Gießen 46ers wollen ihren Rhythmus finden

Zwölf Tage, vier Spiele: Die Weihnachtstage bieten für die Gießen 46ers in der Basketball-Bundesliga ein knüppelhartes Programm. Zum Auftakt geht es am Samstag zu Hause gegen Bonn.
Der Weihnachtsmann hat für den Basketball-Bundesligisten gleich mehrere schwere Spiele im Gepäck. Ob die 46ers Anfang 2022 im sanften Gewässer des Tabellenmittelfeldes ankern oder in den Strudel der Abstiegszone gerissen werden, entscheidet sich in wenigen intensiven Tagen. Immerhin gegen die Telekom Baskets Bonn am Samstag um 18 Uhr in der Gießener Sporthalle Ost hat man wenig zu verlieren. Die Magenta-Männer sind das Team der Stunde. Nach fünf Siegen in Folge stehen die Baskets gleich hinter Bayern auf dem zweiten Tabellenplatz. Gießen geht mit zwei Niederlagen im Rücken ins traditionsreiche Match.
Lage und Problemzonen: Man kann den 46ers viel vorwerfen. Dazu zählt aber gewiss nicht, dass sie nicht kämpfen würden. Die Verteidigung am Mann ist engagiert. Phasenweise können sie auch nach zehn Spieltagen noch jedes Team an die Wand spielen. Über Ballgewinne geht es dann schnell nach vorne. Die Presse sorgt für Druck über das gesamte Feld, kollabiert aber immer mal wieder. Das Team wirkt intakt: Auch bei hohen Rückständen puscht sich die Mannschaft nach vorne.
Sorgen bereitet mehr der offensive Mix. Die Dreierquote ist ligaweit mit knapp 28 Prozent am schlechtesten. Der designierte Scharfschütze Florian Koch sieht wenig Spielzeit. Kendale McCullum und Kyan Anderson, der zuletzt für den nachverpflichteten TJ Williams pausieren musste, liegen hier unter 20 Prozent. Williams selbst war bei seinen vorherigen Stationen nicht als Shooter bekannt. John Bryant hat den brutalsten Absturz zu verzeichnen. Der Ex-MVP traf den Dreier im letzten Jahr noch zu 46, derzeit sind es gerade 20 Prozent.
Der Gegner: Die Telekom Baskets spielen ihre beste Saison seit 2017. Neuer Mann an der Seitenlinie ist Tuomas Iisalo, der zuvor Crailsheim zu Erfolgen führte. In Bonn lässt der finnische Basketballtrainer eine nicht ganz so variable Offensive spielen wie noch bei den Merlins. Das liegt auch an Spielmacher Parker Jackson-Cartwright, der es mit seinen Leistungen auf den MVP-Zettel schafft. Der US-Amerikaner initiiert viele Pick-and-Rolls, offensiv sind die Rheinländer simpel, aber höchst effizient. Jackson-Cartwright selbst markiert über 18 Punkte im Schnitt und ist mit 7.1 Assists einer der besten Vorlagen- geber der Liga.
Mit Vorliebe bedient er die beiden Ex-Gießener Skyler Bowlin und Karsten Tadda, die von außen 49 Prozent und 41 Prozent ihrer Würfe treffen. Mit Tadda glückte auch der letzte Heimsieg der 46ers gegen Bonn. 87:72 hieß es im Februar 2016, ein Auswärtssieg gelang 2019. Am Donnerstag nahm Bonn noch den ehema-ligen Crailsheimer Javontae Hawkins unter Vertrag. Der auslandserfahrene US-Forward soll dem Kader mehr Flexibilität verleihen. Er wird gegen Gießen bereits spielberechtigt sein.
Die Einlassbestimmungen: Neues Spiel, neue Regeln: Zugelassen sind am Samstagabend 1001 Fans. Das entspricht 25 Prozent der theoretischen Gesamtkapazität. Das Spiel war damit bereits am Dienstag ausverkauft. Um die Abstände einzuhalten, wird die Halle im Schachbrettmuster markiert. Das Tragen einer FFP2-Maske ist Pflicht. Weiter heißt es seitens des Vereins: »Die Personen müssen entweder vollständig geimpft oder genesen sein sowie einen tagesaktuellen Antigen-Schnelltest oder einen PCR-Test (nicht älter als 48 Stunden) vor- weisen.«
Das Lazarett: Kilian Binapfl dürfte weiterhin verletzungsbedingt fehlen. Bjarne Kraushaar saß gegen Chemnitz wieder auf der Bank, wirkte aber noch nicht auf dem Parkett mit. Dort bekam Neuzugang Williams zuletzt den Vorzug vor Anderson. Da die Gießen 46ers sieben US-Amerikaner im Team haben, aber nur sechs pro Spieltag einsetzen dürfen, hat Coach Pete Strobl auch dieses Mal wieder die Qual der Wahl.
Das sagt Strobl: »Es gab wieder ein paar Hindernisse und wir erleben eine schwierige Woche mit einigen Verletzungen und den alltäglichen Wintererkältungen, die einige Spieler betreffen. Wir müssen all dieses als Chance für uns betrachten, durch Komplikationen stärker zu werden. Unser Fokus liegt darauf, wie wir das Spiel defensiv starten und sicherstellen, dass wir schnell einen Rhythmus finden.«