Für Mayer noch Luft nach oben

(lab). Ist die Bahn in Wetzlar wirklich so schnell? Oder waren es die guten Erinnerungen? Eins ist klar: Das enwag-Stadion in Wetzlar scheint 100- m-Sprinterin Gina Lückenkemper zu liegen. Sieben Jahre nachdem Lückenkemper in Wetzlar erstmals WM-Norm gelaufen war, hat die für den SCC Berlin startende Sprinterin erneut an der Lahn überzeugt. In 11,04 sec.
schmetterte Lückenkemper ihre schnellste Zeit seit dem EM-Finale 2018 auf die Bahn und hakte damit die Norm für die WM in Eugene ab. Es war das Highlight des »Fast Arms, Fast Legs« Meetings am Samstag in Wetzlar. Und für die Veranstalter des Sprintteams Wetzlar natürlich goldwert.
Denn der 2016 gegründete Verein hatte viel Aufwand betrieben: Sportler aus ganz Deutschland, ein Livestream, Sponsoringpartner und viel Promotion. Das Meeting auf der Lahninsel war auch für die Region ein Highlight. Und erstmals seit zwei Jahren füllte ein ordentliches Maß an Zuschauern die roten Sitze sowie die Banden des von Grün umgebenen Runds. Und was gab es zu sehen? Das, was der deutsche Sprint im Moment draufhat. Speziell auf den 100 m und 200 m waren die Felder stark besetzt. Ein besonderes Auge warfen viele Betrachter auf Lokalmatadorin Lisa Mayer vom Sprintteam.
Für Mayer war es der erste Einzelstart in dieser Saison, entsprechend gespannt waren viele auf ihre Leistung. Im Vorlauf ging die Niederkleenerin Mayer souverän als Siegerin in 11,39 sec. hervor. »Der Vorlauf war okay. Ich weiß, dass ich mich mit dem ersten Lauf immer etwas schwertue. Am Start habe ich es etwas verdaddelt, hinten raus bin ich aber schön gelaufen. Ich war zufrieden und mir sicher, dass ich im Finale noch eine Zehntel draufpacken kann«, sagte Mayer.
Das Finale dann top besetzt und entsprechend schnell: Mayer wurde in 11,44 sec. Vierte - vorne ging mit Gina Lückenkemper (11,04 sec.) die Post ab. Dahinter landeten Rebekka Haase (11,34 sec.) und Jennifer Montag (11,42 sec.). Vom Start hinten dran, fehlte Mayer zum Ende etwas der Schritt und sie blieb hinter ihren Erwartungen: »Nur eine 11,44 enttäuscht mich schon. Da wäre mehr drin gewesen, aber es ist wie es ist - und ich glaube ich weiß, woran es liegt«, zog sie Bilanz.
Andere scheinen schon weiter im Training zu sein: Darunter auch Corinna Schwab (LAC Erdgas Chemnitz), die über 200 m in 22,51 s eine bärenstarke Zeit präsentierte. So schnell war seit 1999 keine deutsche Sprinterin mehr auf der halben Stadionrunde. Die sonstige 400-m-Läuferin zeigte mit ihrem Sieg auf den 200, dass sie auch Sprintvermögen besitzt. Bei den Männern setzte sich Kevin Kranz vom Sprintteam über die 100 m durch und kratzte in 10,20 s an seiner Saisonbestzeit. Zur EM-Norm von 10,16 s fehlen Kranz noch ein paar Hundertstel.
In zwei Wochen stehen die deutschen Meisterschaften der Aktiven in Berlin bevor. Für viele war das Meeting in Wetzlar die letzte Chance, sich noch die Quali dafür zu sichern. Und während manche direkt im Wettkampfkalender weiterwandern, forcieren andere noch mal das Training. So auch Lisa Mayer: »Wir können jetzt noch mal zwei Wochen trainieren, und ich bin mir sicher, dass ich in Berlin in sehr guter Verfassung auf der Bahn stehen werde. Wir werden dann sehen, zu welchen Zeiten es reichen wird. Ich glaube, dass Zeiten im Bereich der 11,20 drin sind«, sagt Mayer. Und macht damit Hoffnung auf eine erfolgreiche Saison, die jetzt in Wetzlar ihren Anfang gefunden hat.