Herausfordernder Drive für Tack

Daniel Tack geht auf Tour - auf eine ungewisse, aber ebenso reizvolle. Der Golfer des GC Winnerod wagt den Sprung zu den Profis. Eine riesengroße Herausforderung für den 20-Jährigen, der sich aber seinen Kindheitstraum unbedingt erfüllen will.
Die Entscheidung fiel plötzlich. »Mein duales Studium beim Finanzamt als Diplom Finanzwirt hat mir keinen Spaß gemacht«, macht Daniel Tack aus seinem Herz keine Mördergrube. Nach etlichen Gesprächen mit seinen Eltern Thomas und Gerdi, seiner Freundin Melissa und seinem Golftrainer Uwe Wagener wurde der Beschluss gefasst, die finanziell wie sportlich nicht einfache Herausforderung anzunehmen.
D rei Jahre gibt sich der 20-Jährige in der Pro Golf Tour Zeit, um den Sprung in die C hallenge Tour zu schaffen. Das ist die zweite Liga für die lukrative European Tour, auf der Superstars wie Rory McIlroy und Sergio Garcia auf Birdie-Jagd gehen. Der Weg dorthin ist aber nicht nur steinig, sondern brutal steinig. Das ist Tack bewusst. »Ich muss sehen, dass ich in den Turnieren abliefere, damit ich Preisgelder gewinne und Ranglistenpunkte sammle«, erklärt er bei einer gemeinsamen Runde auf dem Winneröder Kurzplatz.
Pro Golf Tour brutaler Einstieg
Der Wettbewerb in der Pro Golf Tour ist kein Zuckerschlecken. Man muss Ranglistenpunkte sammeln, damit man im nächsten Jahr sicher in alle Turniere kommt und um den gesamten Turnierkalender zu spielen. »Wenn es eine normale Saison ohne Corona gibt, braucht man 20 000 bis 25 000 Punkte, um unter die Topfünf in der Rangliste zu kommen, damit man sich im nächsten Jahr für die Challenge Tour qualifiziert - oder man muss dreimal gewinnen«, so der 20-Jährige.
Zur Erklärung: Für einen Sieg in der Pro Golf Tour kann es 5000 Punkte (gleichzeitig 5000 Euro) geben. Es gibt aber Turniere, die sind vom Punkte- und Preisgeldsystem höher kategorisiert. »Im ersten Jahr ist es für mich wichtig, erst einmal anzukommen.« Was schwer genug werden wird. Für ihn ändern sich einige Dinge gravierend. Zum Beispiel darf man als »Playing Pro« keinen Laser-Entfernungsmesser benutzen, zudem nicht in kurzen Hosen spielen. Besonders letzteres stört ihn gewaltig. »Ich bin ein Kurzhosenspieler«, sagt er mit einem lausbübischen Grinsen im Gesicht.
Für ihn geht es Mitte April in Ägypten mit zwei Turnieren los. Von dort aus bewegt sich der Tross nach Österreich, später stehen Turniere in Tschechien, Polen, Deutschland und den Niederlanden auf dem Kalender, ehe das große Finale dann Anfang Oktober im Castanea Golf Resort in Adendorf (Nähe Hamburg) ausgetragen wird. In diesem Jahr werden bei 16 Turnieren insgesamt über 500 000 Euro Preisgeld an die teilnehmenden Professionals ausgeschüttet.
»Die Pro Golf Tour sehe ich als Sprungbrett für meine Profilaufbahn«, wird die Anfangszeit aus finanzieller und wirtschaftlicher Sicht hartes Brot für Tack. Alleine für das Startgeld kommen auf ihn 5000 bis 6000 Euro zu, ganz zu schweigen von den anfallenden Reisekosten. Er hat für diese Saison ein Budget von mindestens 30 000 Euro veranschlagt. »Aber es kann auch noch mehr sein.« Er ist sich im Klaren, dass er im ersten Jahr die Kosten nicht einspielen wird. Wichtig ist für ihn, dass er so oft wie möglich den Cut schafft, dass er in die Geldränge kommt und durch Leistung Aufmerksamkeit erregt.
