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Personalsorgen werden nicht kleiner

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Von: Sebastian Kilsbach

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Tief durchatmen: 46ers-Coach Branislav Ignjatovic ist in Sachen Personal derzeit alles andere als zu beneiden. © Harald Friedrich

Weitere Hiobsbotschaften aus dem Lazarett der Gießen 46ers: Vor der Auswärtspartie des Basketball-Zweitligisten bei den UniBaskets Paderborn wachsen die Verletzungssorgen. Im Kampf um die Playoffs ist es am Samstag ein »Vier-Punkte«-Spiel.

Es wird das Schlüsselspiel in der ProA: Am sechstletzten Spieltag der Hauptrunde treffen Uni Baskets Paderborn (Platz 10, 14 Siege) und die Gießen 46ers (7, 16 Siege) am Samstag (19.30 Uhr) aufeinander. Für Gießen ist es ein vorentscheidender Matchball im Kampf um die erste erfolgreiche Playoff-Qualifikation seit 2015. Bei einer Niederlage drohen die Mittelhessen aus den ersten acht Rängen zu fallen. Das Hinrundenspiel im Dezember ging mit 102:99 knapp an die Baskets.

Die Aktien »stehen unverändert schlecht«, beginnt Headcoach »Frenki« Ignjatovic ein Gespräch wenige Tage vor dem »Vier-Punkte«-Spiel in Ostwestfalen. Läuft es besonders schlecht, stehen die Mittelhessen am Samstag zu siebt oder acht auf dem Parkett der altehrwürdigen Maspernhalle, in der sich Ignjatovic nach eigener Aussage an kein deutliches Ergebnis erinnern kann: »Meine Spiele dort waren immer knapp. Aber immerhin habe ich meistens gewonnen.« Für Gießens Playoff-Hoffnungen wäre es schön, wenn sich dieser Trend fortsetzt. Übertragen wird die Partie auf Sportdeutschland.tv.

Die Lage: Tabellarisch profitieren die 46ers noch immer von ihren Stärkephasen in Herbst und Winter. Auch die letzte Siegesserie - immerhin dreimal gewann man in Folge, bevor gegen Nürnberg verloren wurde - ist aus dem Kurzzeitgedächtnis noch nicht verschwunden. Mit Blick auf die derzeit desolate Personallage spricht Ignjatovic hier auch von Glück. »Die Kette reißt, wo sie am dünnsten ist. Es lief lange gut, auch verletzungstechnisch. Aber seit einigen Wochen, vielleicht Monaten...«

Bei den 46ers ist personell der Wurm drin. Keine Schiridiskussion, kein psychisches Loch von Ex-Topscorer Justin Martin oder sonstige Randaspekte sind für die gegenwärtige Malaise relevanter. Spielerisch hat sich das Team defensiv weiterentwickelt. Nur durch diese Steigerung konnten die 46ers überhaupt Spiele gewinnen. Trotz der noch guten Tabellensituation gilt aber, dass es noch zwei bis drei Siege bedarf, um sicher in den Playoffs zu sein. Dabei spielt die genaue Platzierung längst keine Rolle mehr. »Man kann in der Gesamtsituation niemandem einen Vorwurf machen«, sagt Ignjatovic. Das Gesamtbild indes sei derzeit eher ausbaufähig.

Personelles: Unter den Fans war zuletzt diskutiert worden, ob Kapitän Nico Brauner (Bänderriss) in Paderborn wieder am Start sein würde. Stand jetzt hat er noch nicht wieder mittrainiert. Auf einigen Social-Media-Kanälen sah man ihn in zivil aber am Brett mitklickern, weshalb sich Ignjatovic eine Blitzgenesung Brauners womöglich als Trumpfass im Ärmel vorbehält.

Darauf wetten sollte man allerdings besser nicht. Fehlen wird weiterhin Roland Nyama (Muskelriss). Bei Karlo Miksic ist seit der Nürnberg-Partie das Sprunggelenk geschwollen. Stefan Fundics Bluterguss heilt erwartungsgemäß. Dafür treibt sich Igor Cvorovic nun mit muskulären Problemen umher. Darunter leidet der Trainingsbetrieb, wie Ignjatovic exemplarisch an Martin durchexerziert: »Natürlich fehlt es ihm an Rhythmus. Aber woher soll der Rhythmus unter diesen Bedingungen kommen?«

Die Dreierquote des US-Forwards sank von bombastischen 50 Prozent um Weihnachten in die 30er. Vor knapp drei Wochen kam es zum großen Knall und der anschließenden Aussprache. Martin scheint in die Mannschaft weiter gut eingebunden, aber psychisch blockiert. Bleibt zu hoffen, dass der Knoten beim Mann aus Indianapolis am morgigen Samstag in der Pader platzt.

Der Gegner: Zwischenzeitlich sah es aus, als würde Paderborn einen Durchmarsch vom Mittelfeld auf die Playoff-Ränge schaffen. Zuletzt verlor das Team von Headcoach Steven Esterkamp aber wieder zweimal hintereinander - und braucht den Sieg fast noch mehr als Gießen. Nach dem Hinrundensieg ließ Esterkamp Ignjatovic schmunzelnd wissen, dass dies sein erster Sieg gegen den erfahrenen Serben als Coach gewesen sei. Für Gießen war es die erste Niederlage in der Osthalle in der Saison überhaupt.

Luis Figge und Luca Kahl stammen gebürtig aus Paderborn. Jordan Barnes feierte im Vorjahr seinen Durchbruch im europäischen Profi-Basketball bei den Unistädtern. Topscorer des diesjährigen Teams ist Connor Van Anthony, der an seinem College in Virginia Mathematik studierte. Den Rechenschieber auspacken können gleich mehrere Vereine, sollte Paderborn auch das Rückrundenspiel gegen die Gießen 46ers gewinnen. Dann nämlich ist das Playoff-Rennen in der ProA so offen, wie es nur geht.

Das sagt Ignjatovic: »Sie sind offensiv eines der besten Teams der Liga. Teams, die ihnen den Dreier wegnehmen, sind gegen sie erfolgreich. Wir haben noch sechs Chancen, um Siege zu sammeln. Aber Spiele gegen direkte Verfolger zählen doppelt. Leider treiben uns derzeit aber andere Sorgen um.«

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