Keine Ausflüchte mehr

Handball-Bundesligist HSG Wetzlar ist heute Abend (19.05 Uhr) gefordert - es wartet das »Kellerduell« gegen das Schlusslicht ASV Hamm-Westfalen. Klar ist die Zielrichtung - alles andere als ein Heimsieg wäre eine Katastrophe.
Zum Ende einer englischen Woche hat Handball-Bundesligist HSG Wetzlar den ASV Hamm-Westfalen zu Gast. Gegen den Tabellenletzten ist ein Sieg für die Mannschaft von Trainer Jasmin Camdzic Pflicht. »Wir erwarten etwa 3000 Zuschauer«, sagt Geschäftsführer Björn Seipp. »Das ist eine ähnliche Zuschauerzahl wie gegen Lemgo. Wir hatten gegen den TBV eine unheimlich positive Energie von den Rängen und brauchen das jetzt wieder. Die Zuschauer haben das Team wahnsinnig gepusht.«
Drei Spiele in acht Tagen: Nach dem 26:24-Heimsieg vor einer Woche gegen den TBV Lemgo wollten die Wetzlarer am Sonntag beim HSV Hamburg nachlegen. Nach einer ordentlichen ersten Halbzeit gab die HSG die Partie in den ersten zehn Minuten der zweiten Hälfte aus den Händen. Wieder einmal den gegnerischen Torhüter zum Helden geschossen und in der entscheidenden Phase zu viele technische Fehler produziert. »Wir haben im Angriff in Hamburg nicht schlechter gespielt als gegen Lemgo«, erklärt Camdzic. »Wir haben nur nicht getroffen.« 22 Paraden von HSV-Keeper Jens Vortmann und drei Bälle gingen am Tor vorbei. Die Chancenverwertung ist das zentrale Thema der HSG - über die gesamte Saison gesehen.
Der Aufsteiger zeigt Flagge: In diesem Jahr hat der ASV fünf Punkte gesammelt, alle in eigener Halle. Ende Februar wurde der VfL Gummersbach mit einem Tor bezwungen, im April kam der Fünf-Tore-Sieg gegen GWD Minden hinzu. Am Samstag rang man dem TVB Stuttgart ein Unentschieden ab. Für die Truppe von Michael Lerscht ist jedes Spiel im Oberhaus eine Zugabe, in der man sich weiterentwickeln kann. Rein rechnerisch ist zwar noch alles möglich, den Druck haben aber immer die Kontrahenten. In diesem Falle sind es die Wetzlarer, für die ein Sieg unabdingbar ist, um die Distanz zu den Abstiegsplätzen zu wahren. »Das ist für die HSG Wetzlar natürlich ein unfassbar wichtiges Spiel«, sagt Lerscht. »Wir können da relativ entspannt sein. Das ist ja fast lebensnotwendig, das zu gewinnen an Wetzlarer Stelle.«
Die HSG ist in dieser Saison allerdings keine Macht im eigenen Haus. »Wir haben auswärts auch noch nicht für Furore gesorgt«, lacht Lerscht. »Wir haben gesehen, dass es für uns auswärts noch mal eine andere Nummer ist. Wir gehen in jede Partie rein und rechnen uns Chancen aus. Ich glaube, den großen Rucksack hat Wetzlar auf. Wir können wirklich locker sein und wollen sehen, dass wir auch auswärts ein bisschen was aufs Tableau kriegen.«
Das sagt der Trainer: »Hamm hat sich als Mannschaft, aber auch jeder einzelne Spieler, enorm entwickelt und spielt eine starke Rückrunde«, lobt Camdzic den Gegner. Lerscht verfügt über eine gefestigte Mannschaft, die als Einheit auftritt und für jede Mannschaft unangenehm werden kann. In der Defensive agiert Hamm mit einer 6:0-Formation, die auf den Halbpositionen gerne auch hoch rausgeht, um die Rückraumspieler in ihrem Radius einzuengen. Mait Patrail organisiert mit seiner Erfahrung im Mittelblock die Abwehr. »Sie gehen gerne in den Gegenstoß und spielen die schnelle Mitte«, weiß Camdzic. »Hier müssen wir bereit sein, zu laufen, schnell im Rückzug sein und uns gut organisieren. Wir wollen die Einsatzbereitschaft, die wir in den Spielen gegen Lemgo und in Hamburg gezeigt haben, beibehalten. Unsere Abwehr bleibt das Thema Nummer eins.«
Personelle Möglichkeiten: Domen Novak, Filip Kuzmanovski und Jovica Nikolic sind auf Wetzlarer Seite durchgängig in der Reha. Es wird kein Risiko eingegangen. »Wir werden nur Spieler in den Kader stellen, die 100 Prozent geben können. Die Chancen sind eher gering, dass einer der drei eingesetzt werden kann«, so Seipp. Hier ist die zweite Reihe gefragt, die Lücken zu schließen. Camdzic setzt dabei auch wieder auf Ole Klimpke. »Er hat gezeigt, dass er für uns in der Abwehr eine gute Hilfe ist.«