Feldhaus-Triumph

(die). Der ehemalige Wahl-Gießener Sean Feldhaus hat die Skoda-Velotour, das Jedermann-Rennen beim Radklassiker Eschborn-Frankfurt am 1. Mai gewonnen. Sein Sieg darf als Sensation gewertet werden, denn Feldhaus selbst war überrascht, dass ihm dieser Coup glückte. Vom Ausgang ihres Rennens überrascht war auch Julia Schallau aus Allendorf/Lahn, die zuerst stürzte, am Ende aber als Zweite strahlen durfte.
Rund 6200 Teilnehmer waren im Jedermann-Rennen des Radklassikers nach der Corona-Zwangspause wieder unterwegs. Über 3000 Starter erreichten auf der mit 100 Kilometern längsten von drei Strecken des Jedermann-Rennens das Ziel. Auch die anspruchsvolle Streckenführung durch den Taunus mit rund 1700 Höhenmetern sorgte für eine Selektion.
Keine Überraschung waren die ersten Tempoverschärfungen auf der Fahrt aus Frankfurt heraus. In Oberursel waren diese frühen Vorstöße aber schon wieder Geschichte, als die rund 50 Fahrer zählende erste Gruppe in den elf Kilometer langen Anstieg zum Feldberg ging. Martin Maertens (25:33 Minuten) und Laura Tibitanzl (28:36 Minuten) schnappten sich hier mit der schnellsten Fahrzeit das Bergtrikot. Als Zwölfter der Männer setzte der Gießener Stefan Wahner eine achtbare Marke am Feldberg. Viele weitere heimische Teilnehmerinnen und Teilnehmer folgten bei der Durchfahrt.
Mit Maertens hatten sich kurz vor dem Taunus-Gipfel drei weitere Fahrer an die Spitze des Rennens gesetzt. Bei Niederreifenberg war dieser Vorstoß aber wieder Geschichte und Sean Feldhaus, der erfahrene Mountainbiker und ehemalige Gießener Student, trat im Anstieg zum Ruppertshainer Berg in Erscheinung. Feldhaus, der auf der Straße für das Team Strassacker startet, konnte seinen Vorsprung bis auf eineinhalb Minuten ausbauen und lag auch am Mammolshainer Berg, rund zwölf Kilometer vor dem Ziel, immer noch in Führung. Seine Verfolger versuchten unterdessen, die Lücke zu ihm weiter zu verkleinern. Rund 30 Sekunden konnte Feldhaus über den Anstieg retten und seinen Vorsprung bis zum Ziel in Eschborn wieder auf knapp eine Minute ausbauen. So konnte er den Zieleinlauf als Tagessieger mit ausreichend Vorsprung sogar ungefährdet genießen. Dafür sorgten auch seine Teamkollegen Moritz Palm und Timo Dahlheimer, die ihm bei den Verfolgern den Rücken freihielten und sich mit Platz zwei und drei belohnten.
»Überhaupt so ein Rennen zu gewinnen, ist schon eine mega Leistung. Aber dass es dann mit einem Solo ist, das schon 35 Kilometer vor dem Ziel anfängt, das ist dann schon was richtig Besonderes, wobei ich auch sagen muss, dass es ohne das Team wohl nicht gegangen wäre«, äußerte sich Feldhaus auch Stunden nach seinem Sieg glücklich, überrascht und dankbar. Seine Attacke sei Teil der Teamtaktik gewesen, die darauf ausgerichtet gewesen war, die Konkurrenz zur Arbeit zu zwingen. Dazu gehörte, am Anfang ein so hohes Tempo zu fahren, dass nur die Stärksten über den Feldberg kommen und früh eine Selektion stattfindet.
Der Tempotaktik des Teams fiel Feldhaus am Feldberg fasst selbst zum Opfer. Doch der Vorjahressieger des Dünsberg Mountainbike Marathons erholte sich nach dem Gipfel wieder und freute sich darauf, die geplante Attacke am Ruppertshainer Berg zu starten. Damit war die Konkurrenz gezwungen, die Nachführarbeit aufzunehmen. Verwinkelte Abfahrten und kurze Gegenanstiege seien für ihn als Mountainbiker bei der Flucht von Vorteil gewesen, schilderte Feldhau, der seinen Vorsprung ausbauen konnte, während die Teamkollegen hinten quasi die Beine hochnahmen und das Tempo verschleppten.
Schallau stürzt und wird starke Zweite
Ebenfalls mit Vorsprung feierte die schnellste Frau ihren Sieg beim Jedermann-Rennen des Frankfurter Radklassikers. Wie im Vorjahr war es Laura Tibitanzl, die Tissot-Bergkönigin, die sich nach 2:43:21 Stunden mit mehr als einer Minute Vorsprung feiern lassen durfte. Als Zweite im Ziel in Eschborn sorgte eine Mittelhessin ebenfalls für eine Glanzleistung: Julia Schallau aus Allendorf/Lahn fügte ihrer sportlichen Laufbahn mit Platz zwei ein weiteres dickes Ausrufzeichen hinzu. Wie aufregend und im wörtlichen Sinne aufreibend ihr Rennverlauf war, wurde erst in ihrem persönlichen Rückblick deutlich: Sie sei wegen des ausgesprochen großen Startfeldes aufgeregt gewesen. Ihr Platz im ersten Startblock stimmte sie aber ebenso positiv wie ihre Vorbereitung, denn den Anstieg zum Feldberg hatte sie sich zuvor zwei Mal im Training angesehen. Die ersten Rennkilometer seien dann sehr hektisch mit Stürzen gewesen. Einem Sturz konnte sie dann nicht mehr ausweichen und kam vor dem Feldberg selbst zu Fall. Neben dem Schreck und einer schmerzenden Hand kostete die Nachführarbeit dann viel Kraft, um ihren vorderen Platz im Feld wieder einzunehmen.
»Im Endeffekt lief es dann ja nicht so schlecht, dafür, dass ich hingefallen war, keine Verpflegung mehr hatte, weil mir auch meine Trinkflaschen weggefallen sind bei dem Sturz. Da war ich dann doch ziemlich happy, dass ich noch als Zweite ins Ziel gekommen bin. Und ich habe mich natürlich mega für Sean Feldhaus gefreut, dass er das gewonnen hat«, schloss Julia Schallau ihre Blanz des Frankfurter Radklassikers hörbar fröhlich ab.