1. Gießener Allgemeine
  2. Sport
  3. Lokalsport

HSG Wetzlar mit Heimspiel-Trauma

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Ralf Waldschmidt

Kommentare

IMG_3661_2_130522_4c
Wieder nichts: Wetzlars Magnus Fredriksen bitter enttäuscht nach dem 26:30 gegen HC Erlangen. © Harald Friedrich

Angekommen in der Wirklichkeit. Das 26:30 (9:15) gegen HC Erlangen beendet beim heimischen Handball-Bundesligisten HSG Wetzlar alle Träume vom internationalen Geschäft.

Es muss in der Buderus-Arena schon viel vorgefallen sein, wenn Trainer Benjamin Matschke seine Mannschaft in der Halbzeitpause zum »Straftrainings-Rapport« sehr früh zurück das Parkett schickt. Ist es auch. Nach desaströsen ersten 30 Minuten gegen den HC Erlangen und einem 9:15-Pausenrückstand stand es dem ansonsten so diplomatisch wirkenden Coach Oberkante Unterlippe. Matschkes innerer Wutpegel mündete in der zweiten Hälfte beim Heimspiel-26:30 glücklicherweise nicht in pure Ohnmacht, da sein lange unterirdisch auftretendes Team nach dem 10:20 (36.) wenigstens noch das Kämpferherz auspackte und so zumindest ein Ergebnis-Fiasko verhinderte.

Den Dienst zur Donnerstag-Spätschicht traten die Mittelhessen mit erheblicher Verspätung an. Die 0:3- (7.) und 5:10-Rückstände (18.) weckten gleich wieder die Erinnerung an schmucklose Heim-Vorstellungen wie gegen den HSV Hamburg oder den Bergischen HC. Das Heimspiel-Trauma seit der Rückkehr der Zuschauer begleitete die Grün-Weißen gegen höchst effiziente und aufreizend nüchterne Erlanger auch weiter bis zur Pausen-Demontage von 9:15.

Bedenklich auch die nur 2200 (zum Teil sogar kostenlos) Zuschauer auf den Rängen der Buderus-Arena, die nur zu gerne endlich einmal mit eigenen Augen solche spektakulär-begeisternden HSG-Auftritte wie zu Corona-Geisterzeiten gegen THW Kiel oder Rhein-Neckar Löwen erleben möchten.

Bedenklich die ersten Pfiffe von den Tribünen, die sich bereits nach 25 Minuten beim Zechel-5:13 vom Kreis hörbar machten.

Bedenklich die Abwehrarbeit, die wie schon gegen die Füchse Berlin vor fünf Tagen das Kleingruppenspiel Aufbau/Kreis der Gäste nicht in den Griff bekam. Die Folge: Die HC-Halben Antonio Metzner und Simon Jeppsson düpierten im Zusammenspiel mit (Aushilfs-)Kreisläufer Tim Zechel die Wetzlarer Deckung bis zur Halbzeit gleich ein halbes Dutzen Mal, bis zum Schluss ein Dutzend Mal!

Bedenklich die weiterhin hohe Anzahl an technischen Fehlern und Fehlwürfen, die fraglos jedem Nachwuchstrainer die Zornesröte ins Gesicht treiben würden, die sich mittlerweile wie ein roter Faden durch die Bundesliga-Rückrunde zieht.

Den Schichtantritt verpassten die Fredriksen und Co. auch gleich zu Beginn der zweiten Hälfte wieder. Adam Nyfjäll ließ die nächste Großchance gegen HCE-Keeper Klemen Ferlin (31.) liegen, Emil Mellegard kassierte gleich eine Zwei-Minuten-Strafe (32.) - und so musste Benjamin Matschke beim 10:20 (Sellin, 36.) die grüne Karte als Notbremse ziehen.

Dass die Partie ergebnismäßig nicht zum Fiasko wurde, lag an den Emotionen, die die an der Ehre gepackten HSG-Akteure in der Schlussphase endlich auspackten und so beim 23:26 in der 54. Minute sogar noch einmal am Punktgewinn schnuppern durfte. Damit aber wären die Handball-Verhältnisse umgekehrt worden, es wären - so unpatriotisch es klingen mag - unverdiente Punkte gewesen.

»Als Mannschaft waren wir nicht da«, gestand Wetzlars Rechtsaußen Lars Weissgerber ein. Trainer Benjamin Matschke brauchte lange, um seine Fassung wiederzugewinnen: »Wir haben in den ersten 45 Minuten alles vermissen lassen, was uns ansonsten ausmacht.«

HSG Wetzlar: Till Klimpke, Komok; Srsen, Nyfjäll (1), Ole Klimpke (1), Mirkulovski, Danner (1), Weissgerber (3), Holst (2/2), Fredriksen (1), Forsell Schefvert (4), Okpara, Mellegard (2), Rubin (6), Novak, Cavor (5).

HC Erlangen: Sonne Hansen, Ferlin; Seitz, Sellin (6), Jäger, Overby, Fäth, Kellner, Büdel, Bissel (2), Metzner (1), Link, Jeppsson (4), Steinert (5/4), Leban, Zechel (12).

Im Stenogramm / Schiedsrichter: Thöne/Zupanovic (Berlin). - Zuschauer: 2200. - Zeitstrafen: Nyfjäll (10.), Novak (17.), Mellegard (31., alle Wetzlar); Overby (11., 15.), Metzner (38.), Büdel (53., alle Erlangen). - Siebenmeter: 2/3:4/4.

IMG_3497_2_130522_4c
Bezeichnend: Erlangens Rechtsaußen Johannes Sellin kann sich - 45 Minuten lang - die Ecke gegen HSG-Torhüter Till Klimpke und einem abgehängten Stefan Cavor aussuchen. © Harald Friedrich

Auch interessant

Kommentare