Daher ist Tack für jegliche Zuwendung dankbar. Rewe Weisenborn in Ober-Mörlen und das BMW Autohaus Wahl Mittelhessen hat er bereits als Partner. Die Unterstützung des Golfclubs Winnerod wie die des Betreibers ist ihm gewiss. Daniel Tack ist der erste Spieler vom GC Winnerod, der den Weg zum »Playing Professional« einschlägt. Im Management steht ihm neben seinem Vater sein Klubkollege Aron Baumann zur Seite, der auch als Caddie, wie seine Eltern auch, mit ihm unterwegs sein wird.
„Teaching Pro“ Uwe Wagner Trainer von Tack
Von enormer Bedeutung ist für den »Rookie« sein Trainer Uwe Wagener. Der »Teaching Pro« mit 40-jähriger Berufserfahrung kennt Tack seit seiner Kindheit und hat ihn permanent gefördert. Für Wagener bringt der 20-Jährige die nötige Portion Verrücktheit im positiven Sinn mit. Wagener sieht seine Aufgabe als Trainer und Mentor komplex. Dazu zählt nicht nur das Techniktraining. »Ich will ihm dabei helfen, verstehen zu lernen, dass er sich dazu entschieden hat, als Berufsgolfer sein Geld verdienen zu wollen. Viele glauben, das Hobby zum Beruf zu machen, aber Daniel muss in vielen Bereichen des Spiels wie zum Beispiel Athletik, Fitness, Taktik, Strategie, Psyche und einigen mehr deutlich besser werden. Eine absolute Disziplin, in allen Bereichen besser werden zu wollen, ist hier sicherlich erforderlich«, erklärt Wagener. Er weiß, dass der Weg zum erfolgreichen »Playing Professional« ein sehr schwieriger ist, »Daniel steht jetzt ganz am Anfang. Und ich hoffe, ihn auf dem Weg, den er sich vorstellt, noch lange zu unterstützen.«
Gerne erinnert sich Daniel Tack an seine Anfänge zurück. Freudestrahlend erzählt der gebürtige Hanauer, wie er zum ersten Mal Kontakt mit dem Golf hatte. Sein Vater suchte nach einem Babysitter für ihn, weil er auf die Runde im damaligen Heimatclub Hühnerhof gehen wollte - er fand aber keinen. So nahm er den dreijährigen Filius einfach mit. Natürlich wollte der kleine Steppke dann das mit dem Schlagen des Schlägers und des Balles selbst ausprobieren. Und von da an gab es für ihn kein Halten mehr. Nur wenige Monate später ging es für den kleinen Daniel ins Jugendtraining.
»Mit sechs Jahren habe ich meine Platzreife in Winnerod gemacht«, erinnert er sich noch ganz genau an diesen besonderen Tag. Der damalige »Teaching Pro« Octavian Uilacan las ihm bei der theoretischen Prüfung die Fragen vor. Tack sagt: »Damals konnte ich das alles noch nicht so gut lesen.« Ab diesem Zeitpunkt schlug sein Golferherz nur für den GC Winnerod, dem sich auch die ganze Familie Tack anschloss. Nur kurz wurde er »seinem« Club untreu, als er dem Ruf der Frankfurter Bundesliga-Mannschaft folgte.
Tack weiterhin im Winneröder Top-Team
Nach dem Aufstieg der Winneröder 1. Mannschaft 2019 in die Regionalliga schloss er sich aber wieder seinen alten Kumpels Wack, Gärtner, Steinmüller an, mit denen er über viele Jahre hinweg schon in Jugendzeiten die Tournaments gerockt hatte. Für die im Mai anstehende Runde in der dritthöchsten deutschen Golfliga steht er dem Team zur Verfügung. Das ist vom Reglement her erlaubt.
Doch nun ist erst einmal sein Fokus auf das erste Profiturnier gerichtet. Seine Mutter wird ihn nach Ägypten begleiten. Der Flieger startet am Sonntag von Frankfurt aus - mit strengen Corona-Auflagen zuvor und auch vor Ort. Dann beginnt die strapaziöse Reise für Daniel Tack im Profigolf, der für sich eine klare Vorgabe hat: »Mein übergeordnetes Ziel ist, in die European Tour zu kommen, um wirklich vom Golf leben zu können.«
