1. Gießener Allgemeine
  2. Sport
  3. Lokalsport

Mein nächstes Haustier wird Jürgen heißen

Erstellt:

Kommentare

_1SPOLSPORT13-B_163134_4c
Henni Nachtsheim ist noch vom Frankfurter Erfolg berauscht. © BF

Badesalz-Comedian Henni Nachtsheim und Ronny Th. Herteux schauen auf den Frankfurter Eintracht-Erfolg in der Europa League zurück und wollen sich in 42 Jahren wieder treffen.

Hallo Herr Nachtsheim, ich habe mir bewusst Zeit gelassen. Sind Sie wieder ansprechbar, haben Sie wieder festen Boden unter den Füßen?

Das ist nicht so leicht, denn wo ich auch hinkomme, umarmen mich immer noch selbst wildfremde Menschen, um mir dann Dinge wie »EUROPAPOKAL!« ins Ohr zu kreischen. Wobei ich zugebe, dass ich dann auch immer gleich hysterisch »BORREEEEE!« zurückschreie. Sie sehen also, der feste Boden ist eher noch etwas wackelig!

42 Jahre lang hat es gedauert, bis die Eintracht nach 1980 wieder den Europapokal gewinnt. Was für ein Zufall, Ende Mai 2064 werde ich 100 Jahre alt. Ich würde Sie schon heute gern zum nächsten Euro-Finale der Eintracht einladen, oder haben Sie schon was vor? Ich würde mich auch um das Pflegepersonal kümmern, Sie bringen Kukident und Rollator mit.

Womit Sie voraussetzen, dass wir bis dahin nichts Großes mehr reißen. Was ich anders sehe. Ich bin sicher, dass wir schon vorher was weiteres Bedeutendes gewinnen werden! Aber ihre Einladung nehme ich trotzdem gerne an. Wobei Sie Pfleger etc. zuhause lassen können. Ich bin da gerade mal 107. In dem Alter hat mein Opa mütterlicherseits noch den Ironman auf Hawaii gewonnen.

Bleiben wir mal in der Jetztzeit, irgendwie kommt einem die Bezeichnung »Eintracht Frankfurt Europa-League-Gewinner 2022« noch immer surreal vor, oder ist das bei Ihnen schon angekommen oder gar abgehakt?

Ich versuche es mal so zu beschreiben: ich habe das komplette Spiel gegen Glasgow noch auf dem Receiver. Aber ich traue mich nicht, es noch mal anzuschauen, weil ich Angst habe, dass ich alles nur geträumt habe und sie es doch verloren haben.

Ich denke mal, so richtig wird einem die Bedeutung erst dann klar, wenn es mal überhaupt nicht laufen sollte bei der Eintracht.

Ja, das wird bestimmt so sein. Aber ich fände es trotzdem gut, wenn die Mannschaft ihr »Mr.Hyde-Bundesliga-Gesicht« zugunsten ihres »Dr.Jekyll-Europa-League-Gesichtes« dauerhaft ablegt.

Apropos laufen: In letzter Zeit war häufig zu beobachten, wie Fans den Rasen gestürmt haben. Da wurde auch ein Nichtabstieg wie eine Meisterschaft gefeiert. Ist das eine beängstigende Entwicklung oder nach zwei Jahren Pandemie als eine Art Befreiung zu begreifen?

Ich glaube, es reicht schon, dass eine Fangruppe damit anfängt, schon kopieren das alle. Ich persönlich könnte gut aber drauf verzichten, dabei zuzuschauen, wie junge Menschen mit verzerrtem Gesicht Tornetze mit dem Feuerzeug bearbeiten, um einen Teil davon mit nach Hause zu nehmen.

Ein ähnliches Thema: Der stundenlange Konvoi der Eintracht vom Flughafen auf den Römer mit anschließender Feier, irgendwie war mir das zu viel. Bin ich da empathielos, eine Spaßbremse oder habe ich einfach keine Ahnung vom Fan-Sein?

Ich würde sagen, eine Mischung aus allem!

Zumindest eine Szene hat mich dann doch extrem erheitert, als OB Peter Feldmann den Pokal Trainer Oliver Glasner und Sebastian Rode abgenommen hat. Diese Szene wird wohl auf immer und ewig mit dem Pokalsieg verbunden bleiben.

Ich glaube, sie wird eher auf ewig mit Peter Feldmann verbunden bleiben. Es gibt ja jetzt schon diverse Fotomontagen, auf denen er sich auch noch andere Pokale wie zum Beispiel den der Champions League krallt!

Übrigens hätte ich da als Hobbypsychologe eine Erklärung für den dreisten Diebstahl: Offenbar hat Klein-Peter von seiner Mama bei jeder kleinen Verfehlung das Spielzeug abgenommen bekommen.

Auch wenn ich normalerweise kein Freund von »Küchenpsychologie« bin, muss ich zugeben, dass das zumindest ein Erklärungs-Ansatz sein könnte. Aber was auch immer ihn in dem Moment geritten hat, es war nicht besonders überlegt.

Zur Eintracht, jetzt heißt es unter der Woche: Champions League. Ob mit oder ohne Götze, ob mit oder ohne Kostic. Frankfurt wurde in Lostopf 1 gesetzt, jetzt können wir erst in der K.o.-Phase auf Real Madrid, Manchester City, AC Mailand oder Paris Saint-Germain treffen. Schade eigentlich.

Ja. Aber ich habe jetzt auch kein Problem, bis dahin geduldig zu warten!

Was ich damit sagen will, bitte kleine Brötchen backen und nicht gleich wieder die Erwartungen in ungeahnte Höhen schrauben.

Da bin ich komplett Ihrer Meinung! Das Dümmste wäre jetzt,die Erwartungen zu hoch zu schrauben. Interessanterweise habe ich darüber auch mit dem Rezeptionist von dem Hotel in Manchester gesprochen, als ich dort neulich ... nur mal so ... ein Zimmer fürs nächste Frühjahr gebucht habe! Er hat das auch so gesehen. Genau übrigens wie die Rezeptionisten in Madrid, in Liverpool, Porto, Amsterdam, Paris und Mailand!

Was sollte in der Saison 2022/23 Priorität besitzen: Die Champions League oder die Bundesliga?

Höchste Priorität muss es sein, dass es keine gibt!

Zum Abschluss möchte ich noch einmal persönlich werden. Sammy Kuffour hat wegen seiner »schönen Zeit« beim FC Bayern nun seinen Sohn »Munich« genannt. Wäre es zumindest eine Idee, dass Sie ihr nächstes Haustier Sevilla oder Europa bzw. Borré oder Oliver nennen?

Ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, ob Sammy Kuffour das wirklich zu Ende durchdacht hat! Was, wenn sein Sohn wie sein Vater ein erfolgreicher Fußballer wird, und dann bei Borussia Dortmund spielt? Und jedes Mal, wenn er bei der Mannschaftaufstellung genannt wird, das ganze Stadion reflexartig gellend pfeift? Und was künftige Haustiere angeht, das nächste, das ich mir anschaffe, wird Jürgen heißen. Das geht für mich nicht anders!

Auch interessant

Kommentare