1. Gießener Allgemeine
  2. Sport
  3. Lokalsport

Gießen 46ers feiern ein Basketballfest zum Saisonauftakt

Erstellt:

Von: Harald Friedrich

Kommentare

IMG_2481_2_2_270921_4c
Überraschung - und eine Wohltat für die Gießen 46ers und ihren Fans: Trainer Pete Strobl (l.), sein Basketball-Bundesliga-Team und die Osthallen-Zuschauer bejubeln den 86:74-Saisonauftakt-Coup gegen Bayreuth. © Harald Friedrich

Was für eine Rückkehr! Die Gießen 46ers gewinnen das erste Spiel der neuen Basketball-Bundesliga-Saison mit 86:74 gegen medi Bayreuth. Grundlage war ein 25:8 im letzten Viertel vor 1450 frenetischen Fans.

Fast gebetsmühlenartig hatte Gießen Coach Pete Strobl in der Vorbereitung seine Philosophie gepredigt: Teamgeist, gutes Zusammenspiel und ganz viel Defense. Die durch Verletzungen zerfahrenen letzten Wochen ließen Schlimmes befürchten. Zu Unrecht: Die Mannschaft löste das Versprechen des Trainers zu 100 Prozent ein und sorgte mit dem 86:74-Saisonauftakt-Coup in der BBL gegen Bayreuth so für ganz viel Euphorie in der Sporthalle Ost.

Durch diese schwebte ein Hauch der 80er-Jahre. Ohne Stehtribünen (Wartungsarbeiten verhinderten einen Aufbau) und vor nur 1450 Zuschauern kam dennoch erstmals seit eineinhalb Jahren wieder ein Heimspiel-Feeling auf. 46ers-Geschäftsführer Sebastian Schmidt richtete sich vor dem Sprungball mit emotionalen Worten an die Fans. Die Rückkehr zur Teilnormalität erleichterte alle Beteiligten spürbar. »Ich danke den Zuschauern, sie haben uns wahnsinnig gepuscht«, lobte Strobl nach dem Sieg. Tatsächlich schien Bayreuth im Verlauf des vierten Viertels immer verunsicherter vor der Kulisse, die lauter war als bei manch ausverkauftem Spiel in der Vergangenheit.

Das erste Viertel präsentierte sich als völlig offener Schlagabtausch. »Wir waren anfangs nervös«, erklärt Strobl. Rawle Alkins waren die ersten Punkte der 46ers gleich im ersten Angriff vorbehalten, generell scorte das Team aber aus der Breite heraus und hielt die Gäste auch defensiv in Schach. Zwei Abschlüsse des Ex-Gießeners Cameron Wells bedeuteten das 22:19 für Bayreuth nach neun Minuten. John Bryant, der viel Spielzeit bekam, konnte auf der Gegenseite aber mit einem Korbleger antworten.

Der wiedergenesene Brayon Blake fügte sich zu Beginn des zweiten Abschnitts mit einem erfolgreichen Dreipunktespiel ein, Kyan Anderson und Phililip Fayne erhöhten auf 28:24. Danach aber kam ein Bruch ins Spiel der Mittelhessen, die vor allem an der Dreierlinie Federn lassen musste. In der ersten Hälfte glückten nur 13 Prozent von Downtown (2/15). Als Alkins den Bann brach und von außen auf 35:43 verkürzte, hatten sich die Gäste bereits etwas absetzen können. Zur Halbzeit hieß es 35:47.

Das runderneuerte Team steckte nicht auf. Florian Koch verbesserte die Dreierquote gleich nach dem Seitenwechsel. Der Guard verkürzte zunächst zum 38:47, zur Viertelmitte auf 52:59. Bayreuth konterte und konnte sich bis auf 65:52 absetzen. Danach aber wurde der beste Gießener Basketball gezeigt, den es in den letzten Jahren zu sehen gab.

»Wir sind nicht die beste Mannschaft der Liga, aber wir wollen immer alles auf dem Spielfeld lassen«, so Strobl. Gefragt nach dem Grund für die Initialzündung wollte sich der Coach genau deshalb nicht auf einen erfolgreichen Korbabschluss festlegen, sondern nannte den Kampf um offene Bälle, den man nur als bedingungslos beschreiben kann.

Nach einer schönen Kombination war es Fayne, der per Dunk abschloss. Direkt danach erbeutete Alkins die Murmel und vollstreckte im Fastbreak. Die Bayreuther Auszeit danach verpuffte folgenlos. »Gießen hat Selbstvertrauen getankt, wir haben uns einschüchtern lassen. So hatten wir keinen Zugriff mehr«, erklärt Bayreuths Coach Raoul Korner. Als Blake ein simples Offensivfoul aufnahm und so für den Ballgewinn sorgte, explodierte die Halle förmlich. Auf der Gegenseite lötete Kapitän Dennis Nawrocki das Spielgerät eiskalt von der Seite durch die Reuse. Einen Stop später war es dann wieder Blake, der abschloss. Längst hatten alle Beteiligten begriffen, dass ein Sieg möglich war.

Die Gäste rackerten sich an der harten Verteidigung der 46ers ab und kamen kaum noch zu Zählern. Längst feierten Bank, Spieler und nicht zuletzt Fans jede einzelne gelungene Aktion auf beiden Seiten des Feldes. Ein Doppelschlag von Alkins sorgte schließlich für die erste Führung (69:68, 32.). Blake an der Linie und Fayne per Dunk erhöhten. Immer wieder erkämpften sich die Mittelhessen zweite Chancen durch Offensivrebounds. Ein Dreier von Blake zum 81:74 sorgte deshalb für die Vorentscheidung, weil Gießen längst verteidigte, als gäbe es kein Morgen mehr. Bayreuth schmiss zwar alles in die Waagschale, schien nun aber ausgepumpt. »Wir konnten Gießen nicht aufhalten«, bringt es Korner auf den Punkt.

Nach dem Spiel blieben Teile der Zuschauer auf ihren Plätzen und forderten die Mannschaft auf, aus der Kabine zurückzukommen. Die Feierlichkeiten galt es, nach langen Jahren der Abstinenz komplett auszukosten. Allen voran Blake strahlte wie ein Honigkuchenpferd, Nuni Omot griff bei der Humba zum Megafon.

»Wir sind noch in der Findungsphase«, so Strobl mit Tritt auf die Euphoriebremse. Noch immer seien einige Spieler angeschlagen, Kendale McCullum stand nicht zur Verfügung. »Wir nutzen jede Sekunde, um zu lernen, wie wir verteidigen wollen.« Nach dem Heimsieg steht aber fest, dass die Gießen 46ers über eine bundesligataugliche Mannschaft verfügen. In Bamberg (Dienstag, 19 Uhr) will man nachlegen - und gerne für die nächste Überraschung sorgen.

Gießen: Omot (13 Punkte, 5 Rebounds), Nawrocki (3), Blake (15, 7), Kraushaar, Anderson (5), Begue, Uhlemann, Binapfl, Alkins (13), Koch (15), Fayne II (12), Bryant (10, 7) / Bayreuth: Anim (8), Thornton (13), Wohlrath, Jalalpoor (1), Bruhnke, Doreth, Seiferth (11), Sanders, Allen (19), Sajus (3), Joesaar (9, 7 Rebounds), Wells (10)-

Auch interessant

Kommentare