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Endlich !

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Von: Ralf Waldschmidt

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Ausgelassene Freujde bei den Bundesliga-Handballern der HSG Wetzlar, die mit dem 30:28 beim TVB Stuttgart ihre viermonatige Niederlagenserie haben beenden können. PIX-Sportfotos/Sandy Dinkelacker © Michael Ruffler

Der Befreiungsschlag ist da! Der langersehnte. Die HSG Wetzlar beendet mit einem 30:28 (18:11) beim TVB Stuttgart ihre fast viermonatige Niederlagen-Serie. Das macht Mut für den Abstiegskampf-Thriller am kommenden Samstag gegen GWD Minden.

Befreiungsschlag. Mutmacher. Frustlöser. Egal wie man ihn nennen mag, den ersten Sieg der HSG Wetzlar nach exakt vier (!) Monaten in der Handball-Bundesliga. 30:28 (18:11) beim TVB Stuttgart. Endlich!

Endlich Leistung und Einsatz gezeigt. Endlich gewonnen. Endlich wieder grün-weiße Freudentänze. Dabei fiel der Erfolg dem Spielverlauf entsprechend sogar noch zu gering aus. Ein Wetzlarer Sieg mit vier, fünf Treffern Unterschied hätte diesem eher entsprochen.

»Wir haben fast vergessen, wie es sich anfühlt, zu gewinnen«, äußerte sich Wetzlars Erik Schmidt nach der Partie bei Sky. Der Kreisläufer war einer der Garanten des Erfolges in der Stuttgarter Porsche-Arena, offensiv wie defensiv. »Das war der erste Schritt«, ließ sich der Routinier nicht zum Überschwang der Gefühle verleiten und fokussierte sich schon auf die bevorstehende Aufgabe kommenden Samstag im Abstiegskampf-Thriller gegen GWD Minden: »Das einzige, was gegen Minden zählt, sind zwei Punkte. Egal wie!«

Alles, was in den vergangenen Wochen und Monaten in Anbetracht der beängstigenden Niederlagenserie zu kritisieren gewesen war, drehten die Lenny Rubin und Co. am gestrigen Sonntag ins Gegenteil. Acht Zeitstrafen überstanden, zwölf technische Fehler ohne Folgen, drei vergebene freie Wurfchancen ohne Konsequenzen, den kurzfristigen Ausfall von Torhüter Till Klimpke weggesteckt. Leistung und Wille in den 60 Minuten waren stärker.

Klimpke-Vertreter Anadin Suljakovic wartete mit einem Parade-Dutzend auf. Spielmacher Magnus Fredriksen erinnerte sich endlich wieder daran, zuweilen über Karajan-Fähigkeiten zu verfügen. Filip Kuzmanovski und Nikita Pliuto setzten sowohl Körpergröße und -gewicht wie vorgegeben gezielt und wuchtig ein. Stefan Cavor und Lenny Rubin mit Mut und Entschlossenheit. Emil Mellegard und Domen Novak bei weitem nicht mehr so flügellahm wie in den Wochen zuvor.

Überdies hatte Trainer Hvroje Horvat einen Plan, der - abgesehen von der doch noch einmal mulmigen Endphase - komplett aufging. Eine stabile, sich aus dem Effeff kennende Rückraumreihe Rubin-Fredriksen-Cavor. Weniger Unruhe stiftende Wechsel, allenfalls gezielte Pausen für die Leistungsträger. Was andererseits dazu führte, dass die Einsatzzeiten der zuletzt stark verunsicherten bzw. überdrehenden Adam Nyfjäll, Jonas Schelker und Hendrik Wagner gen Null tendierten.

Besonders markant in den 60 Minuten war, dass die Grün-Weißen exakt in jenen Momenten zur Stelle waren, in denen das Verhängnis in den Vorwochen jeweils gegenteilig seinen Lauf genommen hatte. Die erfolgreiche Kooperation Cavor/Schmidt an den Kreis führte zur ersten Wetzlarer Führung (5:4, 10.). Die zweiten Bälle schnappten sich diesmal überwiegend die Mittelhessen (10:6 Novak 15., 11:6 Rubin 16.). Beim Rückhand-Pass von Stefan Cavor auf Domen Novak zum 12:6 (17.) wurde endlich die gesamte Breite des Feldes genutzt. Davon zeugten auch das Mellegard-13:7 (18.) und Mellegard-14:7 (20.) über den Flügel. Der schwedische Linksaußen ließ beim Gegenstoß-18:11 auch seine ersten beiden Fehlwürfe vergessen.

Als es gleich zu Beginn der zweiten Halbzeit Domen Novak (33.) und Emil Mellegard (35.) verpassten, für noch klarere Verhältnisse zu sorgen, ließen Rubin mit dem nächsten zweiten Ball (21:14, 38.) und Suljakovic mit zwei Großtaten gegen Stuttgarts Zieker schnell alle Zweifel verfliegen. Das TVB-20:24 (45.) durch den zehnfachen Gastgeber-Torschützen Sascha Pfattheicher war beim 27:20 (52., Mellegard) auch schnell wieder Geschichte.

»Am Ende hat man uns angemekrt, dass wir doch etwas Angst vor dem Gewinnen hatten«, erklärte Erik Schmidt hernach auf Sky die schlotternde Endphase, in der die Gastgeber nach dem HSG-23:30 (57. !!!) mit offener Manndeckung und siebtem Feldspieler doch noch auf 28:30 verkürzten. Das war aber auch der einzige Schönheitsfehler an einem Sonntagnachmittag im Schwäbischen, an dem eine erfreulich starke HSG Wetzlar endlich das langersehnte Zeichen im Bundesliga-Abstiegskampf gesetzt hat.

Schema

TVB Stuttgart: Heinevetter, Vujovic; Häfner (3), Villalobos, Fernandez (1), Hanusz (4), Lönn (4), Röthlisberger, Nicolaus (1), Forstbauer (1), Laube, Zieker (3), Müller, Pfattheicher (10/3), Maric (1), Sliskovic.

HSG Wetzlar: Suljakovic (1), Grazioli; Nyfjäll, Kuzmanovski (2), Schmidt (2), Nikolic (1), Becher (1), Weissgerber, Schelker, Fredriksen (3), Pliuto, Wagner, Mellegard (4), Rubin (4), Novak (7/3), Cavor (5).

Im Stenogramm / Schiedsrichter: Stanke/Heine (Wendeburg/Ronneberg). - Zuschauer: 5100. - Zeitstrafen: 6:16 Minuten. - Siebenmeter: 4/3:4/3. - Torfilm: 5:5 (10.), 5:8 (14.), 6:12 (18.), 11:18 (Halbzeit); 13:20 (36.), 14:22 (40.), 20:24 (45.), 20:27 (52.), 23:30 (57.), 28:30 (Endstand).

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Ein lange nicht gekanntes Bildmotiv. © Imago Sportfotodienst GmbH

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