Treffen der Unbesiegten
(sid). Nicht Meister Alba, nicht die Bayern, nicht Ludwigsburg und nicht Bonn. Kein Halbfinalist musste in den Playoffs der Basketball-Bundesliga (BBL) bislang eine Niederlage einstecken, erstmals seit Einführung des Best-of-Five-Formats vor mehr als 20 Jahren treffen vier Klubs mit weißer Weste aufeinander. Mindestens zwei Serien reißen am Wochenende, so viel ist sicher.
Den Anfang machen am heutigen Freitag (19.00 Uhr/MagentaSport) Alba Berlin und die MHP Riesen aus Ludwigsburg. Der Titelverteidiger, im Viertelfinale 3:0-Sieger gegen Brose Bamberg, hat großen Respekt. »Sie sind tough und spielen sehr körperlich«, sagte Guard Jaleen Smith, »nachdem uns Ludwigsburg in der Hauptrunde zweimal geschlagen hat, werden sie mit viel Selbstvertrauen in die Serie gehen.«
Ludwigsburg werde »jedes Jahr noch besser«, sagte Alba-Headcoach Israel Gonzalez, der kommende Gegner spiele »unkonventionell, oft mit einer kleinen Aufstellung. Es ist eine Herausforderung, sich auf diesen Stil einzustellen«, betonte der Spanier und hob die jüngsten Leistungen der Ludwigsburger hervor: »Vor zwei Jahren haben wir im Finale gegen sie gespielt, letztes Jahr waren sie Hauptrundenerster.«
Anders als die gegen die Bamberger hoch überlegenen Berliner hatten sich die MHP Riesen im engsten aller Viertelfinalduelle durchgesetzt. Zwar schaltete Ludwigsburg ratiopharm Ulm mit 3:0 aus, musste aber zweimal in die Verlängerung, beim Auftakt sogar in die doppelte. Gegen Alba sind die Riesen, die noch auf ihren ersten Titel warten, der Außenseiter.
Im zweiten Halbfinale geht es für Bayern München am Samstag (20.30 Uhr) zum Auftakt zu den wiedererstarkten Telekom Baskets Bonn, die erstmals seit 2009 wieder unter den besten Vier stehen und durch ihren zweiten Platz in der Hauptrunde in der Serie Heimvorteil haben. Die Bonner um Trainer Tuomas Iisalo verdienten sich ihren Platz gegen die Hamburg Towers.
»Wir fühlen uns wohl in der Rolle, nicht der Favorit zu sein,«, sagte Bonns Manager Andreas Boettcher dem Kölner Stadt-Anzeiger: »Ich glaube, dass wir jeden Gegner in dieser Liga schlagen können. Auch die Bayern. Es wird nur schwer, das in einer Serie aus fünf Spielen zu tun.«
München, das in der laufenden Saison mit dem erneuten Sprung ins EuroLeague-Viertelfinale für Furore gesorgt hatte, besiegte »Angstgegner« Niners Chemnitz nach zuvor drei Pleiten in Serie mit 3:0. Allerdings war im letzten Duell, das in die Overtime ging, auch eine Portion Glück dabei.
Zudem beklagte Bayern-Trainer Andrea Trinchieri einige Verletzungen, weshalb er sein Team gegen Bonn keineswegs favorisiert sieht. Die Bayern hätten, »jetzt mal das Privileg, reiner Außenseiter zu sein«, so der Italiener: »Alles spricht erst mal gegen uns. Aber natürlich sind wir entschlossen, wie Don Quijote zu kämpfen.« Trinchieri gab seinem Team nach stressigen Monaten erst einmal frei, eine Pause von sieben Tagen zwischen zwei Spielen sind für die Bayern nach der Dreifachbelastung mit Liga, Pokal und EuroLeague ein ungewohnter Luxus.