Torloser Derby-Auftakt

(fro). Im mit Spannung erwarteten Auftaktspiel zur Hessenliga-Saison 2022/23 trennten sich der SC Waldgirmes und der FC Gießen am Samstag im Mittelhessenderby vor 700 Zuschauern torlos. »Das war das erwartet schwere Spiel. Wir haben aus dem Spiel heraus wenig zugelassen. In der Offensive hat uns aber die Entschlossenheit gefehlt, um drei Punkte mitzunehmen.
Dennoch war dies eine Leistung, auf die wir aufbauen können«, zog FC-Trainer Daniyel Cimen ein aus Sicht der Gäste positives Fazit.
Bei dem Regionalliga-Absteiger, bei dem bis auf die Mittelachse um Abwehrchef Michael Fink, dem »Zehner« Mattheus de Moura Beal und Mittelstürmer Aykut Öztürk innerhalb kürzester Zeit eine völlig neue Mannschaft aufgebaut werden musste, war der nötige Biss vom Anpfiff an zu spüren. Bereits nach wenigen Sekunden foulte Wessam Abdel-Ghani Lucas Hartmann an der Mittellinie und setzte ein starkes Zeichen der im 4-2-1-3-System agierenden Gäste. Die Hausherren, die mit einem 4-2-1-2-1-System eine offensive Raute aufgeboten hatten, zeigten sich beeindruckt. »Wir hatten zu viele einfache Ballverluste, keine Ball- und Spielkontrolle und wirkten insgesamt zu hektisch. Leider Gottes war dies unser schlechtestes Spiel der letzten sechs Wochen«, ärgerte sich SC-Trainer Mario Schappert, dass seine Spielidee, den im Umbruch befindlichen Gegner zu überrumpeln, nicht aufging.
Verdacht auf
Außenbandanriss bei Öztürk
Die optisch überlegenen Gäste hatten durch Mattheus de Moura Beal (8.) und Mert Pekesen (34.), dessen Spielberechtigung am Freitag noch eingetroffen war, erste gute Halbchancen. In der 27. Minute musste Aykut Öztürk nach einem Pressschlag mit Verdacht auf Außenbandanriss allerdings bereits früh das Feld verlassen. Bei einem Pekesen-Schuss lag die Gießener Führung in der Luft, doch SC-Keeper Maik Buss lenkte den Flachschuss des aus der zweiten türkischen Liga verpflichteten Stürmers mit einer Glanzparade um den Pfosten (38.). Während ein Distanzschuss von Natnael Tega für den großgewachsenen FC-Torwart Daniel Duschner kein Problem darstellte (43.), verhinderte Maximilian Wiessner, der mit einem Knöchelverband auflief, die SC-Führung, als er einen Tega-Schuss abblockte (44.).
Nachdem Mert Pekesen zu Beginn der zweiten Halbzeit nach einem Zuspiel von Mattheus de Moura Beal aus spitzem Winkel am SC-Tor vorbeigeschossen hatte (47.), eröffnete ein Ballverlust von Adrian Kireski die bis dato größte Möglichkeit der Schappert-Elf. Maximilian Wiessner brachte das Leder scharf und flach in den Fünfmeterraum, wo der heranrutschende Lucas Hartman den Ball vor dem leeren FC-Kasten um Haaresbreite verfehlte (50.). Im Anschluss an eine Flanke von Francesco Calabrese verfehlte Aryan Assar das SC-Tor mit einer Direktabnahme knapp (60.).
In der Folgezeit verflachte die Partie, sodass Chancen hüben wie drüben Mangelware waren. »Wir sind zwar gut auf die Grundlinie gekommen, doch dann fehlte nach der Auswechslung von Aykut Öztürk der Abnehmer«, hatte Cimen, dem im letzten Drittel zudem die Entschlossenheit seiner Elf fehlte, eine Erklärung parat. Bei den Hausherren merkte man vor allem Neuzugang Maximilian Wiessner das Handicap seiner Fußverletzung an. »Er war nicht hundertprozentig fit und konnte seine Schnelligkeit nicht wie gewohnt ausspielen«, stellte Schappert fest.
So fehlte den Hausherren, deren zentrale Spitze Natnael Tega von Routinier und Ex-Profi Michael Fink aus dem Spiel genommen wurde, die nötige Durchschlagskraft, um die Cimen-Elf ernsthaft in Gefahr zu bringen. In der Schlussphase nahm die Partie dann aber nochmals Fahrt auf. Initialzündung hierfür war eine Rudelbildung nach einem Foul von Adrian Kireski an SC-Spielführer Kian Marius Golafra, in dessen Folge die beiden Streithähne die gelbe Karte sahen. Nach einer Flanke von Robin Fürbeth hatte Aryan Assar Glück, dass der von ihm abgefälschte Ball nur am Pfosten und nicht im eigenen Tor einschlug (86.).
Glanzparade von SC-Keeper Buss
Kurz darauf ging Michael Fink, den ein Schuss von Fabian Bräuer im Gesicht traf, kurzzeitig k.o. (89.). »Ich war zwar kurzzeitig weggetreten, aber ich bin zu ehrgeizig, um mich deswegen auswechseln zu lassen«, sagte der 41-Jährige, um kurz darauf einen Freistoß am gegnerischen Strafraum herauszuholen. Lian Akkus Rodriguez scheiterte aber aus 20 Metern an SC-Keeper Maik Buss (90. +2).
Da der kurz darauf allein auf das FC-Tor zustrebende Felix Erben nach einem Bräuer-Pass knapp im Abseits stand, blieb es am Ende beim torlosen Unentschieden (90. +3). »Wir haben einen Punkt auf der Habenseite und haben zu Null gespielt. Dies sind zwei positive Dinge, auf die wir aufbauen können«, war SC-Trainer Mario Schappert am Ende wieder etwas milder gestimmt.
SC Waldgirmes: Buss; Fürstenau, Fries, Schmidt, Safiew, Schneider, Golafra, Bartheld, Hartmann (ab 80. Bräuer), Wiessner (ab 73. Fürbeth), Tega (ab 63. Erben).
SC Waldgirmes: Buss; Fürstenau, Fries, Schmidt, Safiew, Schneider (ab 85. Böttcher), Golafra, Bartheld, Hartmann (ab 80. Bräuer), Wiessner (ab 73. Fürbeth), Tega (ab 63. Erben).
FC Gießen: Duschner; Calabrese (ab 89. Akkus Rodriguez), Besso, Fink, Abdel-Ghani, Vural, Kireski, de Moura Beal (ab 70. Mahmuti), Filsinger, Öztürk (ab 27. Assar), Pekesen.
Im Stenogramm: Schiedsrichter: Herbert (Nüsttal). - Zuschauer: 700. - Tore: Fehlanzeige. - Gelbe Karten: Fries, Schneider, Golafra, Tega - Abdel-Ghani, Vural, Kireski.