Gleich ein Höhepunkt

Der DHB-Pokalsieger kommt. Zur Heimspiel-Premiere von Neu-Trainer Benjamin Matschke erwartet die HSG Wetzlar in der Handball-Bundesliga den TBV Lemgo Lippe. Gleich ein Höhepunkt.
Der Countdown läuft. Am Sonntag um 16 Uhr folgt die Bundesliga-Heimpremiere 2021/22 der HSG Wetzlar gegen den TBV Lemgo Lippe. Der Fokus ist - ganz klar - nach fast zehn Spielzeiten unter Chefcoach Kai Wandschneider auf Neu-Trainer Benjamin Matschke gerichtet. Dieser ist ebenfalls ganz fokussiert - auf die Aufgabe gegen den amtierneden DHB-Pokalsieger.
Die Ausgangslage: Bei den Füchsen Berlin und beim SC Magdeburg auswärts, dazwischen zu Hause gegen den amtierenden Pokalsieger. Das Wetzlarer Auftakt-Programm hat es in sich. Umso bedeutsamer wäre zur Heimspiel-Premiere von Neu-Trainer Benjamin Matschke gleich ein Erfolgserlebnis. Enthusiasmus wecken, Leidenschaft zeigen und Emotionen leben heißt es deshalb am Sonntag um 16 Uhr in der Rittal-Arena, in der erstmals nach eineinhalb Jahren wieder 3050 Zuschauer unter Corona-Bedingungen zugelassen sind. Deren Unterstützung und eine gehörige Portion Selbstvertrauen trotz der Auftakt-Niederlage am Donnerstag in Berlin sollen dem Team dazu verhelfen, mit einem Sieg sich und dem neuen Coach den Einstieg zu erleichtern.
Bislang sind etwa 50 Prozent der 3050 Karten verkauft. Die Tageskasse hat somit am Sonntag ab 14.30 Uhr weiter geöffnet. »Man spürt überall im Zuschauersport noch Zurückhaltung«, weiß Geschäftsführer Björn Seipp um den langen Weg zurück zur Normalität auf den Rängen, »wir selbst können um Vertrauen und die Mannschaft für sich werben.«
Die Statistik: In Bundesliga und DHB-Pokal weist die HSG Wetzlar gegen den TBV Lemgo Lippe eine extrem negative Bilanz auf. In 47 Aufeinandertreffen gab es bislang lediglich sieben Siege und drei Unentschieden bei 37 (!) Niederlagen. Der letzte Erfolg über die Ostwestfalen liegt fast fünf Jahre zurück und datiert vom 23. November 2016, als sich die Grün-Weißen vor über 4000 Zuschauern mit 31:29 in der Rittal-Arena behaupteten. Aus dem damaligen Team stehen allein noch Stefan Cavor und Filip Mirkulovski im Wetzlarer Kader.
Der Gegner: Der TBV Lemgo Lippe ist durch seinen Triumph im DHB-Pokal zurück im nationalen Handball-Fokus. Trainer Florian Kehrmann hat die Ostwestfalen in seinen mittlerweile sieben Jahren Amtszeit seit 2014 wiederbelebt. Das knappe 30:31 im Supercup-Finale gegen Meister THW Kiel sowie das Heim-26:26 zum Bundesliga-Auftakt gegen die MT Melsungen sagen allein schon genug aus über die Stärke des Teams auch in dieser Spielzeit. Dabei müssen die Lipperländer aktuell sogar noch auf den dänischen Halbrechten Andreas Cederholm wegen einer Knieverletzung verzichten und auf die Rückkehr von Nationalspieler Tim Suton nach seinem Kreuzbandriss warten.
Mit Torhüter Peter Johannesson, Abwehrstratege Gedeon Guardiola, dem Rückraumlinken Jonathan Carlsbogard un der neuen Flügelzange Zerbe/Elisson verfügt der TBV über ein herausragendes Grundgerüst, welches Trainer Kehrmann auf allen Positionen hervorragend ergänzen kann.
Das sagen die Trainer: »Das wird eine schwere Auswärtsaufgabe in Wetzlar«, sagt Lemgos Florian Kehrmann, »die HSG war in der Vorbereitung bereits sehr stabil.« Der Weltmeister von 2007 erwartet »ein Spiel auf Augenhöhe, in dem es erneut auf viele Kleinigkeiten ankommen wird«. Stefan Cavor und Lenny Rubin hält er für »zwei der gefährlichsten Rückraumschützen der Liga«, die von seiner Deckung in Schach gehalten werden müssen. Nach dem vielversprechenden Teilerfolg gegen MT Melsungen wollen die Ostwestfalen ihre gute Bilanz gegen die Mittelhessen weiter ausbauen.
Für Wetzlars Benjamin Matschke ist der TBV Lempo Lippe »längst keine Überraschungsmannschaft mehr, sondern ein über Jahre eingespieltes und permanent mit gutem Augen verstärktes Team«, dem er in der Bundesliga sogar zutraut, »unter die ersten sechs zu kommen«.
Das Auftakt-24:29 bei den Füchsen Berlin ist am Freitag nachmittag in der Analyse von Trainer und Mannschaft noch einmal intensiv aufgearbeitet worden. »Wir müssen stabiler werfen«, sagte Matschke, der dem halbem Dutzend vergebener guter Torchancen in der Hauptstadt nachtrauerte und darüber hinaus ein Mittel finden muss, unter »Stress bessere Lösungen in Zeitnot« zu finden. »Wir müssen den Kampf annehmen.Wir müssen unsere Stärken ausspielen und zugleich versuchen, Lemgo seiner zu berauben.« Will heißen: 45 starken Minuten in Berlin nun 60 noch stärkere Minuten in Wetzlar folgen lassen.