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»Finale« an der Miller Hall

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Von: Roland Stamm

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Bereit für das »Endspiel«: Türkiyemspor-Spielertrainer Barbaros Koyuncu. © Steffen Bär

(rol). Der Spielplan der Fußball-Kreisliga A Gießen hätte perfekter nicht geschrieben werden können. Denn am letzten Spieltag trifft mit Eintracht Lollar der Spitzenreiter auf das zwei Punkte dahinterliegende Türkiyemspor Gießen, das in der Grünberger Straße Heimrecht hat und mit einer Menge Zuschauern rechnen dürfte. Selbst das Wetter macht sich für den Samstagnachmittag schick und lässt die Sonne überm Kunstrasenplatz erstrahlen, so die Prognosen.

Um 15 Uhr wird Schiedsrichter Sebastian Spies dann das »Finale« um die Meisterschaft anpfeifen.

Beide haben bis hierher eine ganz starke A-Liga-Saison gespielt, sich im Fernduell gegenseitig gefordert, dem Konkurrenten keine Luft gelassen und im Laufe der Saison immer wieder Platz eins und zwei untereinander getauscht. So auch am vergangenen Wochenende, in das Türkiyemspor als Tabellenführer ging, allerdings beim Tabellendritten, dem SV Annerod, mit 2:3 ausrutschte und so für den SV Eintracht Lollar, der sich recht mühelos mit 3:0 gegen den FC Turabdin/Babylon II einen Dreier sicherte und damit wieder nach oben kletterte, den Weg freimachte. Doch noch ist nicht aller Tage Abend. Die Eintracht wäre zwar mit einem Remis Meister dieser Saison. Doch Türkiyemspor Gießen wird alles daransetzen, um mit einem Sieg doch noch an den Lollarern vorbeizuziehen. Das Hinrundenspiel in Lollar endete übrigens 2:2.

Von einem Remis will aber Eintracht-Spielertrainer Ufuk Ersentürk, dessen Einsatz verletzungsbedingt weiterhin fraglich ist, nichts wissen: »Die Marschroute wird nicht auf ein Unentschieden ausgerichtet sein. Wir wollen jedes Spiel gewinnen, wollen alles dafür investieren. Ich bin nicht der Typ, der das Spiel jetzt verändert. Da wird volle Kapelle gespielt, richtig Gas gegeben und auf Sieg gespielt. Also taktisch wird das keine Auswirkungen haben.« Möglich ist aber, dass Ersentürk im Gegensatz zum Gegner nicht all seine Spieler einsetzen kann, denn mit den Verletzten Haydar Kilinc und Jan Philipp Lynker sowie dem erkrankten Paul Reinhardt drohen weitere Ausfälle auf Eintracht-Seite. »Wir haben aber einen großen Kader, der mit Qualität bestückt ist«, zeigt sich der Coach kämpferisch. Auf die kleine Durststrecke angesprochen, in die auch die einzige Saisonniederlage bei der FSG Horlofftal fällt, versichert der Lollarer Trainer, dass diese Phase aus den Köpfen verschwunden ist: »Wir haben ein Durchschnittsalter von 21, 22 Jahren. Da ist es klar, dass die Jungs nicht immer auf dem High-Level spielen können; das gehört zum Fußballerdasein. Es ist ein Prozess, in dem wir uns befinden. Es hat aber nicht nur mit jung zu tun, sondern wir wissen, dass auch die älteren und erfahreneren Spieler nicht konstant ihr Bestes über eine ganze Saison hinweg abrufen können. Jetzt hatten wir halt die kleinere Phase, was aber nicht schlimm ist. Wir sind immer positiv geblieben, hatten immer gute Laune im Training. Das war sehr wichtig. Wir sind noch mehr zusammengerückt, die Geschichte ist noch familiärer geworden. Da machen wir uns überhaupt keine Sorgen.« Der Lollarer Übungsleiter hofft für Samstag auf Unterstützung für sein Team und nutzt die Gelegenheit zum »Appell an unsere Fußballgemeinde, dass wir jetzt gemeinsam den letzten Schritt gehen« und fordert »alle Zuschauer aus Lollar und Umgebung auf, uns zu unterstützen. Dann wird das ein tolles Spiel von beiden Seiten. Möge der bessere am Ende gewinnen und sich die Meisterschaft dann auch verdienen.«

Fakt ist, dass es ein schweres Stück Arbeit für die Gäste sein wird. Denn aufseiten der Gießener wirkt A-Liga-Ausnahmespieler Barbaros Koyuncu. Dieser Name sorgt bei gegnerischen Abwehrspielern für pure Verzweiflung. Nur gut, dass es eine Software gibt, die dessen Tore zählt: Laut fußball.de sind es 54 Treffer in dieser Saison. »Wir haben seit Saisonbeginn auf Sieg gespielt; schließlich wollen wir Meister werden«, so der offensiv eingestellte Koyuncu. Ein Tor reiche, fügt der torgefährliche Spielertrainer an, dann nütze auch die gegnerische Taktik nichts: »Lollar hat erst vor Kurzem in der Nachspielzeit eine 2:0-Führung hergegeben. Spielen sie auf Unentschieden, gehen sie ein großes Risiko ein«, so der ehemalige Regionalligaspieler weiter, der einen klaren Heimvorteil darin sieht, »da zu spielen, wo man trainiert und von unseren Zuschauern unterstützt wird.« Koyuncu sagt auch, dass »wir gut vernetzt sind und Unterstützer mobilisieren«. Es werde »ein Fest«.

Der Offensivkünstler weiß zudem um das Selbstbewusstsein seiner Mannschaft: »Wir gehen mit ganz breiter Brust in das Finale. Wir werden am Samstag alle im Verein einen großen Beitrag leisten und zu Hause die Meisterschaft sicherstellen.« Das ist eine deutliche Ansage und macht klar, dass der Gastgeber sein Heil in der Offensive suchen wird. Und an dieser Stelle dürften die Fußballliebhaber schon jetzt der erste Sieger dieses »Endspiels« sein, zu dem aufgrund der zu erwartenden hohen Zuschauerzahlen rechtzeitig angereist werden sollte.

Fernduell um direkten Aufstieg

Auch in der Kreisliga A Alsfeld/Gießen ist es ein Zweikampf, der über Aufstieg bzw. Relegationsteilnahme entscheidet. Allerdings treffen die beiden Kontrahenten hier nicht direkt aufeinander, sondern tragen die Entscheidung im Fernduell aus. Es handelt sich um die FSG Kirtorf, die bei der SG Rüddingshausen/Londorf antreten wird und damit die vermeintlich schwierigere Aufgabe gegenüber der SG Schwalmtal hat. Die ist nämlich zu Gast beim Tabellendrittletzten, der FSG Ohmes/Ruhlkirchen. Sollten die beiden am Ende punktgleich die Saison beenden, so ginge die Vizemeisterschaft an die Kirtorfer, die nämlich den direkten Vergleich gegen die »Schwälmer« mit zwei Siegen für sich entscheiden konnten. Ein Kuriosum stellt diese Konstellation schon dar. Denn der diesjährige Meister, die SG Reiskirchen/Bersrod/Saasen, hat kein Aufstiegsrecht, das nämlich mit der Auflösung ihrer Spielgemeinschaft verloren geht. Damit steigt der Zweitplatzierte direkt in die Kreisoberliga auf, der Dritte bestreitet die Relegationsrunde nach oben. Somit bleibt beiden keine andere Wahl, als auf Sieg zu spielen. Und hier hat die SG Schwalmtal die Nase vorn. Denn 18-mal ging die SG bisher als Sieger vom Platz, während die Kirtorfer lediglich 15 ihrer Spiele gewannen und mit insgesamt elf Unentschieden die Remis-Könige der Liga sind. All diese Statistiken werden aber keine Rolle spielen. Vermutlich werden stattdessen die Drähte zwischen Ruhlkirchen und Londorf glühen, wenn es darum geht, Zwischenstände zu melden, die gegebenenfalls taktische Veränderungen zur Folge haben. Da die Relegation nach unten ausgesetzt wird - die beiden Erstplatzierten aus der B-Liga steigen direkt auf - ist die Spannung aus dem »Tabellenkeller« gewichen. Dennoch will der SV Harbach als Vorletzter in Mücke punkten, um noch an der FSG Ohmes/Ruhlkirchen in der Tabelle vorbeizuziehen. Und auch der starke Aufsteiger SV Bobenhausen peilt noch einen Dreier im Spiel gegen die FSG Grünberg/Lehnheim/Stangenrod II an, um so pünktlich zu seinem 100-jährigen Bestehen auf Platz fünf abzuschließen. Der scheidende Meistertrainer Karsten Schmitt hat mit seinem SVB aber auch schon jetzt Großartiges erreicht.

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Bereit für das »Endspiel«: Eintracht-Spielertrainer Ufuk Ersentürk. © Harald Friedrich

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