Eintracht-Legende und -Vorstandschef zu Besuch bei Gießener Wohnungslosen
Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt zu Besuch bei Gießener Wohnungslosen: Vorstandschef Axel Hellmann und Eintracht-Legende Uwe Bein machen Begegnungen, die sie berühren.
Ein kurzes Gespräch hier, ein Schal als kleines Geschenk da und natürlich auch ein Foto. Vorstandschef Axel Hellmann und Uwe Bein, Fußball-Weltmeister von 1990 und ehemaliger Spieler des Oberligisten VfB 1900 Gießen, haben als Teil der Aktion »Auf jetzt« am Samstag dem Diakonischen Werk in Gießen einen Besuch abgestattet.
Rund 250 Wohnungslose in Gießen
Ihr besonderes Augenmerk lag dabei auf der Problematik der rund 250 Wohnungslosen in der Stadt an der Lahn, die unter den aktuelle Einschränkungen des öffentlichen Lebens aufgrund der Coronavirus-Pandemie besonders zu leiden haben, schließlich sind viele soziale Einrichtungen seit Wochen geschlossen, die deutlich gesunkene Zahl von Passanten mache das Sammeln von Kleinspenden oder Pfandflaschen zum Bestreiten des Lebensunterhaltes noch schwieriger als ohnehin schon, zudem gelten weiter die Kontraktbeschränkungen, die die üblichen Treffen an den Plätzen der Szene nur mit Abstand oder in kleinsten Gruppen überhaupt erlauben.
Im Landkreis Gießen betreibt die Diakonie rund 30 Einrichtungen. Mehr als 100 Mitarbeiter sowie rund 550 freiwillige Helfer sind im Einsatz. Das Angebot umfasst unter anderem Tafeln, Schulsozial- und Jugendarbeit, die Bahnhofsmission sowie die Wohnungsnothilfe.
Besonders emotionale Begegnung für Ex-VfBler Uwe Bein
»Wenn man selbst auf der Sonnenseite des Lebens steht und dann mitbekommt, wie es den Leuten geht, die wir in Gießen getroffen haben, dann muss man erstmal tief durchatmen«, sagte Bein hinterher. Besonders emotional habe ihn der Austausch mit zwei Fußballfans berührt, die große Teile seiner eigenen Karriere mitverfolgt haben - auch live im Stadion, wie etwa bei einer Europapokal-Partie in Istanbul.
Die individuellen Lebensgeschichten und Werdegänge haben auch Vorstandsmitglied Axel Hellmann bewegt. Er betonte, dass auch in Zukunft vermehrt Handlungsbedarf bestehe: »Wir stehen erst am Anfang einer Entwicklung.« Auch nach der Krise müsse gesellschaftliche Unterstützung geleistet werden, um nachhaltig die Strukturen für hilfsbedürftige Menschen zu stärken. »Ich denke, wir werden mit ›Auf Jetzt‹ einen längeren Atem brauchen, als viele gedacht haben«, sagte Hellmann.
Begeistertes Feedback von Gießener Sozialarbeiter
Bei der Aktion, die von der gleichnamigen Kampagne des Eintracht-Umfeldes in der schwierigen Bundesliga-Saison 2015/6 auf die Beine gestellt worden war, inspiriert ist, geht es laut Hellmann darum, dem Umfeld etwas zurückzugeben, in dem man Worte über unterstützenswerte Projekte verliert, aber auch Taten sprechen lässt, indem man vor Ort mit anpackt - und natürlich auch zu Sach- und Geldspenden aufruft, um in Zeiten der Corona-Krise die Menschen zu unterstützen, die Hilfe besonders nötig haben - gerade weil zum Ende dieses Jahres die EU-Fördermittel für das Wohnungslosenprojekt auslaufen. »Die Strukturen in Gießen sind gut, aber sie geraten in einer solchen Ausnahmesituation auch ökonomisch unter Druck, sodass Hilfe notwendiger denn je ist«, sagte Hellmann.
»Die Leute haben sich einen Ast gefreut, das wird ihnen nachhaltig gut tun«, sagte Konstantin Potthoff von der Aufsuchenden Sozialarbeit der Gießener Diakonie. »Es war großartig und schön zu sehen, wie man sich ganz normal miteinander unterhalten hat.«