Locker im Kopf bleiben

Gießens Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz hörte gespannt den Worten von Hanno Brach zu. Der Gießener U19-Ruderweltmeister im Vierer ohne Steuermann hatte viel zu erzählen.
Die Stadt Gießen ehrte ihren Weltmeister Hanno Brach, der vor knapp zwei Wochen bei der U19-Ruder-WM in Tokio im Vierer ohne Steuermann Gold holte. OB Grabe-Bolz freute sich riesig über den Erfolg, hatte sie doch erst kürzlich mit Marc Weber vom Gießener RC Hassia ebenfalls einem Gießener Ruderer zum WM-Titel im U23-Einer gratuliert. »Das ist großartig«, schwärmte das Stadtoberhaupt. »Gießen ist eine Ruderstadt - und Sie sind einer der Leuchttürme«, sprach sie Brach direkt an.
Der Ehrung im Gießener Rathaus wohnten Brachs Familie, Stadtverordnetenvorsteher Frank Schmidt, der GRG-Vorstand mit Christopher Nübel, Alexander Klenk und dem Ehrenvorsitzenden Roland Zander bei. Der in Linden wohnende Hanno Brach, der bereits als Kind die hochwertige Ruder-Ausbildung bei der Gießener Rudergesellschaft genoss, bedankte sich bei allen und gab unter anderem einen Einblick, welche extremen Wetterbedingungen in Japans Hauptstadt Tokio herrschten, wie das Rennen bei den Weltmeisterschaften lief und wie er sich seine Zukunft vorstellt.
Was war für Sie die größte Herausforderung bei der WM in Tokio?
Hanno Brach: Nicht fest zu werden, locker im Kopf zu bleiben. Sich nicht im Vorhinein zu viele Sorgen über die Gegner zu machen, um im Rennen voll dabei zu sein.
Gab es für Sie im Finale einen Moment, in dem der Gedanke aufkam, das könnte noch einmal knapp werden?
Brach: Du stehst konstant unter einer enormen Belastung. Wenn du über die Ziellinie kommst, kannst du keinen Schlag mehr machen - auch wenn du ihn wolltest. Es war schon so, dass die Briten auf den letzten Metern herangekommen sind. Aber mit dem Endspurt haben wir sie auf Distanz gehalten. Wir sind ans absolute Limit gegangen und waren danach vollkommen leer.
Wann haben Sie für sich das erste Mal so richtig wahrgenommen, dass Sie Weltmeister geworden sind?
Brach: Am Abschlussabend ganz sicher nicht - die Tage danach. Da hatte man mal seine Ruhe, um nachdenken zu können.
Und was haben Sie reflektiert?
Brach: Das ging so in die Richtung: Verdammt, jetzt gibt es gar keinen mehr, den wir schlagen können! Es war kein Ziel vorhanden. Dann brauchen wir auch nicht mehr zu trainieren - das macht keinen Sinn mehr.
Wie sieht Ihre sportliche Zukunft aus?
Brach: Das kommt nun darauf an, was ich mache: Ob ich nach Amerika oder England gehe oder in Deutschland bleibe. Wenn ich mich Richtung Ausland verändere, dann erst im nächsten Jahr. Es sieht erst einmal so aus, als würde ich hier weiterrudern. - für die GRG im Bundesstützpunkt Frankfurt.
Verbinden Sie das mit einem Studium?
Brach: Ja. Psychologie Personalmanagement in Frankfurt.
Wie überbrücken Sie die Zeit bis zum Studienbeginn?
Brach: Jetzt erst einmal die Zeit, die man mit den Freunden nicht hatte, wiedergutmachen. Einfach so viel Spaß und so wenig wie möglich mit Rudern zu tun haben.
Müssen Sie das später nicht alles wieder aufholen?
Brach: Nein. Die Pause müssen alle machen. Wenn man wirklich das ganze Jahr durchtrainiert, dann stürzt man irgendwann ein. Man braucht die Pause einfach. Die anderen hatten sie während den Sommerferien. Und ich nehme nun meine vierwöchige Pause.