseinheiten und einem Jahrespraktikum, das er bei den »Lilien« absolviert, fährt er in seiner Freizeit oft zu seiner Familie zurück. »Ich fühle mich hier einfach wohl und möchte mich in diesem Sinne auch noch einmal bei meiner Familie und auch bei meinen Großeltern bedanken, dass sie mich in all den Jahren immer begleitet haben.«
Berufung in die Nationalmannschaft
Im August wurde Riedel zudem für die deutsche U 19-Nationalmannschaft nominiert und konnte beim 1:0-Erfolg über die Schweiz erste Länderspielerfahrung sammeln. Als nächstes wird er mit der U 19 nächste Woche in der Slowakei ein Vier-Nationen-Turnier spielen. Im November steigt dann in Griechenland das Qualifikationsspiel für die EM. Trotz dieses schnellen Aufstieges will Riedel nichts überstürzen: »Ich war jetzt das erstes Mal bei der Nationalmannschaft dabei, das wird sich alles nach und nach ergeben«, erklärt er immer noch ein bisschen überwältigt davon, dass diesen Sommer alles so schnell ging.
Auch seine Eltern Alexandra und Mario Riedel sind immer noch von der schnellen Entwicklung beeindruckt: »Wir konnten es ja damals schon gar nicht glauben, als die Nachricht aus Frankfurt kam. Da habe ich Freudensprünge gemacht«, beschreibt Vater Mario voller Stolz. Und Clemens’ Mutter ergänzt: »Das ist einfach unglaublich, wie schnell das alles geht. Aber wir begleiten Clemens ja unglaublich gerne, auch zu den Auswärtsspielen. Das wird dann einfach mit einem Kurzurlaub verbunden.« Auch wenn Clemens Riedel bereits einige Zweitliga-Auftritte hinter sich hat, ist er weiterhin für die U 19 der Lilien spielberechtigt. »In der 2. Liga möchte ich Spielpraxis sammeln, aber ich will der U 19 auch weiterhelfen und alles dafür geben, dass wir nicht absteigen«, gibt er seine Ziele aus und freut sich weiterhin auf sein neues Abenteuer in der 2. Bundesliga.