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Traum platzt im Halbfinale

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Von: Andreas Joneck

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In Bedrängnis: Thomas Böhme (M.), der Topscorer des RSV Lahn-Dill, wird bei der knappen Halbfinal-Niederlage gegen Madrid von Amadu Diallo (l.) und Bill Latham attackiert. F.: DIEKMANN © Armin Diekmann

Rollstuhlbasketball- Bundesligist RSV Lahn-Dill erlebt beim Finalturnier um den Titel in der europäischen Königsklasse eine Enttäuschung. Der Titelverteidiger verliert in Erfurt das Halbfinale gegen CD Ilunion Madrid mit 77:83 und kassiert am Sonntag im Spiel um Bronze eine 51:75-Packung gegen den Dauerrivalen Thuringia Bulls.

Hängende Köpfe bei den Rollstuhlbasketballern des RSV Lahn-Dill. Ihr Traum von der Titelverteidigung in der europäischen Königsklasse platzte am Samstag in Erfurt. Im Halbfinale des IWBF Champions Cup unterlagen die Hessen in einem engen Duell dem spanischen Rekordmeister CD Ilunion Madrid. Am Ende revanchierten sich die Madrilenen für die Semifinal-Niederlage aus dem Vorjahr im Wetzlar mit 83:77 (38:43) und erreichten das Finale von Erfurt gegen Albacete.

Im Halbfinale waren es Nuancen, die den Ausschlag zugunsten der Spanier brachten. Die entscheidende Phase des europäischen Klassikers lag dabei bei Wiederbeginn nach der Halbzeitpause, als der dreifache Titelträger aus Madrid binnen sechs Spielminuten aus einem 40:47 (21.) ein 52:47 (27.) machte. Vor allem die beiden langen Center Amadu Diallo und Bill Latham waren es, die zuvor ihr Team überhaupt im Rennen gehalten hatten und dann für die Wende im Spiel sorgten. Beide kamen am Ende zusammen auf 54 Punkte, bei bärenstarken Trefferquoten von 63,2 und 85,7 Prozent, sowie 15 Rebounds.

Zuvor war es vor allem Thomas Böhme gewesen, der dem Halbfinale seinen Stempel aufgedrückt hatte und aus allen Lagen hochprozentig für den RSV verwandelte. Zusammen mit Center Reo Fujimoto bereitete er der spanischen Defensive ein ums andere Male große Probleme. Nationalspieler Böhme war es auch, der mit zwei weiteren Dreiern aus dem 47:52-Rückstand zum Ende des dritten Viertels wieder einen 57:56-Vorsprung (29.) für die Mittelhessen machte. Im letzten Viertel schwenkte das Pendel in einem hochklassigen Duell, dem 13. zwischen den beiden erfolgreichsten Mannschaften des europäischen Kontinents, dann wieder in Richtung CD Ilunion. Verantwortlich diesmal Routinier Terry Bywater, bis dato eher unauffällig, versenkte er in den letzten Minuten gleich drei Würfe von jenseits der 6,75-m-Markierung in der RSV-Reuse, die aus einem 61:63 zunächst ein 67:63 (33.) und wenig später das vorentscheidende 80:74 (39.) machten.

Madrid: Amadu Diallo (27), Bill Latham (27), Terry Bywater (15/3 Dreier), Gregg Warburton (6), Pablo Zarzuela (6), Pablo Lavandeira (2), Daniel Stix, Sara Revuelta. - Lahn-Dill: Thomas Böhme (33/3), Reo Fujimoto (19), Brian Bell (13), Hiroaki Kozai (8/1), Simon Brown (2), Quinten Zantinge (2), Jannik Blair, Dominik Mosler, Catharina Weiß, Peyman Mizan.

Katastrophen-Start ins Spiel um Bronze

Das Spiel um Platz drei geriet für den RSV Lahn-Dill zu einer heftigen Enttäuschung. Nach einer schwarzen ersten Halbzeit unterlag der Titelverteidiger im kleinen Finale in einem deutsch-deutschen Duell den Thuringia Bulls mit 51:75 (20:39). Dabei fand der siebenfache europäische Champion aus Wetzlar vor allem in der ersten Halbzeit zu keiner Zeit zu seinem Spiel. Bereits beim 5:6 (4.) riss zum ersten Mal der Faden. Vier Spielminuten lang fand der Ball nicht mehr den Weg in die Reuse der Gastgeber aus Thüringen. Erst nach dem 5:16 (8.) wurde die bis dato mit 15 Prozent katastrophale Wurfquote wieder etwas besser.

Doch schon mit Beginn des zweiten Viertels folgte der frühe Knockout in der Partie gegen den Rivalen. Erst beim 13:26 (17.) gelang dem Japaner Hiroaki Kozai der erste Feldkorb des zweiten Spielabschnitts. Wenig später war es ein Dreier von Bulls-Topscorer Aliaksandr Halouski, der beim 13:33 (18.) bereits die Vorentscheidung in einem bis dahin komplett enttäuschenden Spiel für den RSV Lahn-Dill bedeutete.

Nach dem Seitenwechsel kamen die Mittelhessen jedoch deutlich verbessert aus der Kabine, auch wenn eine Wende bei diesem Rückstand längst nicht mehr in Reichweite war. Zudem agierte der zweifache europäische Champion aus Thüringen, der am Vortrag mit 68:70 am spanischen Tabellenführer BSR Amia Albacete gescheitert war, mit diesem Ergebnis im Rücken weiterhin souverän und abgeklärt. Am Ende mussten die Gäste eine deutliche Niederlage quittieren, bei der auf RSV-Seite Brian Bell mit 16 und Hiroaki Kozai mit 15 Punkten die besten Korbschützen waren.

Nun gilt es für die Wetzlarer, den Mund abzuwischen, die Niederlage schnell aus den Köpfen zu bekommen und bereits am Sonntag um 16 Uhr eine Trotzreaktion zu zeigen. Dann zu Gast in der Buderus-Arena Wetzlar sind im ersten Playoff-Finale um die deutsche Meisterschaft erneut die Thuringia Bulls.

Thüringen: Aliaksandr Halouski (21/3 Dreier), Vahid Gholomazad (20), Joakim Linden (8), André Bienek (7/1), Jordi Ruiz (7), Jens-Eike Albrecht (5), Dylan Fischbach (3/1), Hubert Hager (2), Karlis Podnieks (2), Marie Kier, Jitske Visser. - Lahn-Dill: Bell (16/2), Kozai (15/1), Böhme (11/1), Fujimoto (5), Brown (2), Weiß (2), Zantinge, Blair, Mizan, Mosler.

Albacete gewinnt das Endspiel

Den Titel holte sich am Sonntagabend das Team von BSR Amia Albacete. In einem rein spanischen Endspiel setzte sich die Mannschaft aus Kastilien mit 78:64 (36:31) gegen Madrid durch. Nachdem die Hauptstädter das Auftaktviertel mit 19:12 für sich entschieden hatte, legte Albacete durch das 24:12 und 26:19 in den folgenden Abschnitten den Grundstein zum Triumph, zu dem Kyle Marsh (26) und Ghazain Choudhry (21) die meisten Zähler beisteuerten.

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