Eine emotionale Rückkehr

Mit Bjarne Kraushaar und Tim Uhlemann kehren heute (19 Uhr) zwei Eigengewächse der Gießen 46ers an ihre alte Wirkstätte zurück. Dann ist ihr neuer Club Phoenix Hagen in der Sporthalle Ost gefordert. Wir sprachen mit den beiden Ex-Gießenern vor dem Match.
Beide stammen gebürtig aus Gießen. Beide gehören dem Jahrgang 1999 an. Beide spielten mehrere Jahre für die Clubs der Gießen 46ers. Und: Beide stehen nun auf Seiten von Phoenix Hagen, denen sie sich im vergangenen Sommer anschlossen.
Nun kommt es zur ersten Rückkehr in die alte Heimat als Sportler. Uhlemann und Kraushaar gehen mit Vorfreude an die Sache: »Wir sprechen schon die ganze Woche darüber«, sagt Kraushaar. Neu sei vor allem die Perspektive, als Gastspieler in die Osthalle zu kommen: »Ich bin quasi neben der Osthalle aufgewachsen und habe dort mein ganzes Leben verbracht«, so der Guard.
Wir erreichen die beiden in ihrer Mittagspause, einige Tage vor dem prestigeträchtigen Duell der beiden Standorte, die seit Beginn des Profibasketballs in Deutschland mitmischen. Bevor es um die für so ein Gespräch üblichen Themen geht, steht eine Frage ganz oben auf dem Zettel: Ob »Timbo« Uhlemann seinen Spitznamen von der Lahn mit an die Volme genommen hat. Kraushaar schmunzelt: »Ja, das hat sich eigentlich sofort eingebürgert. Die Fans rufen ihn manchmal Uhle, aber im Team ist und bleibt er Timbo.«
Eingebürgert, das haben sich auch die beiden Gießener in Hagen schnell. »Ich habe mich gut eingelebt und schon viel von der Stadt gesehen«, sagt Uhlemann. Dass die beiden Mittelhessen im Doppelpack zu den Feuervögeln stießen, sei keine große Sache gewesen: »Das Team ist im Prinzip komplett neu. Da mussten sich alle erst zurechtfinden. Aber das hat gut funktioniert, die Chemie in der Mannschaft stimmt«, ergänzt Kraushaar.
Das überträgt sich auf die sportliche Leistung. Beim Auswärtssieg in Paderborn hatten viele Hagener Fans ihre Mannschaft begleitet und zum deutlichen Sieg supportet: »Da hatte ich echt Gänsehaut, das war eine Bombenstimmung.«
Beide betonen, dass sie im Sommer einfach ihren nächsten Schritt als Profis machen wollten. Auf dem Papier sah es nach einer guten Idee aus, sie als »Local Heroes« in das ProA-Abenteuer in Gießen einzubinden. 46ers-Coach »Frenki« Ignjatovic suchte jeweils das Gespräch. Während sich Uhlemann bewusst dafür entschied, die Komfortzone Gießen zu verlassen, waren bei Kraushaar auch äußere Einflussfaktoren ausschlaggebend: »Vom Verein gab es keine Rückmeldung«, sagt der 23-Jährige. Manager Sebastian Schmidt habe kein Interesse signalisiert: »Aber es gab keinen Stress. Ich habe mir dann selbst gesagt, dass es Zeit für einen Neuanfang ist.«
Dieser ist beiden Spielern gelungen. Hagen steht mit drei Siegen aus vier Spielen gut da in der Tabelle. Uhlemann ist eine der ersten Shooting-Optionen von der Bank, legt 13.3 Punkte in 20 Minuten auf. »Der Wurf fühlt sich sehr gut an derzeit«, sagt der Forward, dessen Quote von außen bei starken 50% liegt. »In Gießen lag der Fokus immer auf Johannes Lischka oder mir«, erinnert sich Uhlemann an seine Zeit in der ProB bei den Rackelos. »Hier verteilt sich das auf mehrere Personen, das macht die Würfe leichter.«
Kraushaar sieht bis dato ebenfalls 20 Minuten pro Partie, scort 8.8 Punkte und 4.5 Assists im Mittel. Für den ehemaligen U20-Nationalspieler ist da aber noch viel Luft nach oben: »Ich hatte am Anfang Verletzungspech und spielte nicht so viel.« Ein angebrochener kleiner Zeh drückte auf die Leistung. »Mit zwei oder drei anderen bin ich der Leader im Team«, gibt sich Kraushaar selbstbewusst, dass die Einsatzzeiten demnächst noch größer ausfallen dürften.
Viele Spiele ihres Ex-Clubs haben die beiden noch nicht gesehen. »Wir haben meistens zeitgleich gespielt«, erklärt Kraushaar. Erst in der Vorbereitung auf das Match habe er mehr Eindrücke des neuen 46ers-Teams erhalten. »Mein Tipp ist, weil ich für Hagen spiele, dass wir gewinnen. Aber es wird sicher umkämpft«, blickt Uhlemann zum Schluss auf die heute anstehende Partie. »So, wie es bislang läuft, glaube ich an einen Sieg von uns«, ist auch Kraushaar optimistisch. Generell bleibt ein Daumen aber weiterhin für den Heimatclub gedrückt: »Danach darf Gießen gerne wieder gewinnen!«