Untergang entgangen

Der Tiefpunkt aller Tief- punkte. Die HSG Wetzlar ist beim 24:34 (8:21) bei den Rhein-Neckar Löwen einem Ergebnis-Untergang gerade noch entgangen. Aber nur, weil die Gast- geber nach der Pause Mitleid zeigten.
Bis gestern Abend hatte die HSG Wetzlar in der Handball-Bundesliga in diesem Jahr zumindest auswärts ansehnliche Spiele abgeliefert. Nach der ersten Halbzeit bei den Rhein-Neckar Löwen war es auch mit dieser Herrlichkeit vorbei. Mit 8:21 lag die Mannschaft von Trainer Hrvoje Horvat bei der 24:34-Niederlage zur Pause zurück und lieferte ein Bild des Schreckens ab.
Über die schlechte Leistung konnte kaum hinwegtäuschen, dass die Wetzlarer zumindest die zweite Halbzeit für sich entscheiden. Sie profitierten davon, dass die Löwen zwei, eher drei (!) Gänge zurückgeschaltet hatten.
Von Beginn an schienen die Gäste bei den Löwen überfordert. »Rookie« Jovica Nikolic hatte im rechten Rückraum wieder den Vorzug vor Stefan Cavor erhalten und leistete sich in den ersten vier Angriffen drei eklatante Fehler. Er war das Sinnbild einer völlig verunsicherten Wetzlarer Mannschaft, die beim 2:2 von Magnus Fredriksen (6.) den letzten Ausgleich erzielte.
Löwen-Torhüter Mikael Appelgren wurde von der HSG schnell warmgeworfen und sorgte mit seinen insgesamt sieben Paraden in der ersten Hälfte für Frust bei den Grün-Weißen. Diese versuchten mit Ruhe und Geduld ihre Chancen herauszuspielen, gerieten dabei aber zu oft ins Zeitspiel und setzten sich selbst unter Druck. Daraus resultierten Fehler, die die Mannheimer gnadenlos bestraften.
Der vom Trainer im Vorfeld geforderte schnelle Rückzug war nicht erkennbar, die Abwehr generell zu löchrig. Jannik Kohlbacher machte beim 12:4 in der 16. Minute sein viertes Kreistor und hatte bereits zwei Siebenmeter gezogen. Im Angriff brachte Horvat Filip Kuzmanovski für Lenny Rubin, doch der Wechsel ging nach hinten los. Weder er noch Cavor konnten die erhofften Akzente setzen.
Wetzlar hatte keine Ideen, die gegnerische Abwehr zu durchdringen, und kassierte auf der anderen Seite einen Treffer nach dem anderen. Die HSG wurschtelte im Rückraum, band Kreis und Außen nicht ein. Dadurch war man oft gezwungen, aus acht, neun Metern abzuschließen. Die Löwen hingegen ließen den Ball laufen, bekamen ihn immer wieder in Bedrängnis zum Mitspieler und machten ihre Tore.
Das 8:21 zur Pause glich einem spielerischen Offenbarungseid, beim 9:24 (36.) war der Wetzlarer Tiefpunkt erreicht. In der Folge fing sich die Mannschaft, agierte zumindest in der Abwehr etwas griffiger und nötigte auch die Löwen das eine oder andere Mal ins Zeitspiel. Zudem hatte Till Klimpke im Tor nun auch die Möglichkeiten, seine Vorderleute besser zu unterstützen. In der ersten Hälfte zierte lediglich eine Parade seine Statistik, was allerdings vor allem an der schlechten Abwehrleistung lag.
Elf Bälle nahm Klimpke den Löwen in der zweiten Halbzeit ab und machte den Weg für eine Aufholjagd frei. Doch im Angriff versiebte es die HSG wieder und wieder. Löwen-Coach Sebastian Hinze konnte es sich in der letzten Viertelstunde erlauben, seine jungen Spieler zu bringen. So konnte Wetzlar zumindest insoweit Ergebniskosmetik betreiben, als dass ein kompletter Untergang vereitelt wurde.
RN Löwen: Appelgren, Späth, Birlehm; Zacharias, Kirkelokke (5), Timmermeister, Knorr (6/4), Helander (3), Lagergren (1), Groetzki (5), Forsell Schefvert (2), Michalski, Horzen (4), Gislason (2), Nilsson (2), Kohlbacher (4).
HSG Wetzlar: Klimpke, Suljakovic; Nyfjäll (1), Kuzmanovic, Schmidt (2), Nikolic (3), Becher (1/1), Weissgerber (1), Schelker (2), Fredriksen (2), Wagner (4), Mellegard (1), Rubin (6), Novak (1/1), Cavor.
Stenogramm / SR: Kuttler/Merz (Ostrach/Oberteuringen). - Z: 6137. - Zeitstrafen: 10:6 Min. - Siebenmeter 4/4:3/2.