Doppelter Druck

Nach der Nationalmannschaftspause sind die Gießen 46ers in der 2. Basketball-Bundesliga zweimal in drei Tagen gefordert. In Quakenbrück und zu Hause gegen Leverkusen muss man sich dem selbst auferlegten Erfolgsdruck stellen.
Alles unter der Playoffqualifikation ist für mich kein Erfolg. Da habe ich mich deutlich positioniert«, sagt Headcoach »Frenki« Ignjatovic. Nach zwei Saisondritteln stehen seine Gießen 46ers in der Basketball-ProA auf Rang fünf, müssen nach drei Niederlagen in Folge aber schnell wieder zurück in die Erfolgsspur, um diesem selbst auferlegten Leistungsdruck gerecht zu werden.
Dabei erinnert Ignjatovic daran, dass es BBL-Absteiger in den letzten Jahren oft auf neuem Zweitliga-Terrain mit schwierigen sportlichen Bedingungen zutun bekamen. Auch verweist der Serbe auf Jena und Leverkusen, die im Tabellenkeller verweilen: »Vor der Saison wurden sie als Aufstiegskandidaten gehandelt.« Vor diesem Hintergrund und aufgrund der Tatsache, dass man bei den 46ers auch im Backoffice daran bastelt, den Klub wieder auf ein solideres Fundament zu stellen, sei die bisherige Spielzeit objektiv bereits jetzt ein Erfolg. Man möchte sich tatsächlich nicht ausmalen, was los wäre, würden die 46ers nach vier sehr schweren Jahren auch in der ProA nur um den Abstieg kämpfen. »Aber das Umfeld hätte die Playoffs einfach sehr verdient. Wir haben es selbst in der Hand, da zu bleiben, wo wir gerade sind.«
Die Lage: Gießen braucht mindestens einen Sieg aus zwei Spielen, um den derzeitigen Tabellenplatz zu verteidigen. Fünf Niederlagen in Folge könnten zu einer Abwärtsspirale führen, aus der man sich nur schwer herauszukämpfen vermag. Problematisch ist, dass man am Freitag (19.30 Uhr) zunächst gegen die Artland Dragons ran muss, die sich nach verhaltenem Saisonbeginn zum Spitzenklub gemausert haben und mittlerweile auf dem dritten Rang stehen. Gegen Leverkusen (Sonntag, 16 Uhr) ist man in der eigenen Osthalle auf dem Papier Favorit. Aber wollen die Gießener gegen die Mannschaft vom Bayer-Kreuz, die sich in den letzten Wochen unter anderem mit Ex-Rackelo Nick Hornsby verstärkt hat, wirklich mit vier Niederlagen im Rücken antreten?
Schon daher wäre es gut, im Artland Selbstvertrauen zu tanken. »Unsere 13 Siege basieren mit Sicherheit auf dem erfolgreichen Heimspiel, welches wir mit Buzzerbeater für uns entschieden«, erinnert sich Ignjatovic gern an das Hinspiel gegen die Drachen. Damals war es Center Stefan Fundic, der mit einem Notdreier eine furiose Aufholjagd krönte und die Grundlage für den Selbstvertrauens-Booster besorgte.
Die Gegner : Unterschied- licher könnten die beiden Ex-BBL-Klubs Artland Dragons und Bayer Leverkusen kaum sein. Quakenbrück - liebevoll von Fans deutschlandweit »Entenhausen« genannt - gehört zu den heißesten Teams der Liga. Nach katastrophalem Saisonstart, an dem auch Gießen nicht ganz unschuldig war, gewannen die Niedersachsen acht ihrer letzten zehn Spiele. »Wir freuen uns auf dieses Spiel und wollen den Grundstein für ein erfolgreiches Wochenende setzen, um dann zu Hause gegen Leverkusen mit Selbstbewusstsein an die Sache zu gehen«, sagt Ignjatovic.
Besagte Leverkusener starteten noch mal deutlich schwächer in die Saison, konnten nach prominenten Nachverpflichtungen - der bereits erwähnte Hornsby etwa zählte zu den ProB-Meister-Helden von 2019 - Boden gutmachen. Die Abstiegsränge konnte das von Hansi Gnad trainierte Team damit aber immer noch nicht verlassen. Zuletzt verlor man zwei Spiele in Folge. Gnad ist gewarnt: »Gießen wird eine harte Nuss. Dort ist die Stimmung immer sehr aggressiv.«
Personelles: Während Enosch Wolf nach überstandener Erkrankung wieder wird mitspielen können, erwischte es gesundheitlich jetzt Justin Martin. Von seiner Länderspielreise mit Kamerun kehrte Roland Nyama leicht verletzt zurück (Wadenprobleme).
Headcoach Ignjatovi c zur Frage, wie das Team mit dem Druck umgeht: »Da gibt es kein spezielles Rezept. Jeder kennt die Situation. Es gibt Siegesserien, es gibt Niederlagenserien. Man muss daran glauben, was man macht, und hoffen, dass der Kader, wenn er komplett ist, die Wende hinbekommt. Wir haben dreimal knapp verloren, waren da aber stets nicht vollzählig. Wir müssen weiter an uns und an die Wende glauben.«
Das sagt Kapitän Brauner zu den zwei kommenden Gegnern: »Das wird ein anspruchsvolles Wochenende. Wir reisen am Freitag erst in Quakenbrück an, die sehr gut zusammenspielen. Aber auch wir haben viele gute Spieler, die eben einen Weg finden müssen, gut zusammenzuspielen. Auf jeden Fall müssen wir darauf achten, unseren Rhythmus nicht zu verlieren. Auch Leverkusen darf man nicht unterschätzen. Sie haben sich gut gefangen und spielen derzeit sehr solide.«