EC Bad Nauheim: Mit neuen Impulsen zu alter Stärke

Ein neuer Trainer, vier neue Kontingentspieler, neues deutsches Führungspersonal, ein neuer Impuls für die Multifunktionsarena: DEL 2-Klub EC Bad Nauheim strebt mit Harry Lange als Chefcoach das Viertelfinale an.
Der niedrigste Punkteschnitt und die meisten Gegentore seit dem DEL 2-Aufstieg 2013, dazu die schwächste Auswärtsbilanz aller 14 Zweitliga-Klubs - vieles war schief gelaufen in der Vorsaison des EC Bad Nauheim - gerade ab Dezember 2020. Das sportliche Ziel, das Playoff-Viertelfinale, war letztlich erneut verfehlt worden. Im Februar stieg Harry Lange als Nachfolger von Hannu Järvenpää vom Assistenten zum Cheftrainer auf. Trotz des Starts mit sieben Niederlagen: Die Handschrift des Österreichers, der seit 2012 bei den Roten Teufeln unter Vertrag steht (zunächst als Aufstiegs-Held, später als Assistenz-Trainer), war rasch zu erkennen.
Die logische Konsequenz: Lange, einst im Colonel-Knight-Stadion und mit einem Abschiedsspiel aus der aktiven Karriere entlassen, erhält seine Chance. Und in die hat sich der frühere Stürmer hineingekniet. Er hat die Schwachstellen analysiert und setzt auf Erfahrung; gerade auf den deutschen Schlüsselpositionen: Mit den Verteidigern Kevin Schmidt und Patrick Seifert sowie Stürmer Tobias Wörle wurden DEL-erfahrene Führungsspieler verpflichtet. Der Altersdurchschnitt hat sich von 24,1 Jahren (zweitjüngster Kader, Förderlizenzspieler schon eingerechnet) aus dem Vorjahr auf 27,4 (ältester DEL 2-Kader, noch ohne »Fölis«) erhöht. Gleich zwölf Neuzugänge hat Lange von einem Wechsel nach Bad Nauheim überzeugen können. Das Ziel ist klar: das Viertelfinale soll es schon sein.
Im administrativen Bereich hat die GmbH die Zahl ihrer Aufsichtsratsmitglieder erhöht, zudem tritt man bezüglich des Bauvorhabens in die nächste Planungsphase ein, um zum Jahresende eine politische Grundsatzentscheidung einfordern zu können.
Tor: Die Besetzung ist unverändert - und ebenso die Rollenverteilung. Mit der Vertragsverlängerung mit Felix Bick wurde bezüglich der Nummer-eins-Position frühzeitig Klarheit geschaffen. Als Back-up hofft Philipp Maurer von Kooperationspartner Köln auf mehr Eiszeit. In der vergangenen Saison war der Rechtsfänger insgesamt auf nicht einmal 300 Einsatzminuten gekommen.
Abwehr: Die Achillesferse im Vorjahr. In der eigenen Zone hatten den Roten Teufeln vielfach Stabilität und Ordnung gefehlt; auch, da aufgrund zahlreicher Ausfälle reichlich improvisiert werden musste. Mit Huba Sekesi, zuletzt Kapitän, und Tomas Schmidt sind nur zwei Profis aus dem Kader der vergangenen Saison noch dabei. Urgestein Daniel Ketter hat seine DEL 2-Laufbahn nach zehn Saisons bei seinem Heimatverein beendet und verbindet in Limburg (Oberliga) Sport und berufliche Fortbildung.
Der neue Leader ist der langjährige DEL-Profi Kevin Schmidt, der zuletzt in Österreich unter Vertrag gestanden hatte und in Bad Nauheim während der Vorbereitung die erhoffte, tragende Rolle übernehmen konnte. Neu sind zudem Eric Stephan (Frankfurt), Philipp Wachter (Riessersee) und Mark Shevyrin (Höchstadt), der voraussichtlich aber beim Oberliga-Kooperationspartner Diez-Limburg Eiszeiten sammeln dürfte. Ergänzt werden soll die Abwehr durch die Förderlizenzkooperation mit den Kölner Haien. In der Vorbereitung haben die Roten Teufel allerdings auf Unterstützung verzichten müssen. Neu, aber in den ersten Wochen fehlend: Patrick Seifert, ein weiterer langjähriger DEL-Spieler (zuletzt bei Ligakonkurrenten Ravensburg unter Vertrag), der nach einer Adduktoren-OP wohl erst nach der November-Pause in den Spielbetrieb einsteigen wird.
Sturm: Hier, im offensiven Bereich, gibt’s den zweiten Langzeitausfall. Marc El-Sayed ist nach einer Herzmuskelentzündung - verbunden mit einem rund halbjährigen Sportverbot - wieder im Training, prognostiziert wird ein Comeback für Dezember; gefühlt stellt der langjährige DEL-Profi aufgrund der langen Pause einen Neuzugang dar.
Neu sind sämtliche Kontingentspieler, da die beiden Topscorer Cason Hohmann (Bayreuth) und Jamie Arniel (Bratislava) nicht zu halten waren. Der neue Anführer Taylor Vause stand ebenso wie Jerry Pollastrone zuletzt in Österreich unter Vertrag, Jordan Hickmott in der Slowakei. Ein weitgehend unbeschriebenes Blatt ist hingegen Tristan Keck (14 Spiele Europa-Erfahrung in Großbritannien).
Als deutscher Führungsspieler wurde der langjährige DEL-Profi Tobias Wörle aus Kaufbeuren verpflichtet. Vom Oberligisten Regensburg kam zudem Fabian Herrmann, der eine Liga höher den nächsten Schritt gehen soll. Ergänzend planen die Roten Teufel auch hier mit Förderlizenzspielern aus Köln, die in der Vorbereitung allerdings ebenso fehlten, wie ihre defensiven Teamkollegen.
Der Dienstälteste im Kader ist inzwischen Andreas Pauli, der - mit einjähriger Unterbrechung - seit 2015 für den EC Bad Nauheim spielt. Die Mitt-Zwanziger sind Christoph Körner, Stefan Reiter und Mick Köhler (zuletzt »Föli« aus Köln, jetzt fest in Bad Nauheim), die allesamt den DEL-Traum noch nicht abgeschrieben haben.
Fazit: Der Kader scheint - sofern die Kontingentspieler »funktionieren« - stärker besetzt als im vergangenen Winter. Mit Schmidt, Wörle sowie in dem Laufe der Saison einsteigenden Seifert und El-Sayed haben die Roten Teufel reichlich Führungsqualität auf den deutschen Positionen dazugewonnen. Die Qualifikation für das Viertelfinale ist das Ziel - und das erscheint auch realistisch.