Glücksfall für die TSG Blau-Gold

Für die TSG Blau-Gold Gießen ein Glücksfall - die Russin Julia Jurisic. Sie baute beim Mehrspartenverein eine erfolgreiche Gruppe für die Rhythmische Sportgymnastik auf. Damit schloss der Verein eine Lücke in diesem Angebot für Mittelhessen und für ganz Hessen.
Als sich vor einem Jahr Julia Jurisic bei der TSG Blau-Gold vorstellte, staunte Vorsitzender Bernhard Zirkler. Eine ehemalige russische Meisterin und ausgebildete Trainerin in der Rhythmischen Sportgymnastik »Master des Sports der Russischen Föderation« hatte ihren Lebensmittelpunkt von Ekatarinburg nach Gießen verlegt und wollte hier eine Sportgruppe aufbauen. Zirkler zögerte nicht lange, machte ihr ein Angebot, für die TSG zu arbeiten, und stellte in Zusammenarbeit mit dem Sportamt Räume zur Verfügung. »Die Rhythmische Sportgymnastik passt in unser Konzept Musik und Tanz«, so Zirkler.
Die notwendigen Sportgeräte, insbesondere Turnmatten, Bälle, Keulen und Bänder, wurden angeschafft und die Verbindungen zum Turnverband genutzt, um die Anerkennung der russischen Trainerlizenz zu erreichen.
Lücke im Turnverband geschlossen
Inzwischen ist die Anerkennung erfolgt: Julia Jurisic, die seit ihrem fünften Lebensjahr aktiv rhythmische Sportgymnastik betrieben hat, besitzt die Trainerlizenz des DOSB - und der Aufbau der Gruppe gestaltete sich äußerst erfolgreich. Zurzeit trainieren über 50 junge Mädchen den »weiblichsten und schönsten Sport für Mädchen«. Der Gießener Mehrspartenverein konnte damit eine Lücke im Turnverband schließen. Zwischen Frankfurt und Kassel entsendet seit Jahren kein hessischer Verein mehr Turnerinnen zu den Wettkämpfen der Rhythmischen Sportgymnastik (RSG).
Schon nach einem halben Jahr Training stellte Julia Jurisic die ersten Turnerinnen bei der Kadersichtung des Hessischen Turnverbandes vor und erhielt große Anerkennung. Mit Amelie Lesch wurde eine junge TSG-Sportlerin in den Landeskader aufgenommen. »Julia Jurisic ist für uns ein Glücksfall gewesen«, sagt Zirkler. Sie habe sehr schnell den Spagat zwischen der strengen russischen Schule und den hier vorhandenen sozialen Voraussetzungen »toll gemeistert«, betonte Zirkler, der aktuell auf drei Breitensportgruppen und vier Leistungsgruppen schauen kann.
Die auf RSG fixierten Mädchen kamen und kommen in Scharen zur TSG Blau-Gold. Zirkler spricht von 60 Neuanmeldungen. Und wenn Jurisic etwas vortanzt, glänzen nicht nur bei den Mädchen die Augen. Zirkler selbst bleibt die Luft weg: »Sie macht einen Spagatsprung durch die Luft, und man hat den Eindruck, sie bleibt eine halbe Minute da oben stehen«, lässt er seiner Begeisterung freien Lauf. Das sei faszinierend, und die Kinder hingen förmlich an ihrer Trainerin.
Ruhige und begeisternde Art von Julia Juricic
Nach langer Wettkampfpause richtete der TV Ober-Ramstadt ein Nachwuchsturnier und die »Regio Cup Qualifikation RSG« aus. 128 Mädchen stellten sich den Wettbewerben, darunter sieben aus Gießen.
Warum in einer großen Dreifelderhalle mit Tribüne keine Zuschauer zugelassen wurden, obwohl Abstände problemlos hätten eingehalten werden können, verwunderte nicht nur Bernhard Zirkler, der sich ein Bild von der Organisation von Wettkämpfen und dem Leistungsstand der Turnerinnen machen wollte. Für siebenjährige Mädchen bei ihrem ersten Wettkampf sicher nicht die optimalen Voraussetzungen, die Julia Jurisic aber mit viel Zuwendung und einer beruhigenden Ausstrahlung gut im Griff hatte.
Einfluss auf technische Probleme des Ausrichters hatte sie allerdings nicht. Die eingereichte Musik, auf die die Turnerinnen ihre einminütige Kür vortragen sollten, war nicht auffindbar und die Möglichkeit einer alternativen Übertragung nicht gegeben. So mussten die Gießenerinnen auf eine ihnen fremde Musik des Ausrichters turnen. Für die in Wettkämpfen noch unerfahrenen Kinder eine Belastung, die zu Unsicherheiten in den Vorträgen führte und mit entsprechenden Punktabzügen der Kampfrichterinnen bestraft wurden. Die Folgen waren hintere Plätze für Annabell Geiges, Amelie Lesch, Julia Trenina und Anna Sophie Klein in der Kinderwettkampfklasse 7 (Jahrgang 2014) ohne Geräte.
Auch die zehnjährigen Alina Boos und Emma Graf präsentierte sich bei den Schülerinnen im Zweikampf noch zu zurückhaltend, um vordere Plätze erreichen zu können. Die 14-jährige Angelina Bley musste im Zweikampfwettbewerb mit dem Ball ihrer Nervosität Tribut zollen, konnte aber einige Gegner hinter sich lassen.
Wichtiger als die Platzierungen waren aber aus der Sicht von Jurisic und Zirkler die positiven Auftritte der Gießener Mädchen, die mit mehr Wettkampferfahrung bei den nächsten Turnieren sicher weiter nach vorne kommen. Für nächstes Jahr wird sich die TSG Blau-Gold für die Ausrichtung eines Wettkampfwochenendes bewerben, um die Rhythmischen Sportgymnastik in Gießen zu präsentieren.
