Ein Punkt Zuversicht

Vor den bevorstehenden Kellerduellen beim Neuling ASV Hamm-Westfalen und gegen den TVB Stuttgart hat die HSG Wetzlar mit dem 25:25-Unentschieden gegen FA Göppingen den ersten Punkt Zuversicht in dieser Bundesliga-Saison eingefahren.
Endlich der erste Punkt! Mit 25:25 (13:11) trennten sich am Samstagabend Handball-Bundesligist HSG Wetzlar und Frisch Auf Göppingen. »Unglaublich schön, unglaublich wichtig«, strahlte HSG-Spielmacher Jonas Schelker. »Diese Woche war nicht so einfach. Umso schöner jetzt der Punkt.«
Vor allem im Hinblick auf die nächsten Aufgaben, war das Positiverlebnis für die Mittelhessen wichtig. »Ich glaube, dass das ein Brustlöser sein kann«, sagte Linksaußen Lukas Becher. »Die nächsten Aufgaben werden nicht leichter. In Hamm und zu Hause gegen Stuttgart, beides Teams, die auch enormen Druck haben. Trotzdem denke ich, dass wir absolut weiter in die richtige Richtung gehen. Der Punkt ist brutal wichtig.«
An Spannung war das Spiel kaum zu überbieten. Aber auch was die Ereignisdichte anging, hatte die Partie einiges, wenn nicht alles aufzuweisen. Beiden Mannschaften war die Verunsicherung bezüglich der eigenen Leistungsfähigkeit anzumerken. Technische Fehler hüben wie drüben, aber auch verbessertes Torhüterspiel sorgten für eine ausgeglichene Partie.
Wetzlar agierte von Beginn an mit einer 5:1-Abwehr, auf der nicht nur Emil Mellegard auf der Spitze versuchte das Angriffsspiel der Gäste zu stören. Auch Lenny Rubin und Vladan Lipovina rückten immer wieder früh und weit raus, um den Göppinger Rückraum in Stress zu versetzen. Ähnlich sah es allerdings auch auf der anderen Seite aus. Hier sollten mit einer offensiv ausgerichteten 6:0-Formation vor allem Rubin und Lipovina vom Tor weggehalten werden.
Daniel Rebmann im Tor von Frisch Auf war von Beginn an da. In den ersten sechs Minuten knöpfte er den Wetzlarern gleich vier Bälle ab. Im weiteren Verlauf sorgten er mit insgesamt elf und der in der zweiten Halbzeit eingewechselte Marin Sego mit drei Paraden dafür, dass das Torhüterduell zugunsten der Gäste ausging.
Die Göppinger Angreifer machten daraus jedoch zu wenig. Dieses Schicksal teilte man sich auf beiden Seiten, denn auch die HSG produzierte zu viele Fehler und Fehlwürfe, um sich in der ersten Hälfte einen Vorteil zu verschaffen. So blieb es bis zum 9:9 ausgeglichen, ehe der erste wirkliche Aufreger durch die Wetzlarer Arena tobte.
Zuvor gab es bereits ein, zwei Schiedsrichterentscheidungen, die aus Grün-weißer Sicht streitbar waren. Die in der 25. Minute brachte die Gemüter an den Siedepunkt. Lipovina erwischte Josip Sarac bei einer unübersichtlichen Abwehraktion unglücklich im Gesicht und kassierte dafür ohne lange Überlegung die rote Karte. Eine Zeitstrafe hätte es hier auch getan, zumal eine ähnliche Situation auf der anderen Seite in der zweiten Hälfte »nur« mit zwei Minuten bewertet wurde.
Die Reaktion der HSG war bemerkenswert. Ein zu früh weggepfiffenes Tor von Radojica Cepic beantwortete Magnus Fredriksen mit einem No-Look-Pass auf Mellegard zum 10:9 per Kempa-Tor. Der nächste Nackenschlag kurz vor der Halbzeit. Nikolic war bei einem Zweikampf mit Kozina umgeknickt, blieb liegen und musste draußen behandelt werden. Dem allem zum Trotz, tobte die Halle und trug die Grün-Weißen in der Schlussphase zur 13:11-Führung in die Pause.
Im rechten Rückraum machte sich das Fehlen von Lipovina und Nikolic, der später aber wieder eingreifen konnte, bemerkbar. Der dort eingesetzte Cepic fühlte sich sichtlich unwohl in seiner Haut. Da Hendrik Wagner krankheitsbedingt kurzfristig passen musste, sah Trainer Matschke aber wohl keine andere Alternative. Trotz der sichtbaren Verlagerung auf die linke Seite kam Wetzlar besser in die zweite Hälfte. Rubin wurschtelte die Kugel in der 33. Minute zum 15:11 in die Maschen, die erste Vier-Tore-Führung für die HSG.
Matschke wechselte durch und nahm beim 16:13 - nach zwei Fehlwürfen und einem Fehlpass - die Auszeit. »Ihr müsst mehr auf mich hören«, lautete seine deutlich bei Sky vernehmbare Ansage. Bis zum 22:19 (48.) hielt seine Mannschaft zumindest die Drei-Tore-Führung. Beide Angriffsreihen mussten für jedes Tor hart arbeiten, profitierten aber hier und da auch von den Fehlern des Gegners.
Sechs Minuten später hatte Göppingen die Gunst der Stunde genutzt und glich zum 22:22 aus. »In der Crunchtime waren wir wieder ein bisschen dumm«, brachte Schelker die letzte Viertelstunde auf den Punkt. »Wir hätten heute wieder zwei Punkte mitnehmen können.« So ging Frisch Auf in Führung und ließ die Grün-Weißen buchstäblich bis zur letzten Sekunde zittern. Göppingen legte auf 25:24 vor, es blieben noch 20 Sekunden und Matschke gab in seiner letzten Auszeit die Konzeption vor. Letzten Endes war es Rubin, der die Verantwortung übernahm und den Ball zwei Sekunden vor Ablauf der Uhr zum 25:25-Ausgleich an Sego vorbei ins Tor hämmerte. »Das ist Balsam für die Seele«, so Becher.
HSG Wetzlar: Klimpke, Suljakovic; Nyfjäll (1), Lipovina (4), Schmidt (1), Nikolic (1), Becher, Weissgerber (2/1), Schelker, Fredriksen (2), Mellegard (2), Cepic (3), Rubin (6), Novak (3).
Frisch Auf Göppingen: Rebmann, Sego; Kneule (1), Duarte, Lindenchrone (1), Sarac (4), Ellebaek (4), Blagotinsek, Schiller (10/5), Goller (1), Hermann, Kozina, Malus (1), Schmidt (3).
Im Stenogramm / SR: Schulze/Tönnies (Magdeburg). - Z: 3419. - Zeitstrafen: 8:12 Minuten. - Rot: Lipovina (Foulspiel, 25.). - Siebenmeter: 2/1:7/5.
