Nach der Trennung der SG Reiskirchen/Bersrod/Saasen: »Es wird weitergehen«

Nach dem bekannt gewordenen Ausscheiden des SV Saasen aus der SG Reiskirchen/Bersrod/Saasen erklärt Heiko Haas von der TSG Reiskirchen, dass die SG weiterhin bestehen bleibt - neue Partner seien denkbar. Der Fußball- Verfechter spricht über die Herausforderungen der heutigen Zeit und die Zukunft in Reiskirchen.
Nach neun erfolgreichen Jahren ist Schluss! Der SV Saasen ist bereits zum Jahreswechsel aus dem Vertrag der SG Reiskirchen/Bersrod/Saasen ausgetreten, in der kommenden Saison 2023/24 werden sich neue Konstellationen ergeben.
Bis zum Sommer noch besteht die Dreier-SG als gemeldete Spielgemeinschaft beim Hessischen Fußball-Verband in der Kreisliga A Alsfeld/Gießen - dann gehen der SV Saasen auf der einen sowie die TSG Reiskirchen und der VfL Bersrod auf der anderen Seite auch offiziell und auf grünem Rasen getrennte Wege.
»Leider konnten sich die Vorstände aufgrund unterschiedlicher Standpunkte nicht auf einen neuen Vertrag einigen«, heißt es in einer Mitteilung von Reiskirchen und Bersrod.
Heiko Haas, der die Abteilung Fußball bei der TSG gemeinsam mit Andreas Schön führt, spricht im offenen und klaren Interview über Hintergründe der Trennung, den schwierigen Stand des Amateurfußballs in der heutigen Zeit und die zu gestaltende Zukunft der TSG Reiskirchen und des VfL Bersrod.
Herr Haas, warum ist es zur Auflösung der Dreierspielgemeinschaft der SG Reiskirchen/Bersrod/Saasen gekommen?
Ganz einfach weil es eine fristgerechte Vertragskündigung zum 31.12.2022 vonseiten des SV Saasen gab. Eine direkte gemeinsame Lösung haben wir nicht gefunden. Der Verein, der kündigt, scheidet dann eben aus. Bis Saisonende bleibt die gemeldete Spielgemeinschaft so bestehen. Niklas Frey (Abteilungsleiter Fußball, VfL Bersrod, Anm. d. Red.) und ich tragen die Verantwortung. Die GbR wird somit von den beiden anderen Vereinen weitergeführt.
Was war der Knackpunkt für die Trennung?
Steuerlich bedingt haben wir einst einen GbR-Vertrag aufgesetzt. Auf eine Fortführung dieses Vertrages konnten wir uns mit dem SV Saasen nicht einigen. Letztlich ging es auch um die Frage: Wann wollen wir uns erweitern, auf einen vierten oder fünften Verein, und wenn ja, mit wem? Mehr Auskunft wird es dazu nicht geben. Denn mit der aktuellen Abteilungsleitung des SV Saasen, mit Benjamin Klös und Carolin Ulrich, arbeiten wir wirklich klasse zusammen. Der SV Saasen hat einen großen Vorstand und viele Gremien. Welche Personen da für gewisse Haltungen verantwortlich sind, weiß ich nicht.
Inwiefern bedauern Sie die Trennung?
Eine Scheidung tut immer weh. Wir bedauern das in jeglicher Form. Wir hatten zuletzt ein gutes Jahr mit Benni (Benjamin Klös, Anm. d. Red.) und Caro (Carolin Ulrich). Der Erfolg ist da. Man muss nicht alles verstehen im Leben. Wir hatten ein gutes Standing als SG. Wir hätten gerne weitergemacht. Aber wenn in zwei Richtungen gezogen wird, reißt es irgendwann.
Werden die TSG Reiskirchen und der VfL Bersrod weiterhin zusammenarbeiten?
Definitiv. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Wir planen, zusammen weiterzugehen. Die Jugend wird in keinster Weise davon betroffen sein. Auch der dann häufige Knackpunkt A- und B-Jugend ist aktuell kein Thema, weil keine gestellt wird. So fällt eine Diskussion, welche Spieler in welchen Verein übergehen, auch vorerst weg. Zuletzt sind acht B-Jugendliche der JSG Wirberg (bestehend aus vier Vereinen: SV Ettingshausen, SV Harbach, SV Saasen und TSG Reiskirchen, Anm. d. Red.) zu anderen Vereinen gegangen. Und in einigen Jahren haben sich die Wogen sicher auch geglättet.
Wird es für Reiskirchen und Bersrod einen neuen Partner geben?
Denkbar ist alles. Es köchelt ja überall. Es gibt viele Kartenhäuser, die instabil sind. Es hängt oft an einzelnen Leuten. Ich frage mich manchmal, ob der Fußball noch der Sport ist, der in unserer heutigen Gesellschaft den Platz hat. Die Bereitschaft zur Verpflichtung ist nicht mehr so da. Elf Spieler dreimal in der Woche zusammenzubekommen, wird immer schwieriger. Die Lebensläufe sind andere als früher. Und das ist ja auch vollkommen in Ordnung so. Der Wunsch nach mehr Freiheit, die Möglichkeit zu haben, machen zu können, was ich will und wann ich will, der ist ja nachvollziehbar. Wenn die Freundin sagt, sie würde heute gerne essen gehen, wird das Mannschaftstraining eben auch mal abgesagt. Das darf ja sein - aber dann muss man vielleicht einfach eine bunte Liga machen. Für den geregelten Mannschaftssport funktioniert das irgendwann dann nicht mehr.
Von außen betrachtet blickt die SG Reiskirchen/Bersrod/Saasen auf eine erfolgreiche Vergangenheit zurück.
Das ist so. Wir glauben an den Fußball und seine verbindende Kraft. In den neun gemeinsamen Jahren ging es für uns stetig bergauf. In den letzten fünf Jahren waren wir in der A-Klasse immer vorne dabei. Wir sind aufgestiegen und wieder abgestiegen. Wir haben in der Kreisoberliga viel gelernt.
Und in dieser Zeit einen neuen Kunstrasen samt moderner Vereinsanlage in Reiskirchen installiert.
Der Kunstrasen ist allerdings getrennt von der SG zu betrachten. Die Gemeinde wollte den Rasen schon lange verlegen, letztlich hat es die Politik nicht umgesetzt. Irgendwann haben wir das als Verein mit einem Architekten selbst in die Hand genommen. Für das Gelände besteht ein langjähriger Pachtvertrag, die Aufbauten gehören vollumfänglich dem Verein. Die TSG Reiskirchen hat das Hausrecht. Dank finanzieller Unterstützung von der Kommune von 826 000 Euro und dem Land von 200 000 Euro sowie sehr viel Eigenarbeit und Initiative konnten wir das Projekt dann stemmen. Damit sind wir sehr gut aufgestellt. Unser Namenssponsor Energieritter hat zudem eine Photovoltaik-Anlage errichtet. Für mindestens sechs Jahre nennt sich das Gelände also »Energieritter-Arena«.
Was stimmt Sie darüberhinaus optimistisch für die Zukunft?
Wir blicken auf eine erfolgreiche Geschichte und wissen, dass es weitergehen wird. Wir gehen den Weg weiter. Es gibt in unserer Region eine Basis von positiven, fußballverrückten Zuschauern. Sie werden hier weiterhin Fußball sehen. Wir machen das nicht nur für sie, sondern vor allem auch für die Jugend. FOTOS: OV/LA