1. Gießener Allgemeine
  2. Sport
  3. Lokalsport

Gießen 46ers: Trauerspiel beim Abstieg

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Harald Friedrich

Kommentare

IMG_1771_2_300422_4c
Der Abstieg der Gießen 46ers aus der Bundesliga ist besiegelt. Bjarne Kraushaar (r.) tröstet nach der 70:91-Niederlage gegen Chemnitz Kendale McCullum. © Harald Friedrich

Der sechste sportliche Abstieg der Gießen 46ers ist Realität. Mit 70:91 (31:52) unterliegt das Team am Freitagabend Chemnitz. Über weite Strecken ist es eine katastrophale Vorstellung.

Um 20:51 Uhr lief über den BBL-Ticker, dass der MBC Weißenfels seine Partie in Braunschweig gewonnen hat (91:79). Zur selben Zeit kassierten die Gießen 46ers einen 0:15-Lauf gegen die Chemnitzer, die bereits für die Playoffs qualifiziert sind. Nur mit einem Heimsieg hätte man die Chance auf den Klassenerhalt in der Basketball-Bundesliga noch am Leben erhalten können.

Dass es nach diesem Run damit den Bach herunterging, war zu diesem Zeitpunkt überraschend. Im ersten Viertel hatten die Gießener sich nämlich einen munteren Schlagabtausch mit den Gästen geliefert und gingen aussichtsreich mit 27:25 ins zweite Quarter. »Wir haben uns drei Viertel lang nicht so präsentiert, wie wir es sollten«, sagte Sebastian Schmidt nach der Partie. Der Geschäftsführer hatte sich das Hallenmikrofon geschnappt und die Ansprache an die 2032 Fans gesucht, die in die Halle gekommen waren: »Großes Sorry. Ich hoffe, dass wir uns nächstes Jahr wiedersehen.«

Von den Rängen gab es dafür verhaltenen Applaus, aber auch Schmähgesänge. Generell hatten sich die Anhänger spätestens ab der zweiten Halbzeit in Galgenhumor gerettet, weil das Spiel längst verloren war. Allein im zweiten Viertel ließ man sich mit 4:27 demontieren, ging so mit hohem Rückstand in die Kabine. Nach dem Seitenwechsel sorgte Florian Koch mit zwei Dreiern kurz für Aufsehen. Danach fiel das Team in alte Muster zurück, spielte offensiv unstrukturiert und ließ es hinten an Energie und Einsatzkraft mangeln. Alleine von der Dreierlinie kassierte man 16 Treffer, scorte auf der Gegenseite nur sieben. Von der Tribüne schallte es: »Und schon wieder 100 Punkte - MTV!« Und »Ihr macht euch lächerlich!«

»Wir sind gut gestartet, hatten sogar einen Vorsprung. Das zweite Viertel war katastrophal. Wir haben offene Würfe nicht getroffen, auf der Gegenseite haben sie alles getroffen«, analysierte Trainer Pete Strobl äußerst zerknirscht nach der Partie. Über die Stationen 37:65 und 43:76 plätscherte das Spiel vor sich hin, während die Fans in Richtung von Strobl und Schmidt anstimmten: »Ihr könnt nach Braunschweig fahren.« Braunschweig war letzter Arbeitgeber des Duos.

Im letzten Viertel wurde der Support dann positiver, melancholischer. Unter ohrenbetäubenden »Ich habe meine Liebe an den MTV verloren«-Gesängen war es ausgerechnet Eigengewächs Tim Uhlemann, der aus der Nahdistanz die letzten BBL-Punkte in der Osthalle markierte - zum 70:91-Endstand. In den letzten drei Partien müssen die Mittelhessen noch nach Göttingen (Sonntag, 20.30 Uhr), Berlin (Mittwoch) und Ulm (8. Mai). Auch bei einem besseren Verlauf am Freitag wäre der Klassenerhalt allenfalls noch rechnerisch möglich gewesen.

Wie es für Strobl jetzt weitergeht, ist nach eigener Aussage offen. Was auf die 46ers wartet, ist hingegen glasklar: Nach der Wildcard im Vorjahr können die Mittelhessen auf diese Option jetzt nicht mehr hoffen. Es ist der zweite Abstieg in Folge und der sechste (sportliche) Klassenverlust seit 2004 insgesamt.

Gießen: McCullum (6), Omot (17), Kraushaar (9), Laksa (5), Begue, Uhlemann (4), Binaplf (4), Miller (12), Koch (9), Fayne II (2). - Chemnitz: Weidemann (6), Gregori (4), Zacharias, Ziegenhagen (16), Richter (14), Mike (5), Massenat (12), Susinskas (18), Atkins (8), Lockett (8).

Auch interessant

Kommentare