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»Emma« in Camp Nou

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Von: Ralf Waldschmidt

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Das Original-Ticket. © pv

Er war in Bordeaux 2013, er war in Mailand 2019 - und er war jetzt in Barcelona 2022. Der Atzbacher Marco »Emma« Emmerich ist Eintracht-Fan durch und durch. Die Nacht von Camp Nou hat für den 39-Jährigen selbst den sensationellen DFB-Pokal-Triumph in Berlin 2018 übertroffen.

Er ist einer dieser 30 000 enthusiastischen Anhänger von Eintracht Frankfurt, der »Ganz in weiß mit einem Eintracht-Dress« das Jahrhundertspiel beim ruhmreichen CF Barcelona in Camp Nou erfiebert, erlebt, erjubelt hat. 3:2-Triumph im Viertelfinal-Rückspiel der Europa League am vergangenen Donnerstag. Gigantisch! Magisch! Unbeschreiblich! So etwas vergisst kein Fußballer. Das begleitet jeden Fan ein Leben lang.

Marco Emmerich aus Lahnau-Atzbach, im lokalen Fußball bekannter als »Emma«, findet mit heiserer Stimme kaum Worte für das, was er von Mittwochvormittag bis Freitagabend bei seinem Spanien-Trip mitgemacht hat. »Ich war schon 2013 mit in Bordeaux, war in Mailand 2019, auch beim Halbfinale in Chelsea 2019 und habe vor allem gedacht, den DFB-Pokal-Triumph in Berlin 2018 über die Bayern könne nichts mehr toppen«, beginnt der Inhaber einer Sparkassen-Versicherungsagentur zu erzählen, »aber das, was wir Eintracht-Fans in Barcelona aufgezogen haben, stellt alles Vorstellbare in den Schatten.«

In der Jugend hat der 39-Jährige für die TSG Dorlar und den SC Waldgirmes gespielt, aktiv bei der TSG Dorlar und dem SC Dutenhofen/Münchholzhausen. Mittlerweile ist der Edelfan auch Vater geworden, trainiert aber weiter in der bereits sechsten Spielzeit den SC Dutenhofen/Münchholzhausen in der Kreisliga B. Fußball ist und bleibt seine Leidenschaft, sein Herz schlägt dabei seit Ewigkeiten für den hessischen Fußball-Bundesligisten. Die Waldstadion-Dauerkarte gehört ebenso selbstverständlich zum Jahresbudget wie der Vertrag beim Stromanbieter und dürfte später Söhnchen Luca vererbt werden.

Beim Ergattern der Rückspiel-Karte für diesen historisch gewordenen 14. April hatte Marco Emmerich am Tag der Auslosung zunächst ein Dutzend Rückschläge zu verkraften. Der Flug über Düsseldorf wurde ins Blaue hinein gebucht, ohne überhaupt im Besitz eines Tickets zu sein. Das Schicksal meinte es aber gut mit »Emma« und seinen fünf Mitfiebernden (Jan, Joshua, Steffen, Jenni und Chris), denn die Tochter des Dutenhofener Teambetreuers hatte als Medizinstudentin Kontakt zur einer spanischen Austauschstudentin, über die letztlich der erfolgreiche Kartenerwerb zustande kam.

Die katalanische Metropole, insbesondere die Rambla wurde bereits am Vorabend des Spieles trotz stündlich steigender Bierpreise von Eintracht-Anhängern vereinnahmt. »Wir sind ja alle eng vernetzt«, waren die 10 000, 20 000, 30 000 Frankfurter laut Emmerich immer genauestens über alles informiert, »der Stadionmarsch vom Plaza de Cataluña zum Camp Nou am Spieltag war mega.« Die 5,5 Kilometer wurden von 16.30 Uhr bis 19.30 Uhr zurückgelegt, »eine Stunde vor Spielbeginn waren gefühlt nur Eintracht-Fans im Stadion«.

Die gute Stunde bis zum sagenhaften 3:0, die letzten 20 Minuten bis zum 2:3 - das alles ist noch richtig unwirklich für Emmerich. »Ich hätte mir das nie träumen lassen. Dafür habe ich gerne 50 000 Schritte zurückgelegt«, schmunzelt der 39-Jährige noch drei Tage später, »nach dem Schlusspfiff haben uns die Ordner dann alle anstandslos zur Fantribüne pilgern und geschlossen mit der Mannschaft diesen Sieg feiern lassen.«

Auf dem Rückweg, weit nach Mitternacht, allerdings stoppte das geflashte Mittelhessen-Sextett ein Taxi auf offener Straße und ließ sich wieder an die Ramblas fahren - wo die Nacht aber noch nicht zu Ende war.

550 Euro hat »Emma« der Drei-Tag-Trip mit Karte, Hotel und Flug gekostet. »Ohne Spesen«, zwinkert Emmerich mit den Augen, »da wird es bei den Preisen dort dann schnell vierstellig.« Egal! Dieses Erlebnis, diesen Triumph, diese magische Nacht wird ihm und seinen Freunden niemand mehr nehmen. »Das war es wert. Allemal!«

Und auch wenn zuerst noch das Halbfinale gegen West Ham United gespielt und von Spiel zu Spiel gedacht werden muss, so gibt es für den Atzbacher schon eine Endstation Sehnsucht: Sevilla am 18. Mai. Erreicht die Eintracht das Finale, wird Marco Emmerich erneut nichts unversucht lassen, live im Stadion dabei zu sein. »Das steht fest!«

Bilder für die Ewigkeit: Marco Emmerich vor Spielbeginn in Camp Nou, links aus dem Stadionmarsch heraus und oben mit (v. l.) Jenni, Chris, Jan, Joshua und Steffen siegesfreuden. FOTOS: ME

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