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HSG Wetzlar ohne Sturm und Drang

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Von: Daniela Pieth

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Einer der wenigen Wetzlarer Lichtblicke beim Heim-22:27 geegn die SG Flensburg/Handewitt war Rückraum-LinkshänderJovica Nikolic (links), der mit seinen couragierten Eins-gegen-eins-Aktionen die Abwehr der Norddeutschen um Mads Mensah Larsen (rechts) mehr als einmal stresste. © Oliver Vogler

Zu viele Fehler, zu viele Fehlwürfe - so kann man einem Spitzenteam der Handball-Bundesliga kein Paroli bieten. Die HSG Wetzlar unterliegt der SG Flensburg/Handewitt klar mit 22:27 (11:16).

Endlich eine fast volle Buderus-Arena mit über 4000 Zuschauern und ein Vorfreude letzter Feriensonntag. Es war also genug positive Energie für einen großen Handball-Sonntag vorhanden im Mittelhessischen, ihr Bundesliga-Heimspiel verlor die HSG Wetzlar gegen Titelaspirant SG Flensburg/Handewitt dennoch relativ deutlich mit 22:27 (11:16).

Trotz der Mut machenden 2:0-Führung (3.) durch Lenny Rubin und Lars Weissgerber übernahmen die Gäste sofort das Kommando. Mit dem 3:4 von Emil Mellegard, der nach der schnellen Mitte blitzschnell durchstartete, war es mit der grün-weißen Sturm- und Drangzeit schon früh vorbei.

Die Flensburger zerlegten die ihnen entgegengestellte 5:1-Defensive und setzten sich in der elften Minute durch Magnus Rød auf 7:3 ab. Auch die Wucht eines Aaron Mensing vermochte Wetzlar nicht zu stoppen, der mit Anlauf direkt in die Lücken stieß. Den Ball sah Wetzlars Torhüter Till Klimpke kaum, spürte wohl nur den Luftzug und hörte das Klatschen des Leders im Netz. Die eilends von HSG-Trainer Benjamin Matschke einberufene Auszeit zeigte keine Wirkung. Immer wieder räumten die Gäste auf die Außen ab und legten durch Johan Hansen auf 11:4 (21.) vor.

Es dauerte ganze neun Minuten, ehe die Wetzlarer beim 5:11 durch Hendrik Wagner mal wieder den Ball im Gästetor unterbrachten. In der Zwischenzeit war es vor allem Benjamin Buric, der seinen Vorderleuten den Rücken freihielt. Der Ex-Wetzlarer hatte den Vorzug vor Kevin Møller erhalten und kassierte ein Sonderlob seines Coaches Maik Machulla. »Wenn Wetzlar Möglichkeiten hatte, war Benko zur Stelle und hat uns in schweren Phasen mit Paraden in Eins-eins-Situationen sehr geholfen. Er hat heute ein Spiel gemacht, wo er wieder der alte ›Benko‹ war.«

Vladan Lipovina fand auf Seiten der HSG gar nicht in die Partie und wurde früh durch Jovica Nikolic ersetzt. Der lange verletzte und erkrankte Youngster machte wesentlich mehr Alarm auf seiner Seite und beschäftigte die Flensburger Abwehr mit seinen Durchbrüchen. »Er hat ein erfrischendes Spiel gemacht«, lobte Matschke. Auch Klimpke musste das Tor für Anadin Suljakovic räumen. Vor ihm agierte nach dem 6:13 (23.) eine deutlich stabilere 6:0-Abwehrformation, die mit dafür sorgte, dass es für die Mittelhessen nur mit einem 11:16-Rückstand in die Pause ging.

Auch die Anfangsphase der zweiten Hälfte gehörte den Hausherren. Gestützt auf die 6:0-Abwehr und einige Paraden von Suljakovic, hämmerte Lenny Rubin die Kugel mittels eines Freiwurfs in der 39. Minute zum 15:17 in die Maschen. Die Grün-Weißen witterten Morgenluft. Kündigte sich da doch noch eine Wende an?

Die Gäste waren zu Beginn der zweiten Hälfte im Angriff nicht in ihren Rhythmus gekommen, aber es reichte für die Grün-Weißen nicht, die Partie zu kippen und die Norddeutschen wirklich in Bedrängnis zu bringen. »Wir haben es nicht geschafft, Flensburg in die ganz kritische Phase zu bringen, wo vielleicht etwas möglich gewesen wäre«, so Trainer Matschke. »Wir verwerfen zu viele freie Bälle. Fünf von außen, zwei vom Kreis, drei Siebenmeter. Du brauchst ein Top-Spiel, um Flensburg was abnehmen zu können.«

Sein Gegenüber Maik Machulla sagte über diese kniffelige Phase: »Wetzlar macht das gut, die gehen dir die ganze Zeit auf den Sack. Es ist immer einer da, der dich stört, der immer irgendwie die Finger vor deiner Nase hat. Da hatten wir phasenweise Schwierigkeiten.«

In Überzahl hatte Wetzlar die Möglichkeit, weiter zu verkürzen, stand sich aber erneut selbst im Weg. So zog Flensburg, trotz eigener Unkonzentriertheiten, wieder auf 23:18 (50.) davon. Vor allem der eingewechselte, lange verletzte Lasse Møller zeigte in dieser Phase seine Qualitäten. In den letzten Minuten versuchte Matschke den Gegner mit einer 3:3-Deckung unter Druck zu setzen. Die Flensburger Spieler blieben ruhig und spielten die Zeit in der Schlussphase routiniert herunter.

»Was wir über 60 Minuten hinbekommen haben, ist eine sehr kompakte Abwehr. Und die Fünf-Tore-Führung zur Halbzeit hat uns Sicherheit gegeben«, analysierte Machulla. Matschke sah einige Dinge, in denen sich seine Mannschaft weiterentwickelt hat: »Zufrieden war ich, dass wir uns nach dem Rückstand wieder herantasten konnten.«

HSG Wetzlar: Klimpke, Suljakovic; Nyfjäll, Lipovina, Schmidt, Nikolic (5), Becher, Weissgerber (1), Schelker, Fredriksen (2), Wagner (2), Mellegard (3), Cepic, Rubin (5), Novak (4/1).

SG Flensburg/Handewitt: Buric, Kevin Møller; Golla (3), Hald, Kirschberger, Einarsson, Larsen (2), Søgard, Hansen (5), Pedersen, Jakobsen (8), Mensing (2), Lasse Møller (4), Lindskog, Rød (3).

Im Stenogramm / Schiedsrichter: Linker/Schmidt (Recklinghausen/Bochum). - Zuschauer: 4078. - Zeitstrafen: 10:6 Minuten (Schmidt, Weissgerber, Wagner Mellegard, Rubin für Wetzlar; zweimal Hald, Rod für Flensburg) . - Siebenmeter: 4/1:1/0.

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