DM-Kriterium besitzt Strahlkraft

Das Radrennen »Rund um das Stadttheater« ist in diesem Jahr sogar von nationaler Bedeutung. Zwei deutsche Meistertitel und Punkte für die Rad-Bundesliga sind diesmal beim Rennsonntag in der Gießener Innenstadt zu holen.
Das Radrennen »Rund um das Stadttheater« geht am Sonntag in seine jüngste Auflage. Kleine Anpassungen halten es trotz oder gerade wegen seiner langen Geschichte immer beliebt und hoch im Kurs. Als eines der ältesten noch stattfindenden Radrennen in Hessen zählt das schnelle 800-Meter-Oval auch zu den kürzesten Rundkursen. In Rennfahrerkreisen wird die Strecke, die von der Johannesstraße über die Neuen Bäue, die Südanlage und die Goethestraße führt, oft mit einem Bahnrennen verglichen. Das passt in diesem Jahr umso mehr, denn alle Rennen an diesem Tag werden als Kriterium gefahren. Das bedeutet, das Tagesergebnis wird durch regelmäßige Wertungssprints anhand der eingefahrenen Punkte ermittelt. Dazwischen halten Prämiensprints das Tempo weiter hoch.
Statt mit kurzen Rennen der Nachwuchsklassen den Tag anlaufen zu lassen, geht es diesmal direkt mit einem Höhepunkt los: Um 9:30 Uhr startet die Amateur-Männerklasse vor der Sparkassen Zentrale in der Johannesstraße zum Finale um die deutsche Meisterschaft im Kriteriumfahren. Nach 30-jähriger Pause findet diese DM erstmals wieder statt und feiert in Gießen ihre Wiedereinführung. Die langjährige Erfahrung der RSG Gießen und Wieseck als Ausrichter des Rennens sei ein Grund gewesen, diese Premiere zu »Rund um das Stadttheater« zu vergeben, sagte Günter Schabel, Vizepräsident Leistungssport beim Bund Deutscher Radfahrer. In vier Qualifikationsrennen wurden die Fahrer ermittelt, die in Gießen um den Titel kämpfen dürfen. Ergänzt mit Fahrern der nationalen Rangliste gehen rund 100 Starter auf den Kurs.
Der Bielefelder Dominic Klemme (Harvestehuder RSV), der von 2009 bis 2014 Radprofi war, wird dabei als Favorit für den Titel gehandelt. Moritz Schütz von der ausrichtenden RSG Gießen und Wieseck hat sich als einziger Lokalmatador für dieses DM-Rennen qualifiziert. Er war schon drei Mal Sieger und zwei Mal Zweiter bei »Rund um das Stadttheater« und wird sich am Sonntag wohl erneut in Szene setzen wollen.
Das schwarz-grüne Trikot der RSG Gießen und Wieseck wollen auch Gerrit Henrich und Thomas Hockauf im Rennen der Senioren II und III in beste Position bringen, die gemeinsam mit den Junioren um 11:10 Uhr starten. Sie verfügen über langjährige Erfahrung im Radrennsport, die sie vermutlich auch brauchen werden, denn in Hanno Rieping vom Team pro-juventute.org ist der Vorjahressieger wieder dabei.
»Wenn wir die Strecke schon eingerichtet haben, dann nutzen wir sie auch«, sagt Organisationsleiter Torsten Günther, dem die Ausrichtung von Rennen für den Nachwuchs bei der Planung immer am Herzen liegt. Um 12:15 Uhr starten deshalb die Schüler U15 und die Jugend U17 zu ihrem Rennen. In der U15 feiert David Werner von der RV Gießen-Kleinlinden seine Premiere beim Heimrennen. In der U17 ist sein Vereinskollege Tim Nissel mit von der Partie, der als Vorjahressieger mit dem Rennen natürlich bestens vertraut ist.
Ab 13:15 Uhr sind die jüngsten Rennklassen, die Schüler U11 und U13 auf der Strecke und mit ihnen Jan Nissel (RV Gießen-Kleinlinden), der auf ein gutes Ergebnis in der U13-Wertung hofft.
Voller Vorfreude sind auch die Fahrerinnen der RSG Gießen Biehler. Sie können nicht nur - wie schon im Vorjahr - ihr Können vor heimischem Publikum zeigen, sondern zugleich Punkte für die Rad-Bundesliga einfahren. Erstmals in der Geschichte der Rad-Bundesliga ist dabei ein Kriterium Teil der Rennserie. Die Frauen-Mannschaft der RSG Gießen und Wieseck führt aktuell die Rad-Bundesliga an. Zusammen mit den Juniorinnen, die ebenfalls um Punkte für die Rad-Bundesliga fahren, sind beim »Großen Preis der Stadt Gießen« ab 13:50 Uhr dann gut 80 Fahrerinnen aus dem gesamten Bundesgebiet unterwegs.
Nochmal gut 100 Starter gehen ins Rennen, wenn um 16 Uhr der »Große Preis der Sparkasse Gießen« über 100 Runden (= 80 km) um die deutsche Meisterschaft im Kriteriumfahren der Elite-Amateure startet. Als Top-Favoriten für den Titel werden Jonas Schmeiser (RSC Kempten) und Florenz Knauer (Team 54x11) gehandelt. Schmeiser kann dabei auf eine stattliche Anzahl von zwölf Teamkollegen zählen, die sich für das DM-Finale qualifiziert haben. Dass auch sie mit mannschaftlicher Taktik etwas ausrichten können, haben die Fahrer des Teams 54x11 schon bei den Qualifikationsrennen gezeigt, als sie beispielsweise Teamfahrer Florian Obersteiner in Position brachten, damit sich der Wahl-Gießener mit Tempohärte für sein Heimrennen qualifizieren konnte. Dass Obersteiner mit Rennlizenz der RSG Gießen und Wieseck fährt und sie am Sonntag wohl ähnliche Interessen haben, könnte wiederum für den Biebertaler Niclas Zimmer interessant sein, der ebenfalls für die RSG fährt und sich bei Mountainbike- und Straßenrennen in der zurückliegenden Wochen in sehr guter Verfassung zeigte.