FC Gießen vor dem Saisonstart in der Hessenliga: Mit neuem Kader auf unbekanntes Terrain

Mit Michael Fink, Aykut Öztürk und Mathes de Moura Beal sind drei Spieler aus der Vorsaison geblieben: Ansonsten stellte der FC Gießen von Juni bis Ende Juli ein komplett neues Team zusammen.
Bis heute weilt Chefcoach Daniyel Cimen in Dortmund auf dem internationalen Trainer-Kongress - am Samstag (15 Uhr) startet er mit seinem FC Gießen in Waldgirmes dann in die neue Saison der Fußball-Hessenliga - eine Runde voller Unbekannten für die sportlich runderneuerte Waldstadion-Elf.
Aktuelle Situation: Der FC Gießen geht nach dem Abstieg aus der Regionalliga Südwest mit einer fast komplett neu zusammengestellten Mannschaft auf unbekanntem Terrain in die neue Hessenliga-Saison. »Wir waren viel mit der Integration beschäftigt«, räumt Trainer Daniyel Cimen ein. »Dadurch, dass einige Gastspieler aber schon länger dabei waren, war es etwas einfacher.«
Im Eiltempo stampfte der FC im Sommer 2022 einen neuen Kader aus dem Boden: Der erste Neuzugang wurde am 9. Juni vorgestellt, der letzte vergangene Woche. »Für die Kürze der Zeit haben wir es ordentlich hinbekommen. Das muss jetzt Tag für Tag wachsen, wir müssen einen Spielstil entwickeln.«
Trotz der letzten 1:6-Testspielniederlage gegen Regionalligist FSV Frankfurt ist Cimen mit der Vorbereitung zufrieden, die am Samstag mit dem Mittelhessenderby beim SC Waldgirmes (15 Uhr) endet: »Irgendwann willst du um ein Ziel spielen. Wir freuen uns darauf«, sagt Cimen.
Kommen/Gehen: Geblieben sind aus dem Vorjahr lediglich die Routiniers Michael Fink (40) und Aykut Öztürk (34) sowie Offensivdribbler Matheus Moura de Beal (23). Ansonsten rückte die gesamte Mannschaft ab, angefangen von Frederic Löhe im Tor über die Local Heroes Kristian Gaudermann, Niclas Mohr, Louis Münn, Dennis Owusu und Donny Bogicevic bis hin zum japanischen Trio.
Die neuen Stars heißen Denis Mangafic (32, vom FSV Frankfurt), Franceso Calabrese (26, Hanau 93) oder Deniz Vural (34, FSV Fernwald). Der aus Gießen stammende, erfahrene Mittelfeldakteur soll im Zentrum für Ballsicherheit und Stabilität sorgen. Gemeinsam mit Fink, Mangafic und Öztürk soll so eine erfahrene Achse entstehen. »Man merkt schon, dass sie vorangehen«, sagt Cimen.
Viele Neuzugänge wie Johannes Tatchoup, Pietro Besso, Keanu Hagley oder Yassine Maingad kamen aus dem Rhein-Main-Gebiet. Fünf Akteure wechselten aus Zeilsheim bzw. von RW Frankfurt ins Waldstadion, in dem künftig auch der gebürtige Gießener Ryan Harder (19, Energie Cottbus U19) auflaufen wird.
Stärken/Schwächen: Nominell bringt Gießen trotz des Mammut-Umbruchs Qualität auf den Rasen - inwiefern diese durch Automatismen und Charakter unterstützt werden, wird die 38 Spieltage währende Saison zeigen müssen. Eine Achse besteht mit Fink, Vural, Mangafic und Öztürk. Abdel-Ghani, Hagley oder Calabrese haben Hessenliga- oder Regionalliga-Niveau schon unter Beweis gestellt. »Die Mannschaft ist sehr offensiv ausgerichtet«, sagt Cimen, »da müssen wir noch eine Balance finden.« Tore, wohl auf beiden Seiten, sind bei Gießens Spielen zu erwarten.
Zugleich bestehen Fragezeichen: Wie wird das zusammengestellte Team auf Dauer harmonieren? Welche Rolle spielen die jungen Akteure? Fest eingeplant sind Felix Litzinger und David Toprak. »Auch Mika Gärtner hat einen sehr guten Eindruck hinterlassen«, lobt Cimen.
Die aus der eigenen U19 des FC aufgerückten Noah Tafferner, Max Behnen und Mika Funk sollen einmal in der Woche mit dem Team trainieren. Während der Saison wird der FC drei- bis viermal pro Woche auf dem Platz stehen.
Umfeld/Trainer: Der 37-jährige Ex-Profi Cimen geht in seine sechste Saison im Verein. Marcel Niesner bleibt Assistent, Michael Fink spielender Co-Trainer. Marco Vollhardt tritt aus beruflichen Gründen kürzer und unterstützt mit Videoanalysen: »Da haben wir sehr, sehr gute Erfahrungen gemacht«, erklärt der Cheftrainer.
Als Teambetreuer fungiert seit diesem Sommer David Gerisch, gesucht werden noch ein Athletiktrainer und eine zweite Physiotherapeutin. Cimen wünscht sich im Generellen eine »komplett sorgenfreie Saison«: Das würde bedeuten, dass alle Spieler verlässlich und regelmäßig ihr Gehalt bekommen.
Prognose: Der FC Gießen will »eine gute Rolle spielen« - angesichts der vorhandenen, individuellen Qualität dürfte ein einstelliger Tabellenplatz erwartet werden - alles, was darüber hinaus in Richtung vorderes Drittel oder gar Aufstiegskampf geht, wäre angesichts der kurzfristigen Kaderzusammenstellung und der im Verein bekannten Umstände eine mehr als positive Überraschung.
Zugänge: Daniel Duschner (RW Frankfurt), Aleksa Lapcic (Germ. Dörnigheim), Michel Klaus (TSG Königstein U19), Pietro Besso (Kickers Offenbach U19), Adrian Kireski (Wormatia Worms), Johannes Tatchouop (SV Zeilsheim), Wessam Abdel-Ghani (Hanau 93), Mika Funk, Noah Tafferner, Max Behnen, Felix Litzinger (alle eig. Jugend), Connor Filsinger (RW Frankfurt), Keanu Hagley (SV Zeilsheim), Ryan Harder (Energie Cottbus U19), Deniz Vural (FSV Fernwald), Denis Mangafic (FSV Frankfurt), Francesco Calabrese (Hanau 93), Yassine Maingad (SV Zeilsheim), Elion Mahmuti (OFC U19), Lian Akkus Rodriguez (Darmstadt 98 U19) Mert Perkesen (Ankaraspor), David Toprak, Mika Gärtner (FC Gießen eigene Jugend).
Abgänge: Frederic Löhe, Nikola Trkulja, Ko Sawada, Gianluca Lo Scrudato, Vladan Grbovic, Matay Birol, Jabez Makanda, Kevin Kling (alle vereinslos), Louis Münn (Wormatia Worms), Kristian Gaudermann (Barockstadt Fulda-Lehnerz), Dennis Owusu, Donny Bogicevic (TSV Steinbach Haiger), Marian Sarr (Titus Petingen), Benedict dos Santos (Sonnenhof Großaspach), Tobias Reithmeir (RW Ahlen), Ben-Luca Fisher (Eintracht Frankfurt U23), Leonidas Tiliudis (BFC Dynamo), Takero Itoi (Carl-Zeiss Jena), Ryunosuke Takehara (Eintracht Stadtallendorf).

