Glodi Bebe über Rassismus: Von Traurigkeit bis Wut

Die Partie in der Fußball-Hessenliga-Aufstiegsrunde zwischen dem SC Waldgirmes und der SG Fulda/Lehnerz war von einem rassistischen Vorfall überschattet worden. Leidtragender war Glodi Bebe.
Es war die 73. Minute am letzten Samstag in der Partie der Aufstiegsrunde der Fußball-Hessenliga zwischen dem SC Waldgirmes und der SG Fulda/Lehnerz, als ein Ewig-Gestriger SC-Spieler Glodi Bebe rassistisch beleidigte. Die Begegnung wurde unterbrochen, ein Abbruch stand im Raum, doch Bebe und sein Team entschieden, weiterzuspielen. Wir haben mit Glodi Bebe gesprochen.
Herr Bebe, wie haben Sie die gegen Sie gerichtete rassistische Äußerung empfunden. Was hat dieser »Vollidiot«, so hat ihn ja Ihr Trainer Mario Schappert bezeichnet, reingerufen?
Auf dem Weg zur Auswechselbank bekam ich mit, wie sich ein Besucher über die Gelb-Rote Karte, die unser Kapitän Kian Golafra kurz zuvor bekam, freute. Als er anfing, diesen mit vielerlei Beleidigungen zu beschimpfen, fragte ich ihn, was dies soll. Daraufhin bin ich weitergelaufen, bekam jedoch zu hören, wie er mich als »Schokokrümel« betitelte.
Was denkt man in solchen Momenten, was hat das in Ihnen ausgelöst?
Im ersten Moment war ich überrascht, da ich so etwas nicht erwartet habe. Ein Gefühl von Traurigkeit überkam mich, immerhin ist es einfach nur enttäuschend, so was im Jahre 2022 noch erleben zu müssen.
Die Mannschaft hat entschieden, das Spiel fortzusetzen, auch für Sie die richtige Entscheidung?
Mir wurde die Entscheidung überlassen, das Spiel fortzusetzen oder abzubrechen. Auch die Mannschaft stand hinter mir und überließ mir diese Entscheidung. Mir persönlich war von klar, dass ich das Spiel fortsetzen lasse. Von so einer lächerlichen Aktion lasse ich mich nicht beeinflussen.
Haben Sie früher schon Rassismus erfahren - und wie geht man damit um? Was sagt man solchen Menschen?
Leider war dies kein Einzelfall. Auch in der Freizeit, in der Bahn oder im Bus zum Beispiel, war ich bereits solchen Situationen ausgesetzt. Meiner Meinung nach darf man solchen Menschen nicht das Gefühl geben, so etwas ungestraft machen zu können. Man sollte sich verbal widersetzen und der Person die Stirn bieten. Keinesfalls sollte man Rassismus ignorieren. Ignoriere ich solche Anmerkungen, geht die Person, mit dem Gedanken sich so etwas erlauben zu können, zum Nächsten. Egal, aus welchem Land man kommt, und auch egal, welcher Religion man angehört, man sollte immer stolz darauf sein.
Was löst Rassismus Ihrer Meinung nach bei den Betroffenen aus?
Rassismus ist und bleibt für immer die schlimmste Waffe, um einen Menschen zu demütigen. Es ist verletzend, enttäuschend und unfair zugleich. Es löst eine Reihe von Gefühlen aus von Traurigkeit bis Wut.
Was kann und sollte man Ihrer Meinung nach tun, wenn man in solch eine Situation gerät - unabhängig ob beruflich, im Sport oder in der Freizeit?
Wie bereits erwähnt darf man so etwas keinesfalls ignorieren oder sich runterkriegen lassen. Ruhe bewahren und den rassistischen Aussagen widersprechen. Auch andere drauf aufmerksam zu machen gehört dazu. Zusammen ist man stärker. Ich bin stolz auf meine Hautfarbe, auf meine Herkunft und werde auch immer stolz darauf sein. Von so was lasse ich mich nicht aus der Bahn werfen! FOTO: FRO