Rollen klar verteilt
(sid) Der Puls? Steigt und steigt. Die Lust aufs Derby? Wächst von Stunde zu Stunde. Maik Machulla kann die 105. Auflage des Nordklassikers beim THW Kiel kaum erwarten. Die bevorstehende Handball-Party vor voll besetzten Rängen lässt den Trainer der SG Flensburg/Handewitt sogar den Wackelstart seines Teams und die immensen Personalsorgen vergessen.
»Endlich sind 9000 Zuschauer wieder da, das freut uns unglaublich«, sagt Machulla vor der Partie am Sonntag (13.40 Uhr/Sky und NDR Fernsehen) und verspricht ein Nordduell mit »vielen Emotionen. Wir müssen einfach mutig und couragiert auftreten und an unsere Möglichkeiten glauben.«
Das Kribbeln beim Flensburger Meistercoach der Jahre 2018 und 2019 kommt nicht von ungefähr. Denn dank weitreichender Corona-Lockerungen in Schleswig-Holstein geht das wohl prestigeträchtigste Derby der Handballwelt nach über zwei Jahren wieder in einer vollen Halle über die Bühne. Die 2400 Zuschauer vor einem Jahr in Kiel waren das höchste der Gefühle, ansonsten fand das Nordduell quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit oder gar nicht statt.
Die Favoritenrolle ist klar verteilt. Hier die Kieler, Meister 2020 und 2021, die mit 4:0 Punkten in die Liga gestartet sind und unter der Woche auch ihren Auftakt in der Champions League siegreich und in Bestbesetzung gestalteten. Dort die Flensburger, Vize der beiden Vorjahre, die geplagt von großen Verletzungsproblemen in der Liga schon Federn lassen mussten und in der Königsklasse gegen den FC Barcelona am Donnerstag chancenlos waren.
SG fehlen wichtige Spieler
»Die Voraussetzungen könnten unterschiedlicher nicht sein, und deswegen ist der THW natürlich klarer Favorit«, sagt Machulla, »aber wir fahren trotzdem da hin, um etwas Zählbares mitzunehmen.« Flensburg habe zuletzt immer wieder gezeigt, »dass wir ganz tolle Handballer haben mit einer unglaublichen mentalen und physischen Stärke. Darauf bauen wir.«
Vier Verletzte, darunter etatmäßige Leistungsträger wie Magnus Röd (Anriss der Patellasehne), Lasse Möller (Knorpelschaden) oder Franz Semper (Kreuzbandriss), zählte die SG zuletzt.
Gegen Kiel wird laut Machulla wohl keiner von ihnen zurückkehren. »An der Zielsetzung ändert sich dadurch natürlich nichts, nämlich was Zählbares mitzunehmen aus Kiel«, sagt Machulla bestimmt: »Diesen Anspruch haben wir ohne Weiteres, wir sind mutig genug. Aber wir wissen, wie schwer das ist.«