Hessentitel für Tobias Kretzschmar
(lab). Das Leichtathletik-Stadion in Darmstadt ist entweder ein verregneter Sumpf oder ein trockener Hexenkessel. Beides nicht das, was man sich für hessische Meisterschaften wünscht. Doch man muss das Wetter nehmen, wie es kommt. Denn am Wochenende gab’s den Hexenkessel.
Und die Gießener Athletinnen und Athleten waren mittendrin. Zwei Tage wurde um die Titel der Aktiven und der U18 auf Hessenebene gekämpft. Und zwei Highlights aus Gießener Sicht nahmen direkt ab 11 Uhr am Samstag ihren Lauf: Einmal im Kugelstoßring - und einmal auf der roten Rundbahn.
Tobias Kretzschmar vom LAZ hatte früh in dieser Saison gezeigt, was aktuell in ihm steckt. Die 16 Meter fallen und sie fielen auch in Darmstadt. Ein schwacher erster Versuch, dann ein starker zweiter: 16,26 m. Der Siegeswurf war aufgrund zwei kleiner Fehlerquellen noch nicht optimal, aber ausreichend, um Maximilian Lang (LAZ Bruchköbel) hinter sich zu lassen. Und es wirkt, als könne Kretzschmar in diesem Jahr noch die 16,50 m attackieren.
Auf der Bahn fiel der Startschuss für einen anderen Tobias: Tobias Schuster von der LG Langgöns/Oberkleen war über die 5000 m der Männer als Schnellster gemeldet und forcierte nach zwei Kilometern das Tempo. Es bildete sich eine Dreiergruppe bis 300 m vor dem Ziel: Dann zogen Julius Martiny (SSC Hanau-Rodenbach) und Marc Bunzendahl (VfL Altenstadt) an Schuster vorbei - der Hüttenberger wurde Dritter in 15:46,86 sec. Bestzeit und ein zufriedenstellendes Ergebnis.
Am Nachmittag wurde es erneut spannend auf der Bahn: Die 800 m mit gleich drei Gießener Startern. Für Tom Gerstengarbe (U18/LG Wettenberg) sprang, etwas überraschend, Rang zwei und eine Bestzeit von 2:04,65 min. heraus. Nach langsamer erster Runde gab der Wettenberger anschließend in »Sub-60« richtig Gas - und wurde mit Silber belohnt. Etwas ausbaufähig lief es für Maximilian Rösler vom LAZ, der bei den Männern Fünfter in 2:01,66 wurde. Knapp hinter ihm landete Teamkollege Benjamin Lückert auf Platz sechs, der sich lange vor ihn geklemmt hatte.
Etwas improvisiert schickte der LAZ zudem eine 4x100- m-Staffel ins Rennen: Mit Jana Schneider, Inga Lene Schneider, Luise Jacobi und Merle Hinz war mehr als Rang fünf in 51,56 nicht drin. Dennoch reichte es für die Quali für die süddeutschen Meisterschaften.
Tim Schneider (LG Wettenberg) testete indes als Vorbereitung auf die Mehrkämpfe so allerhand: Ein passabler Hochsprung (1,70 m), ein besserer Weitsprung (6,42 m) und die erste Erfahrung über die hohen Männerhürden auf 110 Metern (15,92 s) am zweiten Tag. Mit am besten lief der Speerwurf: 55,17 m und Rang fünf bei den Männern.
Mit Kim Brückel von den TSF Heuchelheim warf eine weitere Gießenerin den Speer in den Himmel: Bronze und 36,98 m waren das Ergebnis. Bereits im ersten Versuch sicherte die Heuchelheimerin ihren dritten Rang ab, während die oberen beiden Plätze jenseits der 40 Meter vergeben wurden.
Der zweite Tag stand aus Gießener Sicht generell mehr im Zeichen der starken Frauen. Außerhalb des Speerwurfs fehlten allerdings die Medaillen. Chiara James (TSG Gießen-Wieseck) musste im Weisprung nach zwei ungültigen Versuchen zittern, rettete sich aber im dritten Versuch ins Finale. Bei 5,76 m fehlten sechs Zentimeter zu Rang drei - ein wechselhaftes Windgeschehen hatte den Weitspringerinnen das Leben erschwert. Sarah Gilles (LAZ Gießen) und Anna Schwarz (LG Langgöns/Oberkleen) stellten sich dem Hürdenwald über 400 m. Und lange sah es bei Gilles richtig schnell aus - bis ihr ein Rhythmusfehler bei Hürde acht das Tempo und vielleicht die Medaille raubte: Rang vier in 64,02. Schwarz wurde in 69,93 sec, was etwas hinter ihrer Saisonbestzeit liegt, Siebte. Auch Jonathan Seidel (LG Langgöns/Oberkleen) hat sich seit seinem Trainingsortwechsel nach Gießen endgültig auf die 400 m Hürden spezialisiert. Im schnellen Feld reichte es in 58,91 sec zu Rang sechs - eine gehörige Steigerung der Saisonbestleistung und ein Wink, dass hier in naher Zukunft noch mehr geht.