Mit Leidenschaft zum nächsten Erfolg

(pie). Nach der Heimspielenttäuschung gegen den HC Erlangen geht es für die Bundesliga-Handballer der HSG Wetzlar heute Abend (19:05 Uhr) mit dem Gastspiel bei der Spielgemeinschaft HBW Balingen-Weilstetten weiter.
In der Balinger Arena erwartet die Mittelhessen eine schwere Aufgabe. »Es wird emotional, es wird laut, es wird hitzig«, weiß auch HSG-Trainer Benjamin Matschke. Mit seinem Gegenüber Jens Bürkle verbindet ihn nicht nur der Trainerjob, sondern auch eine gemeinsame Spielvergangenheit in Kornwestheim. »Da hat er mich in einem Vorbereitungsspiel in seinem ersten Zweitligajahr mal umgeschossen«, erinnert sich der Balinger Coach. »Aber ich war sein eigener Kreisläufer, das war das Problem. Das kann man ruhig mal ansprechen, ich habe heute noch Schmerzen«, lacht Bürkle. Matschke sieht das naturgemäß anders: »Ich sage, er hat den Ball nicht gefangen. Das sollte man als Kreisläufer machen, die Bälle fangen, die man kriegt«, entgegnet er schmunzelnd. Für die 60 Spielminuten heute Abend wird die Freundschaft ruhen.
Balingen-Weilstetten im Dauerabstiegskampf: Seit Jahren sind die Gallier, wenn sie in der 1. Bundesliga unterwegs sind, meist schon zu Saisonbeginn Abstiegskandidat Nummer eins. Das Wissen, in diesen Gefilden zu wandeln, gibt den Verantwortlichen eine gewisse Grundruhe. Den Druck, in der Liga bleiben zu wollen, spürt man im Verein trotzdem. »Wir wissen aber auch, mit welchen finanziellen Waffen die anderen Vereine kämpfen«, so Bürkle. »Somit ist es von den Basisvoraussetzungen erst mal wahrscheinlich, dass wir absteigen.« Trotz allem glaubt man nahe der Schwäbischen Alp immer daran, eine Chance zu haben. »Das gilt es zu leben und innerlich zu feiern, sonst drehst du permanent durch. Aus dieser Nummer kommen wir gefühlt auch nicht heraus.«
Stärken und Schwächen der Gallier: Mal ist es die Abwehr, mal ist der Angriff das Sorgenkind - im letzten Spiel in Hannover hakte es vorne wie hinten. »Ich glaube, wir können beides, wir können aber auch beides nicht«, lacht Bürkle. »So ist Sport.« Sein Mittelblock wurde von der Achse Rückraum-Kreis auseinandergespielt, und auch die Würfe aus der Distanz bereiteten der Balinger Defensive Kopfzerbrechen. Da half auch ein gut aufgelegter Mario Ruminsky im Tor nur punktuell weiter. Im Angriff leisteten sich die Gallier etliche technische Fehler, die Hannover mit Gegenstoßtoren bestrafte. Mit Vladan Lipovina und Jona Schoch verfügt Bürkle über zwei wurfgewaltige Rückraumschützen. Doch gerade Lipovina, mit 158 Treffern Top-Torschütze, fehlt an manchen Tagen ein Backup. Wenn der Linkshänder nicht trifft, wird es dünn auf der rechten Seite. Verlassen kann sich Balingen auf die Flügelzange Moritz Strosack und Tim Nothdurft, die zusammen 166 Buden auf dem Konto hat. In der Mitte ziehen vornehmlich der flinke Björn Zintel und Daniel Ingason die Fäden, nachdem sich Lukas Saueressig an der Schulter verletzt hat. Dennoch warnt Matschke: »Die Mannschaft versteht es seit Jahren, dem Gegner etwas wegzunehmen. Wir müssen sehr geduldig, schlau und clever gegen eine aggressive Abwehr spielen.« Das Hinspiel haben die Grün-Weißen mit 33:21 für sich entschieden, doch auch in Wetzlar ist die Lage kniffelig.
Wetzlarer Katzenjammer: Die Heimniederlage gegen den HC Erlangen hat nicht nur für lange Gesichter, sondern auch für deutliche Worte der Vereinsführung gesorgt. Haarsträubende Ballverluste und vergebene Wurfchancen sorgten für einen 9:15-Pausenrückstand. Nach einer emotionslosen ersten Halbzeit raffte sich das Team in der zweiten auf, musste sich aber dennoch mit einer 26:30-Niederlage geschlagen geben. »Wir haben die Niederlage gegen Erlangen analysiert, haben trainiert und die Dinge besprochen«, erklärt Matschke. »Die Jungs ziehen super mit. Riesenlob an meine Mannschaft, die jetzt kurz vor dem Ende ehrgeizig bleibt und einen guten Rundenabschluss haben will.« Balingen-Coach Bürkle gibt nicht viel auf dieses Ergebnis. »Die stehen da vorne zurecht und gehören da absolut hin«, weist er auf den sechsten Tabellenplatz der Wetzlarer hin. »Wir müssen vor allem unseren Rückzug in den Griff kriegen. Im Gegenstoß haben sie die unterschiedlichsten Varianten und sind insgesamt sehr vielseitig. Es gilt die Abwehrreihe sauber zu bespielen und vorne wie hinten viel zu investieren, weil sie schon mit ein paar Kawenzmännern daherkommen.«
Wer fehlt? Die Grün-Weißen können, bis auf ihre Langzeitverletzten, aus dem Vollen schöpfen. Balingen muss schon seit Monaten auf Kreisläufer Marcel Niemeyer verzichten, auch Saueressig fehlt. Ein wenig Hoffnung besteht bei Oddur Grétarsson. Fraglich ist Strosack, der nach einer Verletzung noch nicht vollständig fit ist.