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Man fühlt sich pudelwohl im Nachbarkreis

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Gabriel Jacob und seine TSF Heuchelheim II bereuen den Wechsel in den Fußballkreis Wetzlar bislang nicht. © Tim Balser

(mol). Mehr oder weniger kurz vor dem »Münzwurf«, vor einem Losentscheid, stand Gießens Kreisfußballwart Henry Mohr im Sommer, da die Kreisliga A Gießen mit 19 Mannschaften viel zu groß war und keine Vereine signalisiert hatten, in einen Nachbarkreis zu wechseln. Dann entschlossen sich die TSF Heuchelheim II, das Wagnis einzugehen - und wechselten in den Wetzlarer Fußballkreis.

Am vergangenen Samstag stand für das Team von Trainer Kevin Grebe offiziell das letzte Spiel des Jahres auf dem Programm, da Gegner Cermik Wetzlar sein Team aber zurückgezogen hat, wandern drei kampflose Punkte auf das Konto der Turn- und Sportfreunde, die damit als Tabellenführer in die Restrunde starten werden. Doch nicht nur aus sportlicher Sicht fällt das bisherige Fazit positiv aus.

»Egal, wen man aus der Abteilung oder aus dem Vorstand fragt, es ist keine kritische oder negative Stimme zu hören. Wir sind sehr, sehr gut aufgenommen worden im Wetzlarer Fußballkreis und natürlich von den Klubs der Liga. Es sind sogar in kurzer Zeit schon Freundschaften entstanden, beispielsweise nach Lemp oder zum TSV Blasbach. Wichtig war uns aber von Anfang an, unsere Spieler bei der Entscheidungsfindung mit ins Boot zu holen. Sie haben sich für den Wechsel entschieden, die neue Klasse angenommen und wirklich viel Spaß an der neuen Herausforderung gezeigt«, berichtet Thorsten Balser von der TSF-Fußballabteilung.

Dass sich die Fahrtwege im Vergleich zu denen in der Kreisliga A Gießen nicht nennenswert unterscheiden, war vorab einer der Gründe, sich für den Wechsel zu entscheiden. Dass die Heuchelheimer in der Wetzlarer A-Liga aber zudem auf zahlreiche erste Mannschaften treffen, die möglicherweise auch den einen oder anderen Zuschauer mehr mitbringen würden, war zudem die Hoffnung. Und diese wurde fast uneingeschränkt erfüllt. »Wir hatten schon elf Heimspiele, daher lässt sich da schon ein sehr gutes Zwischenfazit ziehen. Es war auch hier und da mal ein Gegner dabei, der kaum Zuschauer dabeigehabt hat, was aber in Gießen genauso gewesen wäre. Aber oftmals hatten Teams wirklich zahlreiche Zuschauer ›im Gepäck‹, die Spvgg. Lemp kam unlängst sogar mit einem 50-Mann-Bus zum Topspiel. In dieser Beziehung sind wir also sehr zufrieden, auch in dieser Hinsicht hat sich der Wechsel gelohnt«, so Balser, der mit dem gelungenen Schritt seines Vereins auch andere ermutigen will, »über den Tellerrand hinauszublicken«. Zumal solche Schritte auch zukünftig nicht ausgeschlossen zu sein scheinen. »Wir müssen aufhören, immer nur in Kreis Gießen, Kreis Wetzlar, Kreis Alsfeld oder Kreis Marburg zu denken. Die Zahl der Mannschaften ist seit Jahren rückläufig, auch in dieser Saison gab es schon zahlreiche Rückzüge. Auf kurz oder lang wird es ohnehin nicht ausbleiben, dass sich da Verschiebungen bzw. Veränderungen ergeben, ja ergeben müssen«, betont Balser.

Aber auch aus sportlicher Sicht hat sich der Wechsel bislang gelohnt. Dass die Liga deshalb schwächer ist, verneint Coach Kevin Grebe vehement. »Sicherlich ist es so, dass die absolute Spitze in Gießen stärker ist, wenn ich an Türkiyemspor Gießen, den SV Annerod oder Eintracht Lollar denke. Da wäre es natürlich schwierig für uns geworden, diese Teams hinter uns zu lassen. Aber die Spitze ist wesentlich breiter, auch das Mittelfeld ist aus meiner Sicht doch recht stark. Und viele Mannschaften haben wirklich absolute Topspieler in ihren Reihen, besonders im Sturm, die früher höherklassiger gespielt haben«, beschreibt Grebe, dem mit Peter Bubbel ein erfahrener Co-Trainer zur Seite steht.

Unabhängig davon, wie die TSF Heuchelheim II am Ende sportlich abschneiden, sollte ihre Entscheidung des Sommers andere Vereine dazu ermutigen, ihr »Kirchturm-Denken« aufzugeben. Denn eines will sicherlich auch in Zukunft niemand: Dass Henry Mohr irgendwann doch noch einmal zur Münze greifen muss.

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