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Eine bittere Wahrheit

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Von: Ralf Waldschmidt

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Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte: Juri Knorr (Mitte) von den Rhein-Neckar Löwen kann beim Donnerstag-34:24 vollkommen problem- und körperlos durch die Wetzlarer Abwehr spazieren, erhält praktisch sogar noch grün-weißen Begleitschutz. Bundesliga-Abstiegskampf geht anders! © Imago Sportfotodienst GmbH

Sieglos seit acht Bundesliga-Partien. Punktlos gar. Acht Niederlagen in Folge - aber nicht wie oftmals entschuldigend angeführt - knapp und unglücklich mit einem oder zwei Treffern, sondern seit dem 25:31 gegen den THW Kiel am 5. Dezember 2022 stets mit vier (!) und mehr Toren.

Beim 24:34 bei der SG Flensburg/Handewitt vor drei Wochen sowie Donnerstag mit dem gleichen Resultat bei den Rhein-Neckar Löwen waren es sogar jeweils 10 (!). Und in der SAP-Arena ließen die Knorr und Co. die Wetzlarer noch glimpflich davonkommen, hätten nach dem 24:9 (33.) auch gut und gerne mit 15 (!) oder gar 20 (!) gewinnen können. Das war eher ein Zwei- als ein Ein-Klassen-Unterschied.

Die bittere Wahrheit ist die, dass die HSG Wetzlar nach einem Jahrzehnt ohne Erstliga-Sorgen unter Trainer-Legende Kai Wandschneider Abstiegskampf nicht kann. 9:35 Punkte und Tabellenplatz 16 sorgen für unzählige schlaflose Nächte.

»Ich bin fassungslos, wie wir uns präsentiert haben. Die Leistung in der ersten Halbzeit war eine Frechheit. Dafür habe ich absolut kein Verständnis. Es hat an allem gefehlt, was im Abstiegskampf und gegen eine Spitzenmannschaft wie die Löwen notwendig ist. Jede Kritik an diesem Auftritt ist berechtigt«, gab sich Wetzlars Geschäftsführer Björn Seipp schon kurz nach der Partie in der klubeigenen Pressemitteilung konsterniert.

Auch der mittlerweile seit drei Monaten im Amt befindliche Trainer-Nachfolger von Benjamin Matschke, Hrvoje Horvat, konnte das Geschehene kaum in Worte fassen: »Unser Auftritt in der ersten Halbzeit war eine Katastrophe. Wir haben kopflos gespielt und sind vor den Zweikämpfen im Angriff weggelaufen. So viele Fehlwürfe und Ballverluste sind in der Bundesliga tödlich. Vor allem gegen einen Gegner wie die Löwen, wo jeder weiß, dass sie es gnadenlos bestrafen«, wird er auf der Klub-Homepage zitiert.

Die bittere Wahrheit ist die, dass die HSG Wetzlar auch wegen der zweifelhaften Nachverpflichtungen von Filip Kuzmanovski und Nikita Pliuto Abstiegskampf nicht kann.

»Jetzt gilt es, den Kopf frei zu bekommen und danach ganz eng zusammenzustehen und in den nächsten drei Spielen nach der Nationalmannschaftspause deutlich besser anzugreifen«, bemüht der bislang hinter allen Erwartungen zurückgebliebene Sommer- Neuzugang und Matschke-Wunschkandidat Hendrik Wagner über Facebook zum x-ten Mal die Handball-Psychologen. Das aber nutzt sich ab, weil Woche für Woche die immer gleichen Beschwörungen im Nichts verhallen.

In den nächsten drei Partien am 19. März gegen den Bergischen HC, am 26. März beim TVB Stuttgart sowie am 1. April im Abstiegs-Thriller gegen GWD Minden aber müssen die Nyfjäll, Rubin und Co. liefern. Müssen zeigen, dass sie Abstiegskampf doch können, dass sie erstligatauglich sind.

Dann vielleicht mit der einen oder anderen flankierenden Personalie. Einem Ole Klimpke, der das »Wolle«-Gen und das grün-weiße Herz in sich trägt und körperlich auch wirklich Widerstand zu leisten vermag. Dann mit einem Stefan Cavor in der Anfangsformation anstatt mit einem Bundesliga-»Rookie« auf Halbrechts, der gleich die ersten drei von vier Angriffen versemmelt. Und vor allem mit einem Playmaker, dem die Ohnmacht nicht ins Gesicht geschrieben steht und der aus diesem Grund das »Kleine Einmaleins« des Dribblings (37.) verlernt zu haben scheint.

In zwei Wochen müssen alle Köpfe frei sein; in zwei Wochen müssen dann doch alle Abstiegskampf können. Wirklich alle. RALF WALDSCHMIDT

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