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Die schlechte Version

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Von: Daniela Pieth

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Oft zweiter Sieger: Kreisläufer Adam Nyfjäll und die HSG Wetzlar gegen Füchse-Keeper Dejan Milosavljev (96). © Jenniver Röczey

Leeres Punktekonto, leere Ränge. Die HSG Wetzlar hat beim 25:37 (11:18) gegen die Füchse Berlin die schlechte Version ihrer selbst gezeigt. Positiv an der Heim-Pleite war allein: es kann nur besser werden.

Das erste Heimspiel in der Handball-Bundesliga ging für die HSG Wetzlar gründlich daneben. Mit 25:37 (11:18) unterlag die Mannschaft von Trainer Benjamin Matschke den Füchsen Berlin. Damit unterstrich der Hauptstadt-Club auch in der zweiten Partie seine Ambitionen auf Titelgewinne.

Beide Mannschaften gingen mit ihrer Anfangsaufstellung aus der ersten Partie ins Spiel. Am ersten Spieltag bedeutete das bei den Füchsen Tempo, Souveränität und viele Tore. Bei der HSG eher das Gegenteil. Und so knüpften beide nahtlos an die Leistung von vor einigen Tagen an. Gleich im ersten Angriff nahm die Arie an technischen Fehler der Gastgeber ihren Lauf. Dennoch gelang es Lenny Rubin zum 3:1 zu treffen, da Torhüter Till Klimpke mit zwei Paraden gute Vorarbeit geleistet hatte. Die Hoffnung auf eine Fortführung verpuffte jedoch recht schnell. Bis zum 6:6 (10.) blieb Wetzlar auf Augenhöhe, fand seinen Meister aber zusehends in Dejan Milosavljev. Reihenweise scheiterten Vladan Lipovina, Lenny Rubin und Lars Weisgerber am Füchse-Keeper.

Die bewegliche Abwehr der Gäste tat ihr Übriges, um den ideenlosen Angriff der HSG ins Stocken zu bringen. Die beiden Türme im Mittelblock, Mijajlo Marsenic und Marko Kopljar, räumten am Kreis alles beiseite. Wetzlar ließ sich vermehrt zu unvorbereiteten Würfen hinreißen, produzierte Abspielfehler, verlor die Kugel förmlich aus den Händen und erschreckte sich vor dem Ball. »Man hat gemerkt, dass gewisse Abläufe bei Wetzlar noch Zeit brauchen«, merkte Füchse-Interimscoach Bob Hanning an.

Mitreißenden Handball bekam man von den Berlinern geliefert. Der Ball lief schnell und sicher durch die eigenen Reihen, bis der freie Mann gefunden war und zumeist traf. Übersicht, Geduld, Sicherheit, Durchsetzungsvermögen - Tugenden, die sich Wetzlar erst noch erarbeiten muss. »Ich habe die ganze Woche davon geredet, dass es nicht darum geht, gegen die Füchse Berlin zu spielen«, hält Matschke dagegen. »Sondern dass es darum geht, an der besten Version von uns selbst zu arbeiten. Jeder Spieler hatte heute gefühlt einen Rucksack auf, der immer schwerer wurde. Und wir haben es nicht geschafft in der Kommunikation, im Miteinander, uns zu erleichtern.«

In der zweiten Halbzeit nahm der Untergang der Grün-Weißen seinen unrühmlichen Verlauf. »Wir wurden immer leiser und zurückhaltender und haben nicht mehr in der letzten Aktion gelebt«, beschreibt Matschke seine Wahrnehmung nach der Pause. Wetzlar versuchte im Spiel Sieben gegen Sechs Akzente zu setzen, bekam aber etliche Male den Ball ins leere Tor.

»Das haben wir unfassbar gut verteidigt«, lobte Hanning seine Truppe, die jeden Fehler der HSG gnadenlos bestrafte. In der 53. Minute sorgte Valter Chrintz für die erste Zehn-Tore-Führung (31:21), obwohl Hanning munter durchgewechselt hatte. Es schien ein besseres Trainingsspiel unter Wettkampfbedingungen für die Gäste zu sein. »Minus zwölf zu Hause, das geht nicht«, war Lars Weissgerber selbstkritisch. »Ich glaube, das sah in der zweiten Halbzeit sehr energielos aus. Man merkt irgendwann, dass heute nichts geht. Trotzdem muss man versuchen, vor allem zu Hause, weiter Tempo zu machen und den Fans etwas zu bieten.«

HSG Wetzlar: Klimpke, Suljakovic; Nyfjäll (5), Lipovina (2), Schmidt (3), Becher (1), Weissgerber (8/3), Schelker, Fredriksen, Wagner, Mellegard (2), Cepic (2), Rubin (2), Novak.

Füchse Berlin: Kireev, Milosavljev; Wiede (6), Darj (2), Holm (1), Andersson (6), Lichtlein, Lindberg (4/2), Gidsel (39, Freihöfer (8), Langhoff (1), Chrintz (1), Kopljar (1), Vujovic (3), Marsenic (1), Drux.

Im Stenogramm / SR: Baumgart/Wild (Neuried/Offenburg). - Z: 2410. - Zeitstrafen: 6:6 Minuten. - Siebenmeter 3/3:3/2.

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Bezeichnend: Immer einen Tick zu spät, die Wetzlarer Bundesliga-Handballer um Lenny Rubin (rechts) beim noch schmeichelhaft ausgefallenen Heim-25:37 gegen Fabian Wiede und die Füchse Berlin. © Jenniver Röczey

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