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Fetzer meistert Nürburgring

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Von: Alexander Wissgott

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Dennis Fetzer ist als Startfahrer ins 24-Stunden-Rennen gegangen - hier im Kurvengeschlängel »Hatzenbach« FOTO: WISSGOTT © Alexander Wissgott

(awp/reu). Das 24-Stunden-Rennen am Nürburgring ist die größte Motorsportveranstaltung in Deutschland, zumindest dann, wenn dieses unter normalen Bedingungen ablaufen kann. Nach der Pandemie und dem wetterbedingten Chaos-Rennen im vergangenen Jahr gab es am Wochenende die Rückkehr zur Normalität. Ohne Einschränkungen durften Zuschauer am Langstreckenklassiker teilhaben.

Und so sorgten 230 000 Zuschauer am gesamten Wochenende für eine beeindruckende Kulisse. Rund um die 25,4 Kilometer lange Strecke in der Eifel feierten die Zuschauer die Fahrer, Fahrzeuge und sich selbst. An den bekanntesten Streckenabschnitten campierten die Fans schon Tage vor dem Rennen und schafften so eine wohl einmalige Atmosphäre.

Das Rennen zweimal rund um die Uhr feierte außerdem Jubiläum, und so standen bei der 50. Auflage der »ADAC TotalEnergies 24 Stunden« 135 Teams an der Startlinie.

Mit dabei waren auch zwei Piloten aus Mittelhessen. Florian Wolf aus Linden ging für das Team Teichmann in einem KTM GTX an den Start, der junge Busecker Dennis Fetzer steuerte einen Audi R8 LMS GT3 evo II für das Team von Lionspeed by Car Collection.

Wolf und seine drei Teamkollegen nutzen die Qualifyings am Donnerstag und Freitag, um das komplett neu aufgebaute Fahrzeug auf die besonderen Bedingungen der Nordschleife abzustimmen und ein gutes Setup einzustellen. Das Quartett fuhr den 48. Startplatz heraus und ging so aus der vierten Reihe der zweiten Startgruppe ins Rennen. In der Frühphase konnte sich das Team aus allen Zwischenfällen und Kämpfen auf der Strecke heraushalten, denn schon in der zweiten Rennstunde kam es zu vielen Unfällen und damit verbundenen Ausfällen. Mit guten Rundenzeiten und ohne größere Probleme ging es für das KTM-Team in die Nacht. In den frühen Morgenstunden wurde der rote Renner dann auf dem 27. Gesamtrang geführt. Nachdem der Samstag komplett trocken gewesen war, kam es am Sonntagmorgen an einigen Stellen der Strecke zu leichten Regenschauern. Der dadurch schwer einzuschätzende Zustand der Strecke bedeutete dann leider auch das Aus für Wolf und sein Team. Nach einem Unfall mit heftigem Einschlag in der Leitplanke konnte der KTM nicht mehr repariert werden, und so war das Rennen kurz vor Halbzeit der Distanz beendet.

Für Fetzer lief das Rennen deutlich besser. Der dritte Einsatz beim Langstreckenklassiker war seine Premiere auf dem Nürburgring in einem GT3-Fahrzeug - und damit in der Top-Klasse. Gemeinsam mit seinen Teamkollegen Klaus Koch, Dennis Marschall und Simon Reicher pilotierte Fetzer einen von drei eingesetzten Audi R8 des Teams.

Das Training lief gut, und so stand das Fahrzeug auf Platz 19 in der Startaufstellung. Eine weitere Premiere und damit verbundene große Verantwortung galt es dann zu absolvieren. Der 20-Jährige war als Startfahrer nominiert. In der hart umkämpften SP9-Pro-Klasse geht es von Anfang an um die Positionen, und es ist schwierig, im Getümmel seinen Rhythmus zu finden. Bereits nach wenigen Umläufen fangen die ersten Überrundungen an und dann gilt es, im Besonderen schnell und vorsichtig zu sein. Fetzer büßte zwar einige Plätze ein, meistere seine Aufgabe aber mit Bravour und übergab nach sieben Runden das Auto an Marschall. Bis zum Einbruch der Dunkelheit machte man wieder Plätze gut und ging in den Top20 in die Nacht. Nach der Hälfte des Rennens lag das Team auf Rang 22. Ohne größere Probleme überstand der Mittelhesse auch die etwas schwierigen Wetterbedingungen am Sonntagmorgen. In der Schlussphase des Rennens gab es noch eine kleine Schrecksekunde, als Fetzer sich im berühmten Caracciola-Karussell drehte. Doch er fing das Auto ab und übergab an Reicher, der auf einem hervorragenden 13. Platz ins Ziel fuhr.

Das Quartett spulte 154 Runden ab, von denen 51 von Fetzer gefahren wurden. Im Verlauf absolvierte der Busecker drei Doppel-Stints, bei denen er beim Boxenstopp im Auto blieb. Über die gesamte Distanz fuhr das Team eine Durchschnittsgeschwindigkeit von über 161 km/h. »Es war eine große Herausforderung, dieses besondere Rennen in einem Top-Auto zu bestreiten. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Performance und unserem Ergebnis. Auch die Atmosphäre rund um die Strecke, was man natürlich auch aus dem Auto mitbekommt, war phänomenal«, fasste Fetzer begeistert zusammen.

Insgesamt war es eine extrem spektakuläre 50. Ausgabe des Eifel-Marathons. Das von harten Kämpfen geprägte Rennen mit großem »Favoritensterben« durch Unfälle und technische Defekte gewann das deutsch-belgische Fahrertrio von Phoenix Racing mit einem Audi R8 LMS. Mit der 27-stündigen Live- Dauersendung stellte der Fernsehsender Nitro einen Weltrekord für die längste TV-Übertragung eines Live-Sportevents auf.

Legenden-Podium für Team Reuter

André Reuter aus Gießen belegte mit seinem BMW E30 318is beim zweiten Lauf der Tourenwagen-Legenden im Rahmenprogramm der 24 Stunden einen sehr starken zweiten Platz in der Klasse. Klangvolle Namen wie Kurt Thiim, Klaus Ludwig, Roland Asch, Stefan Mücke, Patrick Huisman, Klaus Niedzwidz und Lance David Arnold duellierten sich mit Reuter in verschiedenen Klassen im gleichen Lauf, wobei Thiim auf Volvo 240 Turbo und Niedzwidz auf Sierra Cosworth in der gleichen Klasse starteten. Der Technik-Teufel schlug leider bei beiden zu, und somit konnten sie den Lauf nicht beenden.

Andre Reuter war sichtlich ergriffen, sich mit dem namhaften dreifachen DTM-Champion Klaus Ludwig und dem Langstreckenspezialist auf Porsche und Mercedes, Lance David Arnold, auf dem 24h-Podium eine Sektdusche machen zu dürfen.

Zuvor konnte sich Reuter mit dem 230 PS starken BMW 318is gegen einige M3-Konkurrenz durchsetzen, obwohl das Fahrzeug auf dem Papier eigentlich unterlegen hätte sein müssen. Gesamtsieger wurde Lance David Arnold hauchdünn vor Klaus Ludwig, beide C-Klasse AMG Mercedes, vor Stefan Mücke auf Ford Mustang DTM. Der nächste Einsatz ist in sechs Wochen mit den Tourenwagen-Legenden auf dem Sachsenring.

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