Im Freudentaumel

Es hat Zeit gebraucht. Doch jetz hat Lich Basketball den Sprung in die 3. Liga geschafft. Und die Freude ist riesengroß.
Lich Basketball hat es geschafft: Nach vier Anläufen realisierten die Mannen von der Wetter den Wiederaufstieg in die vierthöchste Spielklasse. In vielen anderen Bereichen kann sich der Verein schon jetzt mich Vertretern aus der 3. Liga messen.
Als die vom Licher Urgestein Viktor Klassen trainierte Mannschaft den entscheidenden Sieg in Weiterstadt erzwang und an der Rückkehr in die Regionalliga nichts mehr zu rütteln war, fiel allen Beteiligten ein Stein von den Herzen. »Die letzten Wochen hat etwas die Lockerheit gefehlt«, erklärte Klassen gleich nach der Partie. Über 30 Fans hatten das Gast- zwar zum Heimspiel gemacht. Die echte Aufstiegsfete soll aber heute (19 Uhr) stattfinden, wenn man in der Sporthalle der Dietrich-Bonhoeffer-Schule Koblenz empfängt.
Sportlich geht es dann zwar um nichts mehr, um leere Ränge muss sich der Klub aber keine Sorgen machen. Was vor Corona galt, gilt auch heute: Spielt Lich Basketball, so (wenn möglich) vor vollen Rängen. Die Atmosphäre braucht sich vor vielen ProB- und sogar manchen ProA-Standorten dieser Tage nicht verstecken. »Die ganze Performance Drumherum - Heimspiele sind bei uns ja ein Ereignis - das passt einfach gut zur ersten Regionalliga«, findet Annette Gümbel vom Vorstand des Vereins.
Die breite Nachwuchsarbeit und der Enthusiasmus der Fans bedingten sich gegenseitig. Nirgends spürt man dies besser als bei den Heimspielen selbst. Während des Spiels folgt man gespannt dem Treiben auf dem Parkett, das vom Fanclub lautstark begleitet wird. Gefühlt direkt nach Spielschluss aber stürmen sämtliche Kids aufs dann offene Parkett. Keiner hält sie auf, wenn die Kleinen (und auch Größeren) zu den Basketbällen greifen und sich an den verschiedenen Korbanlagen probieren. Nichts fängt den Licher Spirit vielleicht besser ein; nichts kanalisiert ihn sportlich besser, als die vielen Nachwuchsteams des Klubs zwischen U8 und U18.
»Der ganze Verein trägt diese Idee, dass jeder stolz auf die Arbeit unserer Jugendtrainer ist, weil alle wissen, dass das das Wichtigste ist«, erklärt Gümbel. Dass der Aufstieg im vierten Anlauf ausgerechnet dieses Jahr klappte, passt da fast schon perfekt ins Bild.
Erstmals hatte man den Aufstieg nämlich nicht klar als Ziel formuliert - und auf die Kräfte eines US-Amerikaners verzichtet. Die Erkenntnis reifte im Hochsommer letzten Jahres, als man Bensheim im Aufstiegsturnier unterlag: »Wir müssen schauen, was wir als Team den Spielern in der Region anbieten können«, erklärt Gümbel. Dies sei - auch und gerade mit Blick auf den eigenen Nachwuchs - Spielzeit. Man habe sich daher entschieden, kein klares Saisonziel zu formulieren: »Es war klar, dass wir oben mitspielen würden. Aber wir wollten dabei auch den jungen Spielern Einsätze geben. Dieses Herantasten hat funktioniert.«
Dabei profitierte man auch von den vielen Kantersiegen der ersten Saisonhälfte. 96:50 in Trier, 81:46 gegen Bad Bergzabern, 109:66 gegen Griesheim, 91:70 gegen Nieder-Olm: Meist konnte Coach Klassen seine zweite Fünf schon früh in der ersten Halbzeit, spätestens im vierten Viertel, aufs Parkett schicken. Akteure wie Johannes Roith zahlten dieses Vertrauen ebenso häufig zurück wie Finn Jakob oder Paul Hungenberg. »Mit Ausnahme von Kevin Hoxhallari, der über Felix Schweizer zum Team gefunden hat, stammen alle aus dem eigenen Jugendprogramm«, sagt Gümbel nicht ohne Stolz.
Apropos Felix Schweizer: Verletzungsbedingt fehlte der sprunggewaltige Forward beim Aufstiegsturnier im Sommer. Die Saison läuft bereits einige Wochen, als er sein Comeback feiert. Der Ex-Rackelo braucht etwas Anlaufzeit, entwickelt sich hinter Yannik Ribbecke dann aber zur zweiten ganz großen Scoringstütze des Teams.
Nach der Aufstiegsfeier, bei der auch ein DJ anwesend sein wird, gehen die Planungen für die neue Regionalliga-Saison unmittelbar los. Lich trainiert regelmäßig gegen die Gießen Pointers, die ihrerseits noch Chancen auf die Meisterschaft in dieser Liga haben: »Da haben wir uns eigentlich immer gut verkauft«, ist Gümbel optimistisch. Das Ziel sei zunächst natürlich primär der Klassenerhalt.
Die vierthöchste Spielklasse - und das ist viel entscheidender - fühlt sich unter diesen idealen Voraussetzungen einfach richtig an. Dem Konzept der stark ausgeprägten Jugendarbeit wird Lich aber sicher auch in der Regionalliga treu bleiben - und die Fans ihrem Klub. FOTO: VOGLER
