Titelkampf spitzt sich zu

(sid). Jaron Siewert versuchte erst gar nicht, seine Schadenfreude zu verbergen. Nach den Ausrutschern der Konkurrenten im verrückten Titelkampf der Handball-Bundesliga schwärmte der Trainer von einem »Top-Spieltag« für seine Füchse Berlin. Durch die überraschenden Strauchler des SC Magdeburg und der Rhein-Neckar Löwen kehrte der Hauptstadt-Klub an die Spitze zurück.
»Es freut uns natürlich, wenn die anderen Punkte liegen lassen«, sagte Siewert überrascht, als er mitten im TV-Interview von den Ergebnissen aus den anderen Hallen erfuhr: »Aber es sind noch viele Spiele zu spielen.« Klar ist nach Donnerstag allerdings auch: Gewinnen die Füchse all ihre letzten elf Spiele, dürfen sie am Ende der Saison erstmals in ihrer Vereinsgeschichte die Schale in die Höhe reißen. Der Traum vom Titel - sie haben ihn plötzlich wieder selbst in der Hand.
»Der Blick auf die Tabelle gefällt uns sehr«, sagte Berlins Geschäftsführer Bob Hanning am Freitag. Die jüngsten Niederlagen von Meister Magdeburg (31:34 bei der TSV Hannover-Burgdorf) und den Löwen (29:37 beim SC DHfK Leipzig) zeigten aber auch, »dass in dieser verrückten Liga alles möglich ist. Am Ende werden die Duelle gegen vermeintlich kleinere Teams den Ausschlag geben. Deswegen bin ich erstmal sehr froh, dass wir Gummersbach geschlagen haben und wieder auf der Pole Position stehen.« Die Füchse besiegte den VfL klar (38:33).
Freude dürften die Ergebnisse auch im Norden ausgelöst haben. Denn sowohl der THW Kiel, der am Sonntag in Melsungen gefordert ist, als auch die SG Flensburg/Handewitt (am Samstag bei Frisch Auf Göppingen) könnten am Wochenende wieder ein Stück dichter heranrücken.
Der frühere Meister-Coach Martin Schwalb bezeichnete die Liga bei Sky jedenfalls als »ganz außergewöhnlich in diesem Jahr«. Man könne sich »jeden Spieltag auf unglaublich gute und spannende Spiele freuen«.
Das Zünglein an der Waage könnten in dieser Saison tatsächlich die »Kleinen« - oder besser: die 13 übrigen Teams - spielen. Bestes Beispiel ist der SC DHfK Leipzig, der in den vorangegangenen Liga-Spielen bereits den THW Kiel (34:31) und die Magdeburger (33:32) geschlagen hatte und sich nun auch gegen die Rhein Neckar Löwen mit einem starken Ex-Wetzlarer Viggo Kristjansson phasenweise in einen Rausch spielte. »Es könnte sich durchziehen, dass entweder derjenige, der gar nicht stolpert oder der, der einmal weniger stolpert, deutscher Meister wird«, sagte Schwalb.