Mit Sané und Goretzka

Siegen oder fliegen!? Wenn die deutsche Fußball-Nationalmannschaft am Sonntagabend um 20 Uhr bei der WM auf Spanien trifft, dann ist es ein Schicksalsspiel. Verliert die Elf von Bundestrainer Hansi Flick - und Japan gewinnt zuvor gegen Costa Rica - dann ist die mehr als nur vorzeitige Heimreise perfekt. Ein Sieg muss gegen die Iberer her, um die Chance auf die nächste Runde zu wahren.
Miserabel ist die DFB-Elf in die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar gegen Japan gestartet. Im ersten Gruppenspiel setzte es am Mittwoch eine 1:2-Niederlage. Da der zweite Gegner der Deutschen am Sonntag (20 Uhr) das Schwergewicht Spanien ist - das gewann zum Auftakt 7:0 gegen Costa Rica - könnte dies schon das Aus für die Truppe von Trainer Hansi Flick bedeuten. Wir haben bei heimischen Fußball-Experten nachgefragt - und auch bei einem in Mittelhessen allseits bekannten Spanier und ehemaligen Fußballer.
Daniyel Cimen (Trainer des Hessenligisten FC Gießen): »Es ist schon viel über das Spiel gegen Japan gesagt worden. Das eine ist, dass wir zu wenig Tore gemacht haben, aber dir dürfen auf diesem Niveau solche Fehler nicht passieren. Vor dem Ausgleich muss Niklas Süle einrücken, das darf einer Mannschaft nicht passieren, die Richtung Halbfinale denkt. Und dem zweiten Tor geht ein langer Ball voraus. Und in der zweiten Halbzeit hatte ich den Eindruck, dass du nach guten 15, 20 Minuten eher bedacht warst, das Ergebnis zu verwalten. Spanien hat gegen Costa Rica gezeigt, wie man gegen einen tiefstehenden Gegner spielt - schnell und kompakt. Aber Spanien ist meiner Ansicht zu knacken. Aber für mich muss Leroy Sané rein, sofern er fit ist. Wir haben mit ihm, Serge Gnabry sowie Jamal Musiala hohe Geschwindigkeit in der Offensive. Und auch Leon Goretzka muss spielen, dafür rückt Joshua Kimmich auf die rechte Außenverteidigerposition. Denn wir müssen einfach sehen, dass wir auf den Außenverteidigerpositionen kein Weltklasse-Niveau haben.«
Ralf Landgraf (Trainer des Kreisoberligisten SG Obbornhofen/Bellersheim): »Das war eine völlig unnötige Niederlage gegen Japan, die auch unsere aktuelle Situation widerspiegelt. Mir hat diese letzte Gier gefehlt bei unserer Nationalmannschaft. Und man muss festhalten, dass Japan am Ende völlig verdient gewonnen hat. Ich bin mir aber sicher, dass wir gegen Spanien ein ganz anderes Team sehen werden. In solchen Spielen sind wir da, das hat die Vergangenheit oft genug gezeigt. Und Deutschland muss den Anspruch haben, zu gewinnen. Es darf auch keine Rolle spielen, wie Japan gegen Costa Rica spielt. In kritischen Situationen haben wir auch unsere besten Spiele gemacht. Davon abgesehen, auf Twitter hat es einer treffend formuliert. ›Wow, Endspiel am Sonntag!‹«
Thorsten Hillgärtner (Trainer des A-Ligisten Spvgg. Mücke): »Ich habe mir die 90 Minuten gegen Japan angetan. Aber wir haben ja von der 15. bis zur 65. Minute guten Fußball gespielt, da muss es aber auch 2:0 oder 3:0 heißen. Aber nach den Wechseln (Thomas Müller und Ilkay Gündogan in der 67. Minute raus, Anm. d. Red.) hatte ich den Eindruck, dass die deutsche Mannschaft irgendwie das Fußballspielen eingestellt hat. Da hatte ich das Gefühl, dass sie der festen Überzeugung waren, wir machen so oder so noch mindestens ein Tor. Das zweite Manko war dann unsere glorreiche Abwehr. Wenn wir gegen Spanien defensiv auch so schludrig spielen, dann wird es sehr eng. Aber es muss ja auch erst mal gespielt werden. Und man wächst ja auch an seinem Gegner.«
Francesco »Quico« Moreno (ehemals Spieler beim TSV Albshausen, nun A-Jugend-Trainer JSG Albshausen): »In meinen Augen ist das für Spanien nicht so gut gelaufen, da Costa Rica kein echter Gegner war. Deutschland ist reingekommen wie immer - nämlich richtig bescheiden. Die Deutschen haben gedacht, sie könnten Larifari spielen, auch nachdem Japan offensiv getauscht hat. Das Ergebnis hat man gesehen. Bei Spanien hat dagegen alles funktioniert. Ich glaube aber nicht, dass die DFB-Elf Spanien so viel Platz im Mittelfeld lassen wird. Aber Deutschland darf sich nicht hinten reinstellen, denn dafür ist die Abwehr zu steif und zu träge. Hansi Flick muss gegen Spanien mit dem Bayern-Block spielen, auch mit Leon Goretzka, das ist eine Power-Maschine. Mit dem Power-Fußball haben sie dann mehr Möglichkeiten. Es muss auf jeden Fall mehr Bewegung im Spiel sein. Bei Spanien ist die Abwehr auch nicht so schnell. Wenn beispielsweise Musiala, Gnabry oder Sané mit Tempo kommen, dann kann es sehr eng werden. Wenn Flick das Bayern-System übernimmt, was sensationell gut ist, dann ist das machbar. Wenn Flick aber gegen Spanien so spielt wie gegen Japan, dann werden sie gnadenlos ausgespielt. Mutig sein - und auf den Bayern-Block setzen. Ich hoffe, es wird ein hochspannendes 2:2 - und Japan spielt ja vielleicht unentschieden gegen Costa Rica. Und was will ich mit Saudi-Arabien oder Japan in der nächsten Runde?« FOTO: OV/2; FRO; PV